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EuroTier 2024

IPC: Geflügelfleisch ist günstig – für das Portemonnaie und die CO2-Bilanz

Geflügelfleisch hat eine vergleichsweise günstige CO2-Bilanz, ist effizient in der Produktion und dadurch preisgünstig – das Fazit der International Poultry Conference (IPC) auf der EuroTier 2024. Stellschrauben für noch mehr Umweltverträglichkeit liegen in der Fütterung, wobei die Geflügelwirtschaft ihren Beitrag zu einer nachhaltigen Ernährung stärker kommunizieren müsse.

von Stefanie Pionke, Koordinatorin DLG-Newsroom erschienen am 20.11.2024
EuroTier 2024 in Hannover: Podiumsdiskussion auf der International Poultry Conference. V.l.n.r.: Moderation Ilka Groenewold, Dr. Malte Rubach, Nutritional Scientist & Author, Brian Earnest, CoBank, Lead Protein Industry Analyst, Leopold Graf von Drechsel, Präsident EPC, Nicolò Cinotti, IPC Secretary General. © DLG/ Swen Pförtner
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Beim „International Poultry Day“, der bereits im Vorfeld der EuroTier am 11. November 2024 in Hannover stattfand, war der Fokus auf die weltweite Geflügelproduktion und Nachhaltigkeit gerichtet. Passend dazu lautete das Thema der IPC „Poultry for a healthy planet“. Internationale Expertinnen und Experten diskutierten, an welchen Stellschrauben gedreht werden müsse, um die Geflügelwirtschaft künftig noch nachhaltiger aufzustellen. Dabei wurde unter anderem analysiert, wie der CO2-Fußabdruck entlang der Produktionskette weiter gesenkt werden und die Branche gleichzeitig effizient und wirtschaftlich bleiben könne.

Nicolò Cinotti vom International Poultry Council verwies in seinem Vortrag auf den vergleichsweisen günstigen CO2-Fußabdruck in der Wertschöpfungskette Geflügel.
Nicolò Cinotti vom International Poultry Council verwies in seinem Vortrag auf den vergleichsweisen günstigen CO2-Fußabdruck in der Wertschöpfungskette Geflügel. © DLG/ Swen Pförtner

Die Wertschöpfungskette für Geflügelfleisch habe innerhalb der gesamten Fleischproduktion bereits den kleinsten CO2-Fußabdruck, betonte Nicolò Cinotti von der Branchenvereinigung International Poultry Council (IPC) in seinem Vortrag auf dem International Poultry Day. Um die Treibhausgasemissionen des Sektors weiter zu senken, sei die Fütterung eine wichtige Stellschraube. Konzepte rund um die Fütterung von Geflügel hinsichtlich des Nährstoffanfalls von Stickstoff und Phosphor werden passend dazu in Fachkreisen rege diskutiert.

Preisgünstig und effizient

Die Geflügelwirtschaft sei bereits nachhaltig, müsse dies nur besser kommunizieren, so Cinotti weiter: Geflügelfleisch sei neben seiner vergleichsweise positiven Treibhausgasbilanz reich an Nährstoffen, preisgünstig und effizient in der Produktion – also nachhaltig in den drei Säulen Umwelt, Ökonomie und Soziales.

Brian Earnest, Analyst bei der genossenschaftlichen CoBank in den USA, verwies darauf, dass die US-Geflügelerzeuger ihre Umweltbilanz in den vergangenen Jahrzehnten erheblich verbessert hätten: So sei der Wasserverbrauch in der Geflügelfleischproduktion von 1965 bis heute um rund 58 % gesunken. Verbraucher wiederum würden laut Erhebungen der Kansas State University beim Kauf von Fleisch vor allem auf die Aspekte Preis, Geschmack und Frische schauen; die Umweltbilanz sei da eher nachrangig.

Analyst Brian Earnest von US-amerikanischen Genossenschaftsbank CoBank erläuterte, wie US-Geflügelhalter von staatlichen Klimaschutzprogrammen profitieren.
Analyst Brian Earnest von US-amerikanischen Genossenschaftsbank CoBank erläuterte, wie US-Geflügelhalter von staatlichen Klimaschutzprogrammen profitieren. © DLG/ Swen Pförtner

USA fördert klimaschonende Landwirtschaft in Milliardenhöhe

In den USA sei im Jahr 2022 unter dem Dach des Wirtschaftsförderprogramms „Inflation Reduction Act“ das Projekt „Partnerships for Climate-Smart Commodities“ aufgelegt worden, mit dem Ziel, klimaschonende Produktionsweisen in der Landwirtschaft zu fördern. Während das US-Agrarministerium (USDA) Projekte im Umfang von bis zu 2,8 Mrd. US-$ fördert, lag das Interesse in der Branche mit Anträgen im Volumen von laut USDA mehr als 20 Mrd. US-$ deutlich höher.

Brian Earnest zufolge bekommt die US-Geflügelwirtschaft Mittel im Umfang von 18,5 Mio. US-$ aus dem „Partnerships for Climate Smart Commodities“-Programm. Ein Großteil der Mittel würde in die Produktion von Biodiesel fließen. Doch auch davon, so der Analyst, könne die US-Geflügelwirtschaft profitieren: Mit der Förderung von Biodiesel steige der Bedarf an Sojaöl. Bei der Produktion von Sojaöl fällt Sojaschrot als Koppelprodukt an, das wiederum in die Futtertröge fließt. Und je größer das Angebot an Sojaschrot, desto geringer die Futterpreise, so Earnest.

Kritische Diskussion prägt Wahrnehmung

Der Ernährungswissenschaftler und Publizist Dr. Malte Rubach betonte in seinem Vortrag indessen, dass Geflügel in weiten Teilen der Welt im zweistelligen Prozentbereich zur Proteinversorgung in der menschlichen Ernährung beitrage. Gleichzeitig wies Rubach auf die kritische Diskussion rund um den Fleischkonsum hin: So habe er eine KI gebeten, ihm ein Bild zur menschlichen Ernährung im Jahr 2050 zu generieren. Auf dem Bild, das er den Besuchern des „International Poultry Day“ zeigte, war eine Mutter mit zwei Kindern an einer Küchentheke voller Obst und Gemüse zu sehen – tierische Lebensmittel waren dagegen überhaupt nicht zu sehen.

Dr. Malte Rubach, Ernährungswissenschaftler und Publizist, verwies in seinem Vortrag auf den wichtigen Beitrag, den Geflügelerzeugnisse weltweit zur menschlichen Proteinversorgung leisten.
Dr. Malte Rubach, Ernährungswissenschaftler und Publizist, verwies in seinem Vortrag auf den wichtigen Beitrag, den Geflügelerzeugnisse weltweit zur menschlichen Proteinversorgung leisten. © DLG / Swen Pförtner

Die KI generiere Bilder nach den prominentesten Treffern, die sie beim Durchsuchen des Web erziele, so der Experte. Entsprechend der kritischen Diskussion um eine fleischhaltige Ernährung und die Empfehlung einer pflanzlichen Diät würden entsprechende Visionen einer fleischlosen Zukunft entstehen, folgerte Rubach. Dabei sei bereits heute die menschliche Ernährung in der globalen Betrachtung zu 80 % pflanzlich, wie der Experte mit Bezug auf Zahlen der UN-Landwirtschaftsorganisation FAO mitteilte. Das würde die kritische Diskussion um den Fleischkonsum relativieren.

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