Wo Hagelnetze zum Streitfall werden
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Das Bild hat etwas Bizarres an diesem grauen Regentag: Am Ende einer Apfelanlage tauchen zwei leere Reihen auf bevor nach einem Grünstreifen ein stark bewachsener Graben folgt. Die Obstbäume sind gerodet, nur das Hagelnetz auf den Stützpfeilern überragt die Fläche noch. Auch stirnseitig wurden die Reihen wegen eines an der Grundstücksgrenze verlaufenden Gewässers zurückgesetzt. Der Obstbauer ist damit dem Appell des Landratsamtes gefolgt und hat den im Wassergesetz geforderten Abstand von zehn Metern hergestellt. Freiwillig hat er es nicht getan, schließlich geht damit Produktionsfläche verloren. Produktionsfläche, die sich nach überschlägigen Rechnungen auf rund 120 bis 130 ha in der Bodenseeregion summiert und für die kein Anspruch auf Entschädigung besteht.
Kein einfacher Rückbau möglich
Dabei ist es nicht allein die verlorene Fläche, die den Obstbauern Sorgen bereitet. Die Abstandsauflagen bei Pflanzenschutzmitteln lassen in dem Zehn-Meter-Streifen zum Gewässer keine marktgerechte Produktion mehr zu. Vielmehr ist es die Forderung nach einem Rückbau der Hagelnetzanlagen in dem zehn Meter breiten Gewässerrandstreifen, die laut Wasserwirtschaftsamt ebenfalls als gesetzliche Vorgabe aus dem Wassergesetz aus Gründen des Hochwasserschutzes abzuleiten ist.
„Die Gerüste von Hagelnetzinstallationen lassen sich nicht so einfach reihenweise zurückbauen. Das bringt die Statik der ganzen Anlage in Gefahr“, erläutert Erich Röhrenbach, einer der beiden Vorsitzenden der Obstregion Bodensee. Pfosten müssten versetzt, Anker neu eingetrieben und die Abspannung frisch konzipiert werden. Der Aufwand sei teils so riesig, dass die gesamte Anlage nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben sei, führt er ins Feld. Eine am Regierungspräsidium Tübingen eingerichtete Arbeitsgruppe mit Vertretern von Behörden, Beratung und Obstbauern soll nach angepassten Lösungen suchen, zumal die Obstbauern in ganz unterschiedlichem Ausmaß von den Auflagen aus dem Wassergesetz betroffen sind.
Mehr zum Besuch der Grünen-Landtagsdelegation und den Problemen, mit denen sich der Obstbau derzeit konfrontiert sieht, lesen Sie in BWagrar Heft 22 Seite 27.
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