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Artgerechte Fleischerzeugung

Zertifizierung ist nicht alles

Auf Einladung der Fairfleisch GmbH in Überlingen besichtigte die Europa-Abgeordnete Anna Deparnay-Grunenberg am 15. Oktober mehrere Zuchtbetriebe in der Region Bodensee-Oberschwaben sowie den Schlachthof und die Fairfleisch GmbH in Überlingen. In der anschließenden Diskussion wurden die Interessen der Erzeugerbetriebe mit der aktuellen Finanzierung durch die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der EU abgeglichen.

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Engagieren sich für Fleisch aus artgerechter und bäuerlicher Tierhaltung (von links): Martin Hahn MdL (Bündnis 90/Die Grünen), Klaus Hoher MdL (FDP), Anna Deparny-Grunenberg MdEP (Die Grünen/EFA), Stadtrat und stellvertretender Oberbürgermeister von Überlingen Walter Sorms (LBU/Die Grünen) und Initiator Matthias Minister (Fairfleisch GmbH)
Engagieren sich für Fleisch aus artgerechter und bäuerlicher Tierhaltung (von links): Martin Hahn MdL (Bündnis 90/Die Grünen), Klaus Hoher MdL (FDP), Anna Deparny-Grunenberg MdEP (Die Grünen/EFA), Stadtrat und stellvertretender Oberbürgermeister von Überlingen Walter Sorms (LBU/Die Grünen) und Initiator Matthias Minister (Fairfleisch GmbH)Fairfleisch GmbH
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Bei der Besichtigung des Überlinger Metzgerschlachthofs und des angeschlossenen Zerlegebetriebes Fairfleisch verdeutlichte Geschäftsführer Matthias Minister das Konzept einer artgerechten Tierhaltung und regionalen Schlachtung. Insbesondere die geringen Schlachtzahlen, kurze Anfahrtswege und der ruhige Umgang mit den Tieren am Schlachthof sorgen für eine möglichst stressarme und tierschonende Schlachtung, der sich unmittelbar die Zerlegung nach unterschiedlichen Zuschnitten anschließt. Zugleich plädieren die Schlachthof-Inhaber auch für gute Mitarbeiter-Konditionen. Die fachliche Qualifikation wird durch direkte Anstellungsverträge honoriert. „Uns ist bewusst, dass der Metzger-Beruf kein allzu gutes Image hat, schließlich gehört das Töten von Tieren dazu“, sagt Matthias Minister und ergänzt: „Deshalb werden wir eine Image- und Ausbildungsoffensive starten, um den Fachkräftemangel in den Griff zu bekommen und das Ansehen dieses traditionellen Handwerks zu verbessern“.

Der Viehanhänger steht am Rinderstall

Die Perspektive der Tierzüchter konnte die Abgeordnete beim Besuch einiger Schweine- und Rinderzüchter kennenlernen. Der Rinderzuchtbetrieb von Thomas Hahn in Bonndorf liegt nur 11 km entfernt vom Schlachthof in Überlingen. Die zur Schlachtung freigegebenen Tiere fährt er selbst zum Schlachthof. So bleiben die Tiere vom Stress und der Enge in Transport-LKWs verschont. Die Haltung der Tiere  wechselt zwischen dem Stall mit Sägemehl-Liegeflächen, den direkt angeschlossenen Freilaufzonen mit Strohauslage und dem Auslauf auf der Streuobst-Weide. Die Fütterung erfolgt mit Gras, und Kräutern sowie Heu, das er überwiegend selbst anbaut oder von Kollegen zukauft.

Kritischer Blick auf die Siegelflut

Unter Landwirten und Schlachtern umstritten sind die verschiedenen Qualitäts- und Bio-Siegel, die vergeben werden. „Sie sind in der Regel unvollständig, zu teuer oder zu aufwändig“, erläutert der stellvertretende Fairfleisch-Geschäftsführer Mathias Schultz. Die meisten Zulieferer-Betriebe verzichten ebenfalls auf Zertifizierungen. Neben den genannten Gründen möchten sie sich gewisse Freiheiten bewahren und ihre Betriebe auch möglichst ohne Subventionen betreiben. „Als handwerklicher Betrieb setzen wir auf Transparenz und persönliche Kontakte statt auf Zertifikate – und auf den bewussten Willen bei den Käufern“, sagt Matthias Minister zur Strategie.

Gute Chancen für regional erzeugtes Fleisch

Am Abend stellte sich die Stuttgarter Europapolitikerin Anna Deparnay-Grunenberg (Grüne/EFA) gemeinsam mit dem Landtagsabgeordneten Martin Hahn (Bündnis 90/Die Grünen) der Diskussion mit der Bürgerschaft. Anna Deparnay-Grunenberg informierte die Anwesenden darüber, dass aufgrund der Mehrheitsverhältnisse im Europaparlament und der anstehenden Entscheidung über die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der europäischen Länder kein grundsätzlicher Politikwechsel in Richtung Agrarwende zu erwarten sei. Dennoch äußerten die auf dem Podium vertretenen Politiker die Hoffnung, dass sich die regionale Fleischerzeugung weiterverbreitet. "Es ist eindrücklich, dass Betriebe beschlossen und es auch geschafft haben, mit dem Tierschutz im Herzen, von einem Großbetrieb auf einen etwas kleineren Betrieb umzustellen", so Anna Deparnay-Grunenberg. Dass dies neben den Mitteln auch viel Zeit erfordert, sei in den Gesprächen mit den Landwirten deutlich geworden. Martin Hahn sieht jedoch vor allem das regionale Potenzial während einer Umstellungsphase:  "Allein mit ökologischer Landwirtschaft kommen wir momentan noch nicht aus. Wir brauchen einen Zwischenweg: den bietet Fairfleisch."

 

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