Teller-Trog-Diskussion neu entflammt
Der WWF fordert, die Futtermittelproduktion zugunsten der Brotgetreideerzeugung zurückzufahren. Laut einer Umfrage soll das eine knappe Mehrheit der deutschen Bevölkerung befürworten. BRS und VDF betonen dagegen, dass einseitige Forderungen nach einem Abbau von Tierbeständen und einem Fleischverzicht aus Gründen des Klima- und Umweltschutzes nicht zielführend sind.
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Das Meinungsforschungsunternehmen Civey hatte im September im Auftrag des World Wide Fund For Nature (WWF) unter 2 501 Personen eine Befragung durchgeführt. Auf die Frage „60 % der deutschen Agrarflächen wird für den Anbau von Nutztierfutter verwendet: Sollte die Bundesregierung Maßnahmen ergreifen, um diesen Anteil zu senken und die Ernährungssicherheit zu stärken?“ antworteten 51,4 % mit „ja“. Insgesamt 28,2 % sprachen sich dagegen aus, weitere 20,4 % zeigten sich unentschieden. Der WWF nahm am 13. Oktober 2022 die Befragungsergebnisse zum Anlass, seine Forderung nach einer Verringerung der Futtermittelproduktion zu erneuern.
WWF will Besteuerung von tierischen Lebensmitteln
Mehr Engagement der Bundesregierung fordert die Umweltschutzorganisation auch beim Wandel der deutschen Ernährungsgewohnheiten. Hierzu müssen ihrer Ansicht nach auch entsprechende Kaufanreize gesetzt werden. Lebensmittel wie tierische Produkte, die nachweislich klima- und umweltschädlich seien, sollten laut WWF höher besteuert werden als umweltverträglichere Produkte.
Umweltverbände ignorieren Verlagerungen von Treibhausgasemissionen
Dagegen gab der Bundesverbandes Rind und Schwein (BRS) zu bedenken, dass ein Abbau von Tierbeständen hierzulande aufgrund des Leakage-Effektes zu Verlagerungen von Treibhausgasemissionen an neue Produktionsstandorte mit schlechterer Klima- oder Ressourcenbilanz führen könne. Das sei in Simulationen für Europa bereits nachgewiesen worden. Die hiesigen Tierhalter und die Verarbeitungsindustrie arbeiteten so effizient, dass sie derzeit im weltweiten Vergleich sehr gut dastünden. Die Kritik richtet sich an den Bericht des Beratungsunternehmens Pricewaterhouse Coopers (PwC).
Eine Extensivierung von Effizienzstandorten könne keine Lösung sein, BRS-Geschäftsführerin Dr. Nora Hammer noch am Vortag in Bonn. Stattdessen sollten Schwellenländer mit einem steigenden Fleischkonsum bei einer effizienteren und umweltverträglicheren Nutztierhaltung unterstützt werden. Auch dürfe die Bedeutung der Tierhaltung für eine nachhaltige Lebensmittelerzeugung nicht ausgeblendet werden.
Geflügel kann Rindfleisch aus Klimagesichtspunkten nicht ersetzen
Zuvor hatte bereits der Verband der Fleischwirtschaft (VDF) klargestellt, dass der PwC-Bericht auf Deutschland nicht zutreffe. Positive Aspekte der Viehhaltung, wie die Substitution von Mineraldünger durch Wirtschaftsdünger, der Erhalt des CO2-Speichers Grünland oder die nachhaltige Effizienz der Tierhaltung in Deutschland blieben nämlich unberücksichtigt.
Auch die PwC-Forderung, Rindfleisch aus Klimagesichtspunkten durch Geflügelfleisch zu ersetzen, sei falsch, erklärte VDF-Hauptgeschäftsführerin Dr. Heike Harstick.Denn nur mit Wiederkäuern könne das Dauergrünland erhalten und als CO2-Speicher und für die menschliche Ernährung genutzt werden. Weltweit sei die Mehrheit der Flächen für den Ackerbau gar nicht nutzbar und nur mit Nutztieren könnten darauf überhaupt Lebensmittel erzeugt werden.