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Weinsberger Obstbautag

Frostberegnung braucht viel Wasser

Nach dem verheerenden Frostjahr 2017 stand der Obstbautag an der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau (LVWO) Weinsberg dieses Mal unter dem Schwerpunktthema Frostschutz. Dabei wurde der Bogen von langjährigen Wetterdaten über den Klimaeinfluss auf die Obstbaumblüte bis hin zur Frostschutzberegnung geschlagen.
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Die frühere Obstblüte erhöht die Gefahr für Spätfrostschäden massiv.
Die frühere Obstblüte erhöht die Gefahr für Spätfrostschäden massiv. Werner-Gnann
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Zu Beginn warf Dr. Dietmar Rupp von der LVWO einen Blick zurück auf hundert Jahre Wetterdaten am Standort Weinsberg. Er zeigte, wie sich das Klima vor allem in den letzten Jahrzehnten veränderte. So ist es im Mittel um 1,1 °C wärmer als vor hundert Jahren. Dabei ist zu beachten, dass von den zehn wärmsten Jahren sechs auf die vergangenen 20 Jahre entfallen. Gerade die Winter werden immer milder und man kann eine deutliche Abnahme von sogenannten „Frosttagen“ beobachten. Was dagegen relativ konstant bleibt, ist der Zeitpunkt des letzten Frosttages im Frühjahr, in der ersten Aprilhälfte. Diese Kombination aus milderen Wintern mit daraus folgendem früheren Vegetationsbeginn und unveränderlich auftretendem Spätfrost stellt den Obstbau vor große Herausforderungen.

Deutlich frühere Blüte


An diesem Punkt hakte Dr. Franz Rueß, ebenfalls von der LVWO, ein und gab einen Einblick in Veränderungen im Blühverhalten des Apfels. So lag bei der Sorte Golden Delicious Anfang der 60er Jahre die Vollblüte im Schnitt um den 10. Mai. In den letzten Jahren dagegen ist bereits um den 21. April das Stadium der Vollblüte erreicht. Damit hat sich die Blüte in den Bereich der letzten Frosttage verschoben, was unweigerlich zu Problemen führt. Um auf diese Veränderungen zu reagieren, gibt es verschiedene Ansätze. Langfristig versucht man durch Kreuzungen mit spätblühenden oder frosttoleranteren Apfelsorten aus anderen Klimazonen das heimische Sortiment zu erweitern. Kurz- und mittelfristig stellt allerdings die Frostschutzberegnung die einzig effektive Schutzmaßnahme dar.
Wer sich mit dem Thema Frostschutzberegnung auseinandersetzt, stößt zuerst auf die Problematik der Wasserbereitstellung, machte Andreas Hahn vom Esteburg Obstbauzentrum Jork deutlich, der über Erfahrungen aus Norddeutschland berichtete. So werden für eine Überkronenberegnung 30 bis 35 m³ pro Stunde und Hektar benötigt; bei einer Unterkronenberegnung steigert sich diese Menge auf 45 bis 50 m³ je Stunde und Hektar. In einer durchschnittlichen Frostnacht muss man ungefähr zehn Stunden Beregnungszeit einplanen.


Bewässerungsteich statt Brunnen


Da solche Wassermengen von bei den meisten Brunnen nicht direkt zur Verfügung gestellt werden können, ist die Anlage von Bewässerungsteichen zu empfehlen. Je nach Größe der Anlagen und Schwierigkeit in der Erstellung schwanken die Kosten zwischen sechs und 20 Euro/m³, bei sehr kleinen Anlagen können sie in Richtung 30 Euro/m³ steigen. Ein wichtiger Aspekt ist die Absicherung der Teiche, da es in der Vergangenheit bereits tödliche Unfälle durch Ertrinken gab. Aus diesem Grund ist es ratsam, eine Leiter zu installieren und das Gewässer einzuzäunen. Zusätzlich ist die Anlage einer Flachwasserzone sowohl ein Sicherheitsgewinn als auch eine ökologische Aufwertung die als Ausgleichsmaßnahme angerechnet werden kann.
Einen lokalen Erfahrungsbericht zu den Frostereignissen in 2017 lieferte Thomas Häberle aus Erligheim. Er verfügt über eine Überkronenbewässerung mit Beregnungsteichen und konnte dadurch den Großteil seiner Ernte sichern. Insgesamt musste er an zehn Nächten beregnen. In den starken Frostnächten lag der Wasserbedarf bei 4000 m³ pro Nacht. Dabei kam es in Junganlagen teilweise zu Astabbrüchen aufgrund der enormen Eismengen. Für ihn gehört mittlerweile die Frostschutzberegnung genau wie das Hagelnetz zum Standard im Anbau. Gerade bei direkten Vermarktungsstrukturen ist die kontinuierliche Marktbelieferung entscheidend.
Eine Region die schon viel länger mit Spätfrostereignissen zu kämpfen hat, ist Südtirol. Dr. Martin Thalheimer vom Versuchszentrum Laimburg kann auf eine lange Geschichte des Frostschutzes zurückblicken. Bereits in den 1950er Jahren gab es erste Ansätze und 1960 standen 4000 ha unter Beregnungsanlagen. Heute sind es rund 13.000 ha. Immer wieder gibt es alternative Ansätze, wie Bewindungsanlagen, Frostbuster, Heizschläuche oder Paraffinkerzen. Diese können sich jedoch in der Fläche nicht durchsetzen, da eine Frostberegnung nach wie vor die beste Schutzwirkung aufweist. Aus diesem Grund versucht man in Südtirol, das System durch Wassereinsparmaßnahmen weiter zu optimieren. Die Empfehlungen gehen in Richtung vieler kleiner Regner mit geringer Wurfweite, da hier das Verteilmuster am gleichmäßigsten über die ganze Fläche ist.


Anbau von Maronen


Auch aus Südtirol aber mit einem ganz anderen Thema begeisterte Johann Laimer. Die Familie Laimer beschäftigt sich mit dem Anbau und der Vermehrung von Edelkastanien. Die Früchte der Edelkastanien, die nicht mit der Gewöhnlichen Rosskastanie verwandt sind, werden auch Maronen genannt. Da es sich um einhäusig getrenntgeschlechtliche Pflanzen handelt, empfiehlt sich der Anbau von Ertrags- und Befruchtersorten. Bei Bouche de Betizac handelt es sich um eine empfehlenswerte robuste Ertragssorte, die gut mit der Befruchtersorte H2 harmoniert. Gepflanzt werden die Bäume auf 10 x 5 m für einen hohen Ertrag bereits in den ersten Jahren oder gleich auf Endabstand von 10 x 10 m. Grundsätzlich sind Edelkastanien robust und brauchen wenig Pflege. Ein paar Schaderreger sollte man jedoch im Blick haben: Kastanienrindenkrebs, Kastaniengallwespe, Esskastanienbohrer und Später Kastanienwickler.
Mit dem Thema Pflanzenschutz befasste sich zum Abschluss Dr. Thomas Diehl vom Regierungspräsidium Stuttgart. Vor allem neue Auflagen bei der Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln und die große Problematik der Herbizide standen im Mittelpunkt seines Vortrages.

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