Der Boden macht den Unterschied
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Ein Händler aus dem Rheintal bringt seine ersten Eindrücke zur laufenden Ernte auf den Punkt: „Winter- und Sommerbraugerste schwierig, Raps und Weizen okay.“ Die Bemerkung zielt auf die Sortierung beziehungsweise den Anteil der Vollgerste ab. Für Braugersten sind Vollgerstenanteile oberhalb von 90 Prozent gefordert. Die Winterbraugerste zeigt im Rheintal offenbar großteils weniger als 90 Prozent Vollgerste. Die Sortierung ist teils so niedrig, dass die als Winterbraugerste gesäte Frucht nur noch zur Futtergerste taugt.
Die Erträge sind in jener Region mit einer Spanne von 5 bis 7 Tonnen je Hektar (t/ha) unterdurchschnittlich. Dagegen liegen die Eiweißgehalte im geforderten Rahmen. Bei den ersten Partien Sommerbraugerste am Oberrhein zeigten sich bei der Sortierung ebenfalls teils unerfreulich niedrige Werte.
Gute Sortierung besser bezahlt
Offenbar ist die Sortierung bei Winter- und Sommerbraugerste nicht nur ein Thema am Oberrhein. Handelsangaben zufolge wächst der Preisabstand zwischen Winterbrau- und Winterfuttergerste. Am größten ist der Preisabstand zwischen Winterfuttergerste und Sommerbraugerste. Die konkreten Preise lesen Sie diese Woche in der BWagrar-Druckausgabe auf Seite 50.
Die Preise für Winterfuttergerste stünden allerdings unter Druck. Der Mengen- und Preisdruck im Futtergerstenmarkt kommt aus Osteuropa, unter anderem aus Ungarn, sowie aus Frankreich, berichteten übereinstimmend mehrere Händler. Die Winterfuttergerste schneidet am Oberrhein ordentlich ab. Die Erträge sind ab 6 t und bis zu 8 t/ha in Ordnung. Das geforderte Hektolitergewicht wird erreicht.
Auch andernorts in Baden-Württemberg erfasst der Agrarhandel Winterbraugerste mit breiter streuender Qualität. Nördlich von Stuttgart wurden Erträge von 5,5 bis 7,5 t/ha genannt mit ordentlichen Sortierungen um die 90 Prozent und passenden Eiweißmengen zwischen 9 und 11,5 Prozent. Richtung Heilbronn nimmt die Trockenheit zu und der Vollgerstenanteil ab. Die ausgeprägten Qualitätsunterschiede werden dieses Jahr häufig mit dem Standort begründet, also der Bodengüte. Darauf wiesen übereinstimmend mehrere Kaufleute hin. Bei der Sommergerste spielt zudem der Saattermin eine Rolle. Vor allem die wetterbedingt erst gegen Ende April spät gesäten Kulturen hätten einen schweren Stand.
In den Frühdruschgebieten Hohenlohes hingegen zeigt sich die Winterbraugerste offenbar besser als erwartet. Die Sortierung liegt dort im Schnitt bei „überraschenden“ 90 Prozent, die Erträge sind mit 7 t bis 9 t/ha besser als erwartet und der Eiweißgehalt passt ebenfalls mit Werten oberhalb von 9 Prozent.
Winterbraugerste zur Ernte 2024
Zur Winterbraugerste gebe es teils interessante Vorvertragsangebote für die Ernte 2024. Händler empfehlen, mit dem Abschluss nicht zu lange zu warten, weil der Bedarf nicht unendlich groß sei.
Im badischen Rheintal läuft auch der Weizendrusch. Im Gegensatz zu den Gersten ist die Qualität des Brotgetreides in Ordnung. Die Erträge reichen in der Spitze bis zu 10 t/ha, mit dem Schwerpunkt bei 6 t bis 8 t/ha. Eiweißgehalte, Hektolitergewichte und Fallzahlen passen. Bei den Fusarien gibt es keine Auffälligkeiten. Über alle Kulturen hinweg sei das Erzeugerpreisniveau gegenwärtig niedriger als vor einem Jahr, aber höher als vor Corona.
Der Rapsdrusch hat am Oberrhein ebenfalls eingesetzt. Die ersten Erträge gelten als gut mit 3,5 t bis 4 t/ha. Bei den Ölgehalten werden mehr als die geforderten 40 Prozent erwartet, aber nicht mehr die Spitzenwerte der Vorjahre.
Mehr Ertrag mit späterem Drusch
Nach Einschätzung von Erfassern läuft die Ernte in diesem Jahr sehr schnell – teils zu schnell. Getreide und Raps machten auf den ersten Blick einen reifen Eindruck, seien aber physiologisch dennoch nicht voll ausgereift. Vor allem bei Dinkel und Raps sei dies spürbar. Ein Erfassr sagte, dass beim Rapsdrusch deutlich höhere Erträge möglich seien, wenn nicht zu früh gedroschen werde. Hilfestellung biete die Internetseite rapool.de unter dem Stichwort Erntetermin.
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