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Tipps zur Holzvermarktung

Ein turbulentes Holzjahr geht zu Ende

Wieder einmal neigt sich ein aus Sicht des Holzmarktes turbulentes Jahr dem Ende zu. Ein Jahr, in dem von der Presse viel von Holz berichtet, die mangelnde Verfügbarkeit von Schnittware sinnbildlich für eine Unterversorgung einer gesamten Marktwirtschaft stand und mit Sicherheit die ein oder andere Situation stark überspitzt dargestellt wurde.

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  Die Preisentwicklung auf dem Holzmarkt war in den vergangenen Monaten turbulent. Auch für 2022 ist eine Einschätzung derzeit schwierig.
Die Preisentwicklung auf dem Holzmarkt war in den vergangenen Monaten turbulent. Auch für 2022 ist eine Einschätzung derzeit schwierig. Hornstein
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Ein besorgniserregender, hektischer Grundzustand hat sich im Holzmarkt etabliert, ohne Sicherheit für Waldbesitzer, bewirtschaftende Institutionen oder weiterverarbeitende Sägereien, immer auf der Suche nach dem aktuell besten Angebot und immer nah am vermeintlichen Kollaps des gesamten Markts.Das Hauptaugenmerk lag zum allergrößten Teil auf Nadelholz und den daraus produzierten Sägewerkserzeugnissen wie zum Beispiel Konstruktionsvollholz, Latten, Lamellen und dergleichen. Überall war zuhören und zu lesen, dass Holz knapp ist und Zimmereien, Schreinereien – generell holzverarbeitendeBetriebe – mit enormen Komplikationen bei der Materialbeschaffung zu kämpfen hatten. Als Hauptargumentwurde der Export von Holz nach Übersee angeführt, was im Umkehrschluss zur Verknappungvon Schnittholz im eigenen Land geführt hatte.

Deutlicher Preisanstieg beim Nadelholz

Für den Waldbesitzer hatte diese Entwicklung als positives Ergebnis, dass die Preise für Nadel-Rundholzinnerhalb sehr kurzer Zeitspannen deutlich anstiegen. Im Januar 2021 lag der Preis für klassischesBauholz noch bei circa 70 bis 75 Euro pro Festmeter. Nur einen Monat später, ab Mitte/Ende Februar,begannen die Steigerungen nach oben. Zu Beginn des zweiten Quartals, Anfang April, lagen dieRundholzpreise bei 90 bis 95 Euro pro Festmeter, um dann in der zweiten Jahreshälfte den Zenit von über 120 Euro, zeitweise 130 Euro, zu überschreiten. Preise, wie sie in dieser Größenordnung seit Einführung des Euros noch nie realisiert werden konnten und die in der Tat den Anreiz geschaffen haben, auch zu einerunüblichen Zeit im forstwirtschaftlichen Jahreszyklus – nämlich im Hochsommer – Frischholz einzuschlagen.

Insgesamt weniger Schadereignisse

Sicherlich macht es nicht in allen Waldtypen Sinn, während der Saftzeit Holz einzuschlagen. Doch für Erntemaßnahmen in bereits durch Sturm, Käferbefall und Schneebruch vorgeschädigten Beständen gab es keinen Grund für Waldbesitzer, auf bessere Zeiten zu warten. Aus forstwirtschaftlicher Sicht brachte das Jahr 2021 vor allem eine Entspannung in der Menge und Ausdehnung von Schadereignissen. Sturmwürfe gab es meist nur bei regionalen Gewitterstürmen. Von großen Käferholzmengen wieder einmal nicht verschont blieb leider der Bereich um Waldshut-Tiengen im Südschwarzwald und auch in den Hauptschadensgebieten in Mitteldeutschland nagte derBorkenkäfer munter an den ohnehin schon stark geschädigten Wäldern weiter. Einziger Trost für betroffeneWaldbesitzer war, dass das Holz zu ebenfalls attraktiven Preisen vermarktet wurde. Gleichwie im Frischholz, stießen auch Mengen aus Käferholzeinschlag auf eine deutlich bessere Nachfrageals in den Jahren zuvor. Betrachtet man die Gesamtsituation Baden-Württemberg, so war das Schadholzaufkommenim Vergleich zu den letzten Jahren glücklicherweise deutlich niedriger.

Ratespiel und Wechselbad der Gefühle

Insgesamt ist die Entwicklung im Absatz von Schnittholz seit Spätsommer wieder rückläufig. Unweigerlichbefinden sich damit auch die Preise für Rundholz im Abwärtstrend. Die eingangs beschriebeneUnsicherheit im Holzmarkt macht die aktuelle Verhandlungsphase für das kommende Jahr zu einemRatespiel und Wechselbad der Gefühle. Fast täglich erreichen die Akteure neue, teilweise widersprüchlicheInformationen, wie es im Jahr 2022 weitergehen wird.

Export von Schnittholz schon wieder eingebrochen

Ein Grund für den Abwärtstrend sind der zwischenzeitlich komplett eingebrochene Export von Schnittholz Richtung Amerika im Spätsommer, der sich derzeit nur sehr langsam von dieser Talfahrt zu erholenscheint. Zudem stiegen sowohl private als auch öffentliche Bauträger wieder vermehrt auf klassische Stein-/Betonbauweisen um, auch weil Presse und Öffentlichkeit das Thema der Holzknappheit als Standarte für eine Versinnbildlichung des Zustands der gesamten Marktwirtschaft herangezogenhaben. Überall war zu lesen: „es gibt kein Holz“, „Preise steigen immer weiter“ oder Ähnliches.

Bauaufträge storniert

Die Gesamtheit der einzelnen Faktoren führte mehr oder weniger zu einer Welle der Stornierung von Bauaufträgenin Holzbauweise. In ähnlicher Intention haben sich viele holzverarbeitenden Betriebe wie bspw. Zimmereien im Sommer mit großen Holzmengen eingedeckt, teils doppelte und dreifache Mengen eingekauft, um ihre Versorgungnicht nur kurz, sondern auch längerfristig sicherzustellen. Hier ist eindeutig der Klopapier-Effekteingetreten: Viele Betriebe und haben die Lager nach wie vor bis unters Dach mit Schnittware voll undkönnen noch eine Weile davon zehren. Zuletzt spielt der Handel eine bedeutende Rolle, der große Mengen Schnitthölzer, zu teuren Preisen im Sommer eingekauft hat, bunkert und im Moment nicht gezwungen ist, diese zu deutlich niedrigeren Tagespreisen zu veräußern.

Absatz der Sägewerke deutlich zurückgegangen

All dies führt seit Spätsommer dazu, dass der Absatz der Sägewerke deutlich zurückgegangen ist.Fast alle Betriebe haben Probleme bei der Vermarktung ihrer Sägewerkserzeugnisse, die sich teils sostark auswirken, dass die Betriebe tageweise stillstehen, in Kurzarbeit sind oder zumindest Schichtenreduzieren mussten. Auch die Preise, die die Sägewerke für ihre Produkte erzielen, sind nicht mehr auf dem hohen Sommer-Niveau sondern wieder auf einem niedrigeren Level. Vermehrt kommt es zu Notverkäufen vongrößeren Mengen auf dem Tagesmarkt zu entsprechend schlechten Preisen, um die Hofflächen wiedervon Schnittware leer zu bekommen.

West-Ost-Gefälle im Rundholzverkauf

Innerhalb Baden-Württembergs gibt es diesbezüglich ein West-Ost-Gefälle im Rundholzverkauf.Großsägewerke im Osten Baden-Württembergs und dem angrenzendem Bayern waren von den genanntenAuswirkungen früher betroffen, während Betriebe im Schwarzwald noch länger gute Absatzmärktezum Beispiel nach Frankreich bedienen konnten. So haben auch die Rundholz-Preise im Osten früherals im Westen wieder zu sinken begonnen. Im Osten Baden-Württembergs wird das sinkende Rundholz-Preisniveau dadurch verschärft, dass sich Großsägewerke mittels Bahntransporten aus den Borkenkäfer-Schadgebieten im mittleren Deutschland mit günstigem Käferholz eindecken.

Preisniveau gleicht sich an

Während die Rundholz-Preise im östlichen Baden-Württemberg bereits ab Frühherbst wieder Richtung100 Euro bis 90 Euro pro Festmeter gingen, werden im westlichen Baden-Württemberg immer nochPreise mit über 120 Euro pro Festmeter für Rundholz bezahlt, wenn im Sommer bereits entsprechendeVerträge bis Jahresende vereinbart wurden. Bei aktuellen Rundholzabschlüssen können aber auch im westlichen Landesteil die Preise nicht mehr auf ganz hohem Niveau gehalten werden und gleichen sich eher den östlichen Landesteilen an.

Neben den Preisen sind die Liefermengen entscheidend

Aus Waldbesitzer- bzw. Rundholz-Verkaufssicht waren und sind die aktuellen Holzpreise das eineThema. Auf der anderen Seite zeigt sich jetzt im vierten Quartal 2021, dass die mit Sägewerken vereinbarten Lieferquoten momentan viel entscheidender sind. Die Sägewerke reagieren auf ihrenschlechten Absatzmarkt eher, in dem sie die Liefermengen der Rundholz-Lieferanten reduzieren wollen,Zusatzmengen sind fast nirgends möglich.

Holzeinschlag wurde bereits reduziert

Die Waldbesitzer haben auf diese rückläufige Markt-Entwicklung, sofern dies möglich war, reagiert,als dass sie im Spätherbst weniger Holz eingeschlagen haben als um die Jahreszeit üblich. Das hatdafür gesorgt, dass keine größeren Mengen an Rundholz am Markt vorbei produziert worden sind unddementsprechend die Grundlage für eine stabile Preisentwicklung über den Winter vorhanden ist.In welcher Lage sich die Rundholz-Preise ab Januar 2022 befinden werden, ist letzten Endes und aufgrundder turbulenten Zeit, die hinter uns liegt, noch nicht bekannt. Klar ist jedoch, dass sich der Holzbauin den kommenden Jahren des umweltbewussten Umbruchs kontinuierlich steigern wird und dementsprechendder Rohstoff Holz an Bedeutung gewinnt. Schlussendlich ist die neue Preisrichtung davonabhängig, zu welchen Konditionen und in welcher Menge die Sägewerke ihre Erzeugnisse vermarktenkönnen.

Stabile Nachfrage nach Laubholz-Stammholz

In Laubholz-Hiebe einzusteigen ist sicherlich jetzt im Spätherbst eine gute Möglichkeit.Die Nachfrage an strukturreichen Laubstammhölzern wie Esche oder Eiche ist nach wie vor ungebrochen.Sowohl im Inland als auch ferneren Ausland sind gute Absatzmöglichkeiten für Schnittholzhändlerund Sägewerke vorzufinden. Vor allem der Asienmarkt brummt. Da europaweit der Bestand vonEichenholz rückläufig ist und der Modetrend von Eiche nicht abreißt, ziehen die ohnehin hohen Preisefür sägefähige Sortimente noch einmal an.

Mit der Einschlagssaison beim Lauholz möglichst früh starten

Der Markt für Buchenholz ist im Ausland deutlich größer und hält sich auf stabilem Niveau. DieStammware geht deshalb oft in den Export. Weiterhin ungefragt sind helle, bunte und strukturarmeHolzarten wie Ahorn, Erle oder Kirsche. Eine modische Trendwende in der Möbelindustrie und im Innenausbauist weiterhin nicht in Sicht. Je früher Laub-Stammhölzer in der Einschlagssaison eingeschlagen und verkauft werden, umso besser. Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen, dass Hölzer, die vor Weihnachten verkauft werden, von den Käufern sehr schnell aus dem Wald abtransportiert werden. Spätestens im Januar oder Februarsollten die Hiebe dann aber vollständig abgeschlossen sein. Danach gehen die Absatzmöglichkeitenmeist stark zurück.

Fazit: Eine vollumfängliche Empfehlung zum Einschlag im Spätherbst und Frühwinter ist für Baden-Württemberglandesweit schwierig abzugeben, da die Märkte sich regional teilweise deutlich voneinander unterscheidenoder die Anforderungen der Abnehmer keinem landesweiten oder vergleichbaren Standardfolgen. Beim Nadelholz hängt es im Moment stark davon ab, ob die Rundholz-Vermarkter noch Quoten imvierten Quartal 2021 frei haben oder ob der Verkauf von frischen Holzmengen erst wieder ab Januar2022 möglich ist. Das Preisniveau für Januar 2022 ist noch nicht fixiert, wird sich aber vermutlich aufplusminus dem jetzigen Tagespreis-Niveau wiederspiegeln.

Laubholz ist vor allem im frühen Winter gefragt. Umso früher sich die Ernte und die anschließendeVermarktung stattfindet, desto besser ist es, die Hölzer adäquat und in einem angemessenen Zeitraumzu vermarkten.

Hinweis: In jedem Fall sollte vor einem geplanten Frischholzeinschlag mit dem jeweiligen Forstamt, der örtlichen Holzverkaufsinstitution beziehungsweise dem potentiellen Abnehmer des Holzes über das Vorhaben gesprochen werden, damit die Abnahme gesichert ist und zum gewünschten Ergebnis führt.

 

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