Neuheiten dringend gesucht
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Noch schält sich kein Nachfolger für Jonagold – über viele Jahre hinweg die Brotsorte am Bodensee – heraus. Ob eine der in diesem Jahr vorgestellten neueren Sorten den Durchbruch schafft, wird sich erst noch weisen müssen. Auf alle Fälle aber hat das Sortenkarussell weiter Fahrt aufgenommen, drängen doch immer mehr Neuheiten auf den Markt, wie der am KOB für Sortenprüfung zuständige Experte Dr. Ulrich Mayr bei den beiden Veranstaltungen in Bavendorf erklärte.
Bei der Sortenverkostung für den integrierten Anbau (IP) gab es viel positives Echo für GS 66, eine Züchtung von Gerd Sundermeyer. Die Kreuzung mit Honeycrunch überzeugte in erster Linie durch ihren guten Geschmack. Allerdings liegen zu dieser Sorte bislang am KOB kaum Erfahrungen vor, da nur fünf Testbäume in der Prüfung stehen. Zudem zeigten die Früchte in diesem Jahr mit dem frostbedingt schwachen Behang Qualitätsprobleme durch Lentizellenflecken und Stippe. Auch Probleme mit der Blattgesundheit könnten auftreten, was laut Mayr der Abstammung von Honeycrunch geschuldet ist.
Envy reift sehr spät
Bereits seit längerem in der Diskussion ist die aus Neuseeland kommende Sorte Envy. Die inneren Qualitätsdaten mit Festigkeit und Zucker überzeugen, das Packout und die Ausfärbung sind gut. Allerdings reift die Sorte sehr spät und auch die Blattgesundheit überzeugt nicht. Die zu Beginn der Testphase aufgetretenen Probleme mit Berostung zeigten sich in den beiden vergangenen Frostjahren aber nicht mehr.
Einen neuen Weg im Apfelabsatz strebt die Branche mit Rockit an. Die kleinkalibrige Sorte mit gutem Geschmack soll als Snackapfel in eigens dafür vorgesehenen Plastikröhren, sogenannten Tubes, an den Markt gebracht werden. Ob sich dies alledings auf dem deutschen Markt bewährt, wird sich noch zeigen müssen. „An diesen Tubes scheiden sich die Geister“, meinte Mayr, der der Sorte eine gewisse Faszination aber nicht absprechen wollte. Gefragt sind Kaliber von 50 bis 60 mm, weshalb sich Frostjahre mit größeren Früchten infolge eines schwachen Behangs fatal auswirken können. Der Baumaufbau ist locker, die Ausfärbung daher kein Problem. Mit sieben Kilo hängt ein Baum richtig voll. Nachteilig ist der deutlich höhere Pflückaufwand, den Mayr auf Basis von Untersuchungen in Norddeutschland auf 20 bis 25 Cent pro Kilo bezifferte.
Noch einen Tick später als Envy reift die in Australien entdeckte Sorte Crimson Snow, deren weltweites Management über Kiku erfolgt. Die inneren Qualitätsparameter der sehr großfrüchtigen Sorte mit einem frühen Ertragseintritt stimmen. Der Geschmack ist gut, die Ausfärbung kein Problem. Ob solch eine späte Sorte an den Bodensee passt, dahinter setzte der Sortenexperte allerdings ein Fragezeichen.
Trend geht zu süß
Daiane ist eine sehr süße Sorte aus Brasilien, deren Ernte in Normaljahren in die zweite Septemberwoche fällt. Die Bäume sind einfach und gesund, der Behang ist regelmäßig, Alternanz somit kein Thema. Auch die Kaliber stimmen. Da die Farbausprägung nicht so gut ist, sind allerdings zwei bis drei Pflücken nötig. Eine Abhilfe bietet auch die bereits am Markt befindliche Mutante nicht, da diese nicht mehr, sondern nur dunkler ausfärbt. Versuche in Brasilien bescheinigten der Sorte gute Lagereigenschaften.
Neue Marke für rotfleischige Äpfel
Während immer mehr neue Sorten in die Prüfung drängen, tut sich bei den Mutanten marktgängiger Sorten kaum etwas, wie Mayr anmerkte. Mit über 40 Mutanten wird das Sortiment bei Gala zunehmend unübersichtlich. Bewegung am Markt vermeldete er für rotfleischige Äpfel. Hier hat das Sortenkonsortium Ifored unlängst eine Palette an Sorten unter dem Markennamen Kissabel mit durchaus überzeugendem Konzept präsentiert.
Im Ökoobstbau wird neben dem Stichwort Schorfrobustheit zunehmend die Anfälligkeit für Marssonina ein Kriterium für die Sortenwahl. „Der Verlauf in diesem Jahr war schon sehr beunruhigend“, meinte der Sortenexperte und kündigte ein Projekt mit einer Schweizer Versuchseinrichtung an, das diese Schaderkrankung genauer untersuchen wird.
Sorten für den Öko-Obstbau
Unter der Vielzahl der geprüften Kandidaten für den Ökoanbau schälten sich unterm Strich vornehmlich zwei Sorten heraus, die den Anforderungen des Marktes, was Größe und Ausfärbung betrifft, nachkommen. Dies ist zum einen Soprano, zum anderen die Nummernsorte UEB 658/1. Bei Soprano handelt es sich um eine Kreuzung aus Saturn x Braeburn, an den die Früchte im Aussehen erinnern. Der Geschmack ist allerdings süßer. Die Sorte bestach in der Prüfung durch einen guten Ertrag. Bedauerlich ist, dass die Schorfrobustheit – ähnlich wie bei Topaz – mehr und mehr schwindet. Die an anderen Sortenprüfungs-Standorten beobachtete Berostung wurde in Bavendorf nicht festgestellt.
Alternative zu Gala – UEB 658/1
Als Alternative zu Gala kommt die Nummernsorte UEB 658/1 in Frage. Die Kreuzung aus Fuji x Opal hat in Verkostungen wegen ihres guten Aromas deutlich besser abgeschnitten. Abstriche gibt es auch bei dieser Sorte in punkto Schorfrobustheit. Ferner ist offen, inwiefern diese aus tschechischer Züchtung stammende Neuheit künftig frei verfügbar ist, da aus den USA starkes Interesse vermeldet wird. Mit CPRO 037, Makali, Imara, ACW 14992, Rubelit, Rustica und Kalei nannte Mayr weitere Sorten, die für den Ökoanbau von Interesse sein könnten. „Einen Alleskönner aber gibt es nicht“, zog der Sortenexperte ein Fazit aus seinen Prüfungen.
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