Inflation lässt einkommensschwache Haushalte sparen
Rund die Hälfte der Erwerbspersonen in Deutschland mit einem relativ niedrigen Haushaltseinkommen bis zu 2 000 Euro netto monatlich sieht sich gezwungen, weniger Lebensmittel zu kaufen, weil die Preise so stark gestiegen sind – insbesondere für Energie.
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Wie aus einer repräsentativen Befragung des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung hervorgeht, ist die Kaufzurückhaltung demnach zwar bei wachsendem Einkommen weniger ausgeprägt, aber dennoch ebenfalls noch spürbar. Laut Befragung wollen über alle Einkommensgruppen hinweg 39 % der Erwerbspersonen künftig weniger Nahrungs- und Genussmittel einkaufen, darunter 10 % „bedeutend weniger“. Je nach Energieart gaben überdies 62 % aller Befragten an, bei Warmwasser und 73 % bei Strom ihren Verbrauch reduzieren zu wollen. Haushalte mit niedrigen Einkommen liegen bei der Haushaltsenergie wiederum deutlich höher.
Etwa 36 % der befragten Erwerbspersonen brauchen eigenen Angaben zufolge aktuell monatlich 100 Euro bis 250 Euro zusätzlich, um ihren bisherigen Lebensstandard halten zu können; weitere 25 % beziffern den Bedarf auf 50 Euro bis 100 Euro. Rund 16 % nannten sogar 250 Euro bis 500 Euro.
Für die Studienautoren Prof. Sebastian Dullien und Dr. Jan Behringer zeigen die Ergebnisse, wie die hohe Inflation soziale Ungleichheiten verschärft. Die sich abzeichnende Konsumzurückhaltung drohe, die Erholung des privaten Verbrauchs nach der Corona-Pandemie zu verzögern. Die Wissenschaftler empfehlen, Entlastungspakete so auszugestalten, dass Haushalte mit geringen Einkommen spürbar stärker entlastet werden als solche mit höheren Einkommen.