Online "die Richtige" finden
Für Manche war der oder die Richtige einfach noch nicht dabei. Viele Paare in der Landwirtschaft lernen sich über Freunde, die Landjugend oder auf Dorffesten kennen. Das klappt nicht bei jedem und ist seit Corona schwieriger, weil die Veranstaltungen ausfallen. Online-Dating erweitert den Suchradius. Landwirt Thomas und seine Freundin Alix haben sich online gefunden und das war gar nicht so schwer.
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Datingapps wie Tinder und Co. waren weder für Alix (26) noch für Thomas (28) eine Option. Auf der Suche nach einer langfristigen Beziehung hatten die Apps einfach nicht überzeugt. "Mir ist auch wichtig, den Hof weiter zu führen", erklärt Thomas. "Und da braucht man schon einen Partner, der einen dabei unterstützt." Bei Tinder und ähnlichen Apps sei so jemand schwer zu finden. Ganz anders bei den Datingplattformen Landverliebt.de beziehungsweise Landflirt.de, die sich speziell an Singles vom Land richten - oder solche, die dort hin wollen. Wie Alix zum Beispiel.
Die kostenfreie Mitgliedschaft hat Grenzen
Ein Bekannter von Alix‘ Mutter berichtete ihr von einem Paar, das sich über Landflirt.de kennengelernt hatte. Obwohl sie aus der Kleinstadt Künzelsau kommt, gefiel der landverbundenen Jägerin die Vorstellung, einen Bauern kennenzulernen. Die Webseite von Landflirt.de erschien Alix jedoch etwas altbacken. Dagegen gefielen ihr die Aufmachung und die seriösen Profile der Seite Landverliebt.de. Das gab den Ausschlag, sich hier ein Profil zu erstellen. Dort stieß sie bald auf Thomas. Er war der Kandidat, der in ihrem gewählten Radius am nächsten lag. Seine Bilder – eines auf dem Schlepper und eines mit Asbach Cola in der Hand – vermittelten Bodenständigkeit. „Der geht offenbar auf Partys. Mit dem kann ich also auch fortgehen“, dachte sie und schrieb ihm.
"Ohne Bild funktioniert sowas nicht", ist Thomas sicher. Er hatte sich nach einem Fest auf Landflirt.de angemeldet. Beide Webseiten gehören zu einer Agentur, sodass die Kundenstämme miteinander verknüpft sind. Drei Tage nach seiner Anmeldung flatterte die Nachricht von Alix in sein Postfach. Dass sie Jägerin ist, fand er spannend. Die drei in der kostenfreien Mitgliedschaft inbegriffenen Nachrichten waren im Nu verbraucht, wie Thomas erschrocken feststellte. Also fackelte er nicht lange und schloss eine Premiummitgliedschaft ab, um ihr wieder schreiben zu können. „Ich hab ihr dann sofort meine Handynummer geschickt. Ich wusste ja nicht, ob sie Premiummitglied ist“, erklärt er. Er schickte gleich noch seinen Namen hinterher – bislang kannten sie nur ihre Nicknames.
Erstes Treffen mit dem Online-Date
In den folgenden Wochen tauschten sie Nachrichten und Bilder aus. „Wie oft man sich in den ersten Wochen schreibt, ist wichtig. Man sollte es nicht übertreiben, aber auch nicht schleifen lassen“, findet Thomas. Nach vier Wochen, im Hochsommer 2020 trafen sie sich das erste Mal. Zu lange wollten sie damit nicht warten. „Nicht, dass man da unnötig viel Energie reinsteckt oder dann sieht der sieht gar nicht aus, wie auf den Bildern“, erklärt Alix.
Ihre Idee für das erste Treffen mit dem Online-Date: Sich auf einem unverbindlichen Spaziergang erstmal kennenlernen. American-Style-Dates im Kino oder dem Restaurant seien beim ersten Treffen nichts für ihn, so Thomas. Er wolle erstmal herausfinden, mit wem er da unterwegs ist. Auf dem Spaziergang stellten sie viele Gemeinsamkeiten fest. Auch wenn Thomas anfangs etwas schüchtern war und erst auftauen musste, war bald klar, dass sie sich wiedersehen wollen.
Wissen, was man will
Beim zweiten Treffen erkundeten sie die Burgruine in Forchtenberg. Beim dritten Date fiel die Wahl auf einen Besen in den Weinbergen. Der war ländlich und rustikal – genau, was die Zwei mögen. Beim Spazieren in den Weinbergen wurde beiden klar, dass sie zusammen gehören. „Das Stolpern beim ersten Date hat mich überzeugt“, witzelt Thomas.
Seine Geradlinigkeit, Bodenständigkeit und seine Ideale haben die junge Frau überzeugt. „Es ist wichtig, zu wissen, was man will im Leben“, stellt sie fest: „Thomas hat seine Ideale. Denen bleibt er treu.“ Sie war Thomas gleich sympathisch. "Wir waren auf einer Wellenlänge und hatten die gleichen Interessen", erinnert sich der Landwirt. Dazu gehörte auch der Wunsch nach einer langfristigen Beziehung.
Das Paar zeigt, dass aus einer Online-Bekanntschaft durchaus eine Beziehung im echten Leben werden kann. Auch auf dem Land. Für das Kennenlernen gilt online ebenso wie live: Auf keinen Fall sollte man sich verstellen. „Man soll sich so geben, wie man sich auch bei seinen Freunden gibt“, sagt Thomas. Alles andere wäre auf lange Sicht nicht zielführend.
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