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Ausbildung

Fertig! – Was nun?

Das Schuljahr ist zu Ende. Für viele Schüler und Auszubildende endet damit ein Lebensabschnitt. So geht es auch Philipp Duelli. Er hat seine Ausbildung demnächst beendet und will jetzt durchstarten.
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Philipp Duelli
Philipp DuelliRueß
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Eigentlich sollte er sich um seinen Meistertitel kümmern. Die Meisterarbeit ist längst noch nicht fertig. Stattdessen sitzt er mit mir hier und redet über seine Zukunft, seine Träume und Wünsche. Die Fenster des kleinen Raumes geben den Blick auf die Biogasanlage, die Fahrsilos und den Maschinenpark frei. Es ist der Blick auf seine Zukunft. Philipp Duelli ist 22 Jahre alt und beendet im November seine Ausbildung mit dem Meistertitel. Seit fast fünf Jahren ist er dabei alles zu lernen, was er als Landwirt wissen sollte und was ihm irgendwann nützlich sein könnte. „Es war eine ganze Menge“, findet er. Jetzt wird es Zeit, einiges davon in der Praxis umzusetzen. Er hat total Lust darauf, ist gerne Landwirt und kann sich nichts Schöneres vorstellen.

Zu wenig Nachwuchs in der Branche
Dabei war es vor wenigen Jahren keine zu 100 Prozent bewusste Berufswahl. Als erstgeborener Sohn eines landwirtschaftlichen Betriebes wächst man in diese Rolle oft einfach hinein. „Mein Vater hat nie gesagt: Du musst Landwirt werden“, sagt Philipp. „Ich habe es selbst gewollt, obwohl ich wenig Vorstellung hatte, was mich genau erwartet.“
Dennoch. Er hat es gewagt. Wie viele andere: Im vergangenen Jahr waren in Baden-Württemberg rund 230 junge Männer und Frauen im Vollzeitunterricht des ersten Lehrjahres. Über alle Lehrjahre hinweg rund 480 Auszubildende. Wie aus einer aktuellen Studie des Instituts für Agribusiness in Gießen hervorgeht, die der Berufsverband Agrar Ernährung Umwelt (VDL) in Auftrag gegeben hat, schätzen Unternehmer, dass der Bedarf an Fach- und Führungskräften im Bereich Agrar, Ernährung und Gartenbau in den kommenden zehn Jahren durchschnittlich um rund zehn Prozent steigen wird. Dennoch sind die Ausbildungszahlen für den Beruf Landwirt in den vergangenen Jahren wieder leicht rückläufig. Dabei wären Absolventen über alle Ausbildungsabschlüsse hinweg gut vermittelbar, sagt Berthold Plaß von Mapjobs. Vorausgesetzt, sie wissen, was sie wollen.

„Es gibt so viele Möglichkeiten“
Philipp Duelli, Landwirt

Philipp Duelli weiß es. Er wird in den elterlichen Betrieb in Pfrungen, Landkreis Ravensburg, einsteigen. Den Anstellungsvertrag hat er beim Vater bereits unterschrieben. Wenn es die Arbeit auf dem Hof zulässt, arbeitet er zudem beim Maschinenring als Betriebshelfer. Und zur Ernte will er bei einem Lohnunternehmer fahren. „Mir ist wichtig, dass ich gelegentlich vom Hof wegkomme und etwas anderes sehe“. Deswegen engagiert er sich auch in der Landjugend. Ist dort sogar im Landesvorstand. Um „mal was anderes zu sehen“, nutzte er auch die Ausbildung. Er hat auf einem Schweinebetrieb festgestellt, dass ihm dieser Betriebszweig nicht liegt und lernte beim Landwirtschaftlichen Zentrum in Aulendorf die Vorteile von geregelten Arbeitszeiten kennen. Trotzdem will er selbstständig bleiben als Landwirt. Er sieht darin mehr Vorteile. „Ich kann mir die Arbeit so einteilen, wie ich es möchte“, sagt er. Mit den Gedanken sei er immer auf dem Hof. Er höre nicht nach acht Stunden auf, ans Betriebliche zu denken, wie vielleicht ein Angestellter. „Manche Kumpels oder meine Freundin nervt das gelegentlich, wenn ich nur von der Biogasanlage und meinen Plänen rede“, meint er schmunzelnd. Dank eines guten Wärmekonzepts ist er zuversichtlich, dass sich die Biogasanlage auch nach dem Auslaufen der Förderung in zwölf Jahren lohnt. Mit der Meisterarbeit prüft er, ob eine Trocknungsanlage Vorteile bringen könnte.

Selbst wenn Biogas keine Zukunft haben sollte: Er ist optimistisch: „Es gibt so viele Möglichkeiten“. Denkbar ist dabei fast alles: Jungviehaufzucht, Kooperation, Direktvermarktung... an Ideen mangelt es nicht. Was ihm wichtig ist, sind Tiere auf dem Hof. Derzeit hält er ein paar Mutterkühe. „Ich weiß, dass es nicht unbedingt wirtschaftlich ist, aber ich mag Kühe einfach gern“, sagt er. Manchmal am Sonntag, sitzt er auf das Wasserfass auf der Weide und schaut ihnen zu. Das entspannt ihn und er kann dabei gut Nachdenken.

Der Junglandwirt wünscht sich, dass die Menschen bereit sind, für Lebensmittel ordentliche Preise zu bezahlen und dass das Verständnis für die Landwirtschaft wächst. Beispielsweise wenn die Maschinen größer und „technischer“ werden. „Verbraucher wollen auch keine Autos von gestern fahren oder an einem alten, langsamen Computer arbeiten“, sagt Philipp Duelli. Aber unabhängig davon ist für ihn klar: „Wer Hof und Fläche hat, der hat als junger Landwirt in Deutschland Zukunft. Lebensmittel werden immer gebraucht.“
„Es ist mein Traumjob, genau mein Ding. Ich bin Landwirt und kann mir nicht vorstellen, etwas anderes zu machen“, sagt Philipp Duelli. Man glaubt es ihm.

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