Britische Studie zu HPAI: Luft als Übertragungsweg unwahrscheinlich
Die Ergebnisse einer umfangreichen Probennahme im Umfeld infizierter Geflügelherden durch britische Wissenschaftler der Animal and Plant Health Agency (APHA) legen nahe: Eine Übertragung infektiöser Viren-RNA über die Luft ist unwahrscheinlich. Federn kommen als Überträger eher infrage.
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Das Team um den britischen Wissenschaftler Joe James fand heraus, dass keine Virus-RNA (vRNA) in Luftproben nachgewiesen werden konnte, die nach einer experimentellen Infektion von Enten und Hühnern mit dem aktuellen Virussubtyp H5N1der HPAI-Klade 2.3.4.4b in der Innen- und Außenluft der Ställe gesammelt wurden. Allerdings wurden diese Tiere unter negativem Luftdruck in einer Umgebung mit hoher Dämmung gehalten, was sich möglicherweise auf die Luftzirkulation und die Möglichkeit, infektiöse Viren oder Virusprodukte zu erkennen, ausgewirkt hat.
Keulungen führen nicht zwangsläufig zu Verbreitung der Viren
Es gab keine signifikanten Unterschiede bei den positiven Ct-Werten (= relatives Maß für die Konzentration des Ziels in einer PCR-Test-Reaktion) und der vRNA-Menge, die innerhalb oder um die Ställe herum ermittelt wurden. Das deutet darauf hin, dass Keulungen nicht unbedingt die Wahrscheinlichkeit einer Verbreitung von H5N1-HPAI-Viren in der Luft erhöhen. Daher scheinen menschliche Aktivitäten, bei denen davon ausgegangen werden kann, dass sie Partikel zerstäuben, die nachweisbare Konzentration von Viren oder vRNA in der Luft nicht zu erhöhen. Dazu gehören z.B. die Keulung oder der Tiertransport.
Viren überlebten in Federn bis zu 15 Tage
Neben mikroskopisch kleinen Keimen wurde von den Wissenschaftlern auch die mögliche Übertragung größerer, „makroskopischer“ Keime, zum Beispiel auf Federn, untersucht. Es wurde gezeigt, dass das HPAI-Virus, einschließlich des H5N1-Subtyps, sich in Federn repliziert und hohe Virustiter erreicht. Darüber hinaus konnte gezeigt werden, dass das Virus auch in abgetrennten Federn überlebt - und zwar für bis zu 15 Tage unter Umgebungsbedingungen.
Viruskonzentration in Federn vermutlich besonders hoch
Darüber hinaus ist aufgrund der Struktur und der Fähigkeit des Virus, den Vogel durch Kontakt mit infektiösem Material zu infizieren, davon auszugehen, dass Federn eine höhere Viruskonzentration pro Partikel enthalten als andere in der Luft befindliche Partikel. Folglich gelten Federn seit langem als potenzielle Quelle einer HPAI-Infektion und als erhöhtes Risiko für die Übertragung von Infektionen.
In dieser Studie wurde vRNA in Federn in allen Geflügelställen nachgewiesen, sogar bis zu 80 m von den betroffenen Ställen entfernt, obwohl kein infektiöses Virus nachgewiesen werden konnte. Es wurde jedoch nur die Oberflächenkontamination dieser Proben beurteilt und nicht das Virus, das möglicherweise im Inneren gebunden ist.
Übertragungsweg muss weiter untersucht werden
Die Bindung von Viren an Federn kann das Virus vor umweltinaktivierenden Faktoren schützen, die in anderen Umweltstudien die Infektiosität verringern könnten. Daher ist das Risiko dieses Weges hinsichtlich der potenziellen Bioverfügbarkeit für die weitere Ausbreitung der Infektion in der aktuellen Studie möglicherweise unterrepräsentiert, und es sind weitere Arbeiten erforderlich, um diesen Weg zu untersuchen.
Zusammengenommen stützen diese Daten die Hypothese, dass infektiöse H5N1-HPAI-Viren über kurze Entfernungen durch die Luft übertragen werden können, während luftgetragene Partikel, die vRNA enthalten, sich in nachweisbaren Mengen weiter fortbewegen können. Dies deutet darauf hin, dass das Virus zwischen einzelnen Ställen übertragen werden kann und stellt somit einen weiteren Mechanismus für die sequentielle Infektion mehrerer Herden auf einem Standort dar.
Insgesamt wird der Anteil der Übertragung über die Luft zur Epidemiologie des heutigen H5N1-HPAI-Virussubtyps der Klade 2.3.4.4b von einem zum anderen Geflügelbetrieb als sehr gering angesehen.