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Konservierende Bodenbearbeitung

Erfahrungsbericht 13 Jahre Direktsaat

Landwirt Thomas Sander aus Sachsen ging einen radikalen Weg: Von heute auf morgen stellte er seinen Betrieb auf Direktsaat um. Nach dem „Versuch und Irrtum“-Prinzip probierte er viel aus, erkannte Grenzen und ist mit seinem Betrieb mittlerweile doch recht zufrieden.

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„Wenn man von jetzt auf gleich ins kalte Wasser springt, muss man anfangen zu schwimmen oder untergehen. Wir haben schwimmen gelernt“, begann Thomas Sander seinen Vortrag bei der diesjährigen Tagung für konservierende Bodenbearbeitung in Stuttgart-Hohenheim. Die Semesterarbeit an der Fachschule kurz nach der Jahrtausendwende war es, die Sander zur Direktsaat brachte. Daraufhin stellte er den Familienbetrieb auf einen Schlag um. Wie in Südamerika sollte es funktionieren. Wie Sander selbst sagt, verfolgte er dogmatisch die Vorgehensweisen, Tipps und Empfehlungen aus Übersee. „Wir waren so blockiert, alles genau nach Plan umzusetzen, dass wir nicht darauf geschaut haben, was draußen eigentlich passiert. Die Natur ist eine knallharte Lehrmeisterin“, erzählte der Landwirt von seinen ersten Erfahrungen. Beispielsweise hat der Raps nicht so funktioniert, wie aus seinen Anleitungen hätte klappen müssen. Raps-Totalausfälle brachten den jungen Landwirt zum Prinzip „Irrtum und Versuch“. Im Raps konnte es so nicht weitergehen und schlimmer konnte es auch kaum kommen. Knapp sechs Jahre probierte er aus und hat mittlerweile in den Griff bekommen. Seine Vermutung, warum es nicht geklappt hat: „Durch den Strohabbau sind viele Säuren im Boden, die einiges an Calcium verbrauchen. Der Raps keimt gut an, bleibt dann aber stehen, wahrscheinlich, weil er mit seinen Wurzeln durch die saure Schicht muss. Danach macht er wieder einen Schub, holt es aber nicht mehr auf.“ Sander betont, dass es seine eigenen Beobachtungen sind, die nicht unbedingt allgemeingültig sind. Mittlerweile steht sein Raps einzelkorngesät und in freigeräumten, weiten Reihen (45 Zentimeter) auf dem Acker. Er hat für seinen Betrieb nach einer Phase des Ausprobierens eine Lösung gefunden.  

Schnecken im Soja

Auch Soja hat der Landwirt versucht, in Direktsaat anzubauen. Richtig zufrieden ist er aber noch nicht. „Wir haben ein ziemliches Problem mit Schnecken, die sich unter der feuchten Strohmatte aufhalten und den Pflanzen schaden“, berichtete Sander. Sind die Grenzen für die Direktsaat erreicht? Ganz aufgegeben hat er die Leguminose aber noch nicht, seine Idee für die kommende Saison: „Vielleicht hilft es, im Frühjahr den Boden ganz flach zu bearbeiten, um das Stroh etwas einzuarbeiten.“

Nach der anfänglichen dogmatischen Phase, der folgenden Lernphase  bewegt sich der Betrieb jetzt in der pragmatischen Phase, wie Sander die letzten 13 Jahre selbst eingeteilt hat. Mittlerweile hat er einen Grundstock an Erfahrungen gesammelt, herausgefunden, was funktioniert und was nicht. Jetzt ist er dabei, an den kleinen Schräubchen zu drehen, um weiter zu prüfen, wie weit er in seinem Betrieb mit Direktsaat gehen kann. Er sagt selbst, dass er immer noch im Lernprozess steckt.

Er ist begeistert von seinen aktiven Böden, die „viel besser das Wasser speichern und einfach wesentlich vielfältiger sind. Es sind mehr Insekten, Pilze und Bakterien auf dem Acker, die mir zuarbeiten.“ Durch die veränderte Bodenbewirtschaftung brauche er auch fast keine Bodenherbizide mehr. Der Landwirt blickt aber auch realistisch auf die Direktsaat: „Was nützt es, wenn ich etwas für die Umwelt tue, damit aber kein Geld verdiene?“ Sander ist für seinen Betrieb von der Direktsaat überzeugt, dass er den richtigen Weg eingeschlagen hat, fordert aber mehr Kommunikation zwischen der Wissenschaft und den Landwirten. „Kompetenz ist das wichtigste Standbein, dass wir haben. Das sollten wir stetig ausbauen.“ Für die Direktsaat wünscht er sich, dass sie auf wirtschaftliche gute Beine gestellt wird, wobei er speziell in der Glyphosat-Debatte auch die Politik und die Verbraucher mit ins Boot holen möchte: „Wenn ein Werkzeug wie Glyhosat wegfällt, haben wir nicht nur in der Direktsaat große Probleme. Unsere Innovationsfähigkeit wird auch unter den strengen Regularien weiter leiden. Irgendwann hinken wir hinter den anderen Ländern nur noch hinterher. Dauerhaft muss sich was ändern.“

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