Erneut weniger Mischfutter produziert
Auf seiner 23. Jahrestagung mahnte der Deutsche Verband Tiernahrung e. V. (DVT) kalkulierbare Rahmenbedingungen von der Politik für eine zuverlässige deutsche Futter- und Lebensmittelversorgung an, um nationalen und internationalen Herausforderungen im Agrarbereich gerecht werden zu können.
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Neue Zahlen der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) belegen die Notwendigkeit tiefgehender Lösungsansätze seitens der Politik. Das produzierte Mischfuttervolumen ging im Vergleich zum Wirtschaftsjahr 2021/22 um 4,6 % von 22,7 auf 21,7 Millionen Tonnen zurück. Das entspricht wie im Vorjahr rund einer Million Tonnen. Beim Mischfutter für Schweine fiel der Rückgang um rund 800.000 Tonnen auf 8,2 Millionen Tonnen am härtesten aus (ca. 10 %).
Das Produktionsvolumen im Nutz- und Mastgeflügelbereich schrumpfte ebenfalls: Mit rund 6,2 Millionen Tonnen wurde hier ein Rückgang um knapp 2,6 % verzeichnet. Der gleichzeitige Import von billigem Fleisch aus anderen Ländern verdeutliche dabei die verworrene und ungelöste agrarpolitische Lage in Deutschland, betonte DVT-Präsident Cord Schiplage. Nachdem bereits in den Vorjahren die Anzahl der Futtermittelhersteller sank, reduzierte sie sich auch im Wirtschaftsjahr 2022/23 um weitere fünf Betriebe auf 276 Hersteller.
DVT-Präsident Schiplage fordert tiefergehende Lösungsansätze der Politik
Cord Schiplage griff in seiner Rede anlässlich der 23. Jahrestagung des Deutschen Verbandes Tiernahrung e. V. vor rund 300 Gästen verschiedene Themen wie den Investitionsbedarf beim Umbau der Tierhaltung, die hohen Energiekosten oder den zunehmenden Bedeutungsverlust der deutschen Agrarbranche im internationalen Vergleich auf. „Investitionen werden zurückgehalten und die Tierzahlen gehen unaufhaltsam zurück, gleichzeitig bedarf es weltweit einer höheren Proteinversorgung. Der deutsche Markt verliert zusehends an Bedeutung“, sagte Schiplage mit Verweis auf Schätzungen der OECD. Der globale Handel sei ein Schlüsselfaktor für die Bekämpfung des Hungers.
Der DVT-Präsident kritisierte dabei die unzureichenden Vorschläge und Instrumente der Politik. „Ich finde es höchst bedauerlich, dass die Regierung sich auf einen Koalitionsvertrag geeinigt hat und diesen nun versucht abzuarbeiten, aber nicht flexibel genug ist, auf aktuelle Veränderungen einzugehen.“ Für langfristige Perspektiven brauche es die Unterstützung des Bundes im Zusammenspiel mit Wissenschaft, Fachverbänden und landwirtschaftlichen Praxisbetrieben. Als Beispiele vielfältiger Lösungsansätze aus Wissenschaft und Wirtschaft nannte Schiplage die Verwertung von Co-Produkten, nachhaltige, entwaldungsfreie Lieferketten und die Nutzung moderner Züchtungsmethoden.
Entlastung über Stromsteuer erforderlich
Auch die hohen Energiekosten machen der Futtermittelbranche weiter zu schaffen. Gemeinsam mit dem Deutschen Raiffeisenverband brachte der DVT seine Sorgen jüngst in einem gemeinsamen Schreiben an Vertreter der Bundesregierung zum Ausdruck. Angesichts der im europäischen Vergleich deutlich zu hoch angesetzten Stromsteuer sei eine Senkung dringend erforderlich, um die Qualität der Produktion und wirtschaftliche Existenzen zu sichern. Zu den weiteren Herausforderungen zählte Schiplage verschiedene Exportverbote im Ausland und damit einhergehend fehlende Absatzmärkte, eine unsichere Warenverfügbarkeit oder auch die instabile Preislage. Es sei für die kommenden Monate nicht absehbar, wie die Märkte weiter reagieren.