Ukraine überdenkt Anbaustrategie
- Veröffentlicht am
Laut einer Umfrage des ukrainischen Landwirtschaftsministeriums planen die Erzeuger für 2024 eine Ausweitung der Aussaatfläche für Winterraps zu Lasten von Winterweizen. Mit der Invasion Russlands und dem Ende des Getreideabkommens sind die Absatzmöglichkeiten der Ukraine eingeschränkt. Die Kosten tragen die ukrainischen Erzeuger. Sie haben eigenen Angaben zufolge Probleme, ihr Getreide zu verkaufen und werden im Wirtschaftsjahr 2023/24 kaum noch ein ausgeglichenes Betriebsergebnis erzielen.
Sinkende Weltmarktpreise und gleichzeitig steigende Transportkosten drosseln die Erlöse. Analysten zufolge erhalten die ukrainischen Landwirte derzeit bis zu 147 Euro je Tonne für Brotweizen, den sie an die Donauhäfen liefern. Das ist noch weniger als während des Abkommens. Auf der anderen Seite desselben Flusses können rumänische Landwirte umgerechnet 197 Euro je Tonne erlösen. Ohne Einkommen werden viele Erzeuger in der Ukraine wahrscheinlich Schwierigkeiten haben, die nächste Anbauphase zu finanzieren. Dies wiederum könnte die Produktion 2024 einschränken.
Einige Erzeuger haben aufgrund der aktuellen Ereignisse beschlossen, zur Ernte 2024 weniger Winterweizen anzubauen. Erste Hinweise aus einer kürzlich von der Regierung durchgeführten Umfrage unter Erzeugern deuten darauf hin, dass der gesamte Sektor den Anbau von Winterweizen um etwa 30 Prozent reduziert.
Andere hatten in Erwartung von Exportproblemen bereits zur Ernte 2023 ihre Anbaupläne umgestellt und die im Inland und in der EU äußerst gefragten Ölsaaten angebaut.
So wurden zur Ernte 2023 mehr Sonnenblumen angebaut, denn sie bieten höhere Erlöse als Mais. Im aktuellen Jahr wurde die Anbaufläche für Sonnenblumen gegenüber dem Vorjahr um rund 4 Prozent ausgedehnt, was das Agrarministerium als historische Verschiebung einstuft. Aus ähnlichen Gründen hatten die Erzeuger auch die Flächen für Raps und Sojabohnen zur Ernte 2023 ausgedehnt. Es zeichnet sich eine erneute Zunahme ab.
Die Kosten für die Ausfuhr von Getreide auf dem Landweg oder über die Donau sind nach Angaben des Ukrainischen Getreideverbandes UGA in der Regel wesentlich höher als die Kosten für die Ausfuhr über das Schwarze Meer. Im November 2022 kostete die Verschiffung von Getreide aus der Zentralukraine über das Schwarze Meer umgerechnet etwa 27 Euro je Tonne, während die Verschiffung über Donauhäfen 114 Euro je Tonne kostete.
Etwa zur gleichen Zeit kostete der Export auf dem Landweg und anschließend aus dem polnischen Hafen Danzig 128 Euro je Tonne. Aufgrund der steigenden Nachfrage nach alternativen Routen wird ein weiterer Anstieg der Exportkosten befürchtet. Entsprechend werden jetzt, vor der Aussaat der Winterungen, die Strategien neu überdacht: Diversifizierung des Anbaus in Bezug auf die sich ändernden Endabsatzmärkte. Zusätzlich stellt die Lagerung des unverkauften Getreides ein Problem dar
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.