Beizen neu gedacht
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Nach der Saat wird es nochmal richtig frostig; der Mais keimt nicht und vergammelt mit der Zeit im Boden. Eine unangenehme Vorstellung, die im Mai 2019 für manche Maisanbauer zur Realität geworden ist. Die Vegetation ist in diesem Jahr früh gestartet. Bereits Ende März und in der ersten Aprilhälfte begann eine Wetterlage, die man für Sommer hätte halten können. Ende April begann dann die Kälte - "Das sorgte für Probleme beim Auflaufen", erklärte Christoph Gellermann, Fachberater für Mais bei der KWS Saat SE.
Das können Beizen leisten
Viele Bestände haben die Kälte zum Vegetationsbeginn gut überstanden, weil der Vegetationskegel der Maispflanze noch unter der Erde lag. Was die Kälteperiode im Mai aber vereinzelt ausgelöst hat, war Pilzbefall an lange nicht aufgelaufenen Körnern. Sichtbar war das an entweder nicht gekeimten oder abgestorbenen Körnern und zum Teil sogar an verfaulten Wurzeln und Sprossansätzen. Die Folge ist eine heretogene Bestandsentwicklung und eine reduzierte Bestandsdichte. Eine fungizide Beize kann die Bestände in den ersten drei bis vier Wochen der Jugendentwicklung vor Pilzen schützen, was laut Gellermann vor allem in Kältephasen eine Hilfe ist.
Alternative Wirkstoffe im Überblick
Bisher wurde dazu der Wirkstoff TMTD eingesetzt, aber die Zulassung endete bereits am 30. Januar 2019 und die Aufgrauchfrist gilt bis bis 30. Januar 2020. Nach Aussage der KWS ist die Beize Redigo M mit den Wirkstoffen Protioconazol und Metalaxyl eine Alternative. "Dieses Mittel wird außerdem für die kommenden Jahre zu Verfügung stehen", so Gellerman. Fungizid Redigo M wirke hemmend auf das Wachstum vieler bodenbürtiger Pilze.
Durch die lange Verweildauer der Körner im Boden ohne bedeutendes Wachstum boten die Bestände auch Vögeln, Insekten und Drahtwürmern optimale Fraßbedingungen. Das langjährige Standardfungizig TMTD habe eine Nebenwirkung als Vogelrepellent gehabt, die das Nachfolgeprodukt Redigo M nicht aufweist. Zudem haben Repellents wie Mesurol keine Zulassung mehr.
Wirkung gegen Fressfeinde
Ein Mittel, das die Lücke bei den Vogelrepellents schließen könnte, heißt Initio Bird Protect. Die Beize enthält die Wirkstoffe Ziram, Zink, Mangan, Huninsäure und Bacillus Megaterium soll diese Lücke schließen. Das Mittel wirke als einerseits als Repellent und enthalte anderseits einen Mix aus Nährstoffen, welche die Jugendentwicklung des Maises - gerade unter kalten Bedingungen - fördern soll. Mangan ist wichtig für den Energiestoffwechsel der Pflanzen in dern Jugendentwicklung, Zink gilt als günstig für die Regenerationsfähigkeit der Pflanze. Ob dem eigenen Bestand Zink fehlt, erkennt man an Aufhellungen längs der Blattachse des Maises.
Die Huminstoffe sollen die Nährstoffverfügbarkeit verbessern und das Wachstum der Feinwurzeln anregen; Bacillus Megaterium kann durch die Sekretion von Säuren Phosphat aus Calciumphosphat im Boden freisetzen. "Hier muss man sagen, dass das allerdings nur geringe Mengen sind und eine Unterfußdüngung nicht ersetzt werden kann", erklärte Gellermann.
In einem unabhängigen Versuch habe die Beizung von Maissaatgut mit Zink und Mangan die Wurzellänge, Sprossenmasse und den Chlorophyllgehalt in der Pflanze negative Effekte durch Kälte in der Jugendentwicklung nahezu neutralisieren können im Vergleich zu einer ungebeizten Vergleichsgruppe. In einem KWS-eigenen Versuch wurde am Standort Biberach an der Riß ein rund fünf Prozent höherer Feldaufgang durch die Beize beobachtet.
Ähnlich wirksam wie Mesurol-Beize
Der Wirkstoff Ziram mit 420g/l in Inition Bird Protect wirkt gegen den Maisfraß durch Fasane, Krähen und Tauben. "Auf Kraniche wiederum hat die Beize nur einen geringen Effekt", gab Gellermann zu bedenken. Getestet wurde die Wirkung in einem Versuch an 17 Standorten in Deutschland. Die Beize Initio Bird Protect kam im Mittel auf einen ähnlichen Wirkungsgrad wie die Kombination von Mesurol + TMTD.
Die Wirkung von Ziram sei von der Saattiefe unabhängig; gleichwohl bei tieferer Saat vom Beizmittel unabhängig ein geringerer Vogelfraß zu erwarten sei. Mit der Zulassung von Ziram wird es nach Gellermanns Aussage noch zwei Jahre weitergehen, danach stehe eine neue Entscheidung aus. An alternativen biologischen Substanzen, die Ziram folgen können, forsche das Unternehmen. Gegen Drahtwurm steht weiterhin das Mittel Sonido mit dem Wirkstoff Thiacloprid zur fügung.
Mögliche Beizstrategie
Im Maisanbau fallen populäre Beizen wie Mesurol und TMTD weg. Diese alternativen Beizen wurden auf der Fachtagung vorgestellt:
- Standardbeize: Redigo M gegen Pilzbefall der Maiskörner im Boden, vor allem während kühler Phasen.
- Optional Initio Bird Protect zum Vergrämen von Vögeln (mit Ausnahme von Kranichen) und für eine verbesserte Nährstoffversorgung.
- Sonido gegen Drahtwurm.
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