Körnermais für Gunstlagen geprüft
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Die IMIR-Sortenprüfung stellt eine Ergänzung zu den EU- und Landessortenversuchen dar. Der Internationale Mais- und Informationsring (IMIR) prüft grenzüberschreitend Körnermaissorten in Baden, dem Elsass und der Schweiz. Die IMIR-Sortenprüfung besteht aus einem mittelspäten (K 260 bis K 300) und einem späten Sortiment (K 300 bis K 350). Das späte Sortiment, das in Deutschland nur vom IMIR geprüft wird, trägt der Entwicklung Rechnung, dass auf günstigen Maisstandorten in den letzten Jahren, nicht zuletzt mit Blick auf den Klimawandel, der Anbau später Maissorten zunahm.
Die IMIR-Versuche bieten mit sieben Standorten am Hoch- und Oberrhein und einem Standort im Tessin den Vorteil einer verhältnismäßig großen Anzahl an Versuchsstandorten in einer Klimazone. Im Rahmen der IMIR-Körnermaisprüfungen kann jeder Züchter in der EU vertriebsfähige Sorten sowie Stämme, die kurz vor der Zulassung stehen, testen lassen. Die Aussaat der IMIR-Sortenprüfungen erfolgte 2019 im Zeitraum vom 18. April bis zum 15. Mai, die Ernte in der Zeit vom 3. Oktober bis zum 6. November und damit im üblichen Zeitrahmen.
Höhere Erntefeuchte
Der Durchschnittsertrag lag 2019 etwas über dem Ertrag des Trockenjahrs 2018 aber deutlich unter dem des Jahrs 2017. Auffällig gegenüber dem letzten Jahr war eine um ca. 8 % und damit deutlich höhere Erntefeuchte, dies verdeutlicht, dass 2019 die Abreife nicht so günstig verlief wie im Vorjahr.
Standorte im Detail
Die höchsten Durchschnittserträge wurden im mittelspäten Sortiment in Zürich-Reckenholz und im späten Sortiment am oberelsässischen Standort Rustenhart erzielt. Der geringste Ertrag in beiden Sortimenten wurde in Griesheim-près-Molsheim südwestlich von Straßburg ermittelt. Die hohen Erträge in Zürich-Reckenholz und Rustenhart lassen sich mit der durchweg guten Wasserversorgung in Reckenholz sowie der 10-maligen Beregnung mit jeweils 25 mm in Rustenhart erklären.
Der unterelsässische Standort Griesheim litt dagegen deutlich unter der anhaltenden Trockenheit im Juni und Juli. Neben Rustenhart wurde nur der Tessiner Standort Cadenazzo beregnet; da in der Hauptwachstumsphase im Tessin ausreichend Niederschläge fielen wurde jedoch nur ein Beregnungsgang durchgeführt. Die Tabellen 1 und 3 zeigen die Erträge und Erntefeuchten der Standorte.
Mittelspätes Sortiment (K 260 bis K 290)
Das mittelspäte Sortiment umfasste 25 Sorten und wurde an den drei deutschen Standorten Bad Krozingen-Biengen (Südbaden), Ettenheim (Mittelbaden) und Ladenburg (Nordbaden), den beiden elsässischen Standorten Rustenhart (Südelsass) und Griesheim-près-Molsheim (Nordelsass) sowie an zwei Standorten in der Nordschweiz in Hüntwangen (Hochrhein) und in Zürich-Reckenholz angelegt, insgesamt also an 7 Orten.
Die beiden Standorte Biengen und Ettenheim konnten in diesem Jahr nicht gewertet werden. In Biengen entwickelte sich der Bestand bereits ab den 4-Blatt-Stadium sehr ungleichmäßig, so dass dieser Standort bereits vor der Ernte abgekört werden musste und daher nicht beerntet wurde. In Ettenheim war die Standardabweichung zwischen den Wiederholungen aufgrund von trockenheitsbedingten Standortunterschieden zu groß. Daher konnten nur die 5 Standorte Griesheim, Ladenburg, Rustenhart, Hüntwangen und Zürich-Reckenholz verrechnet werden.
Die beiden DSV-Sorten Piaff und Piatov standen zum Saatzeitpunkt am Standort Zürich-Reckenholz nicht zur Verfügung und wurden daher nicht ausgesät. Diese beiden Sorten können daher bei der Gesamtberechnung nicht berücksichtigt werden.
Das können die mittelspäten Sorten
Über alle Standorte erzielten die Sorten P9757 und P9610 einen Ertrag von über 130 dt/ha und waren damit die ertragsstärksten Sorten im mittelspäten Sortiment. Die vier Sorten P9757, P9610, P9903 und Texxero sowie die beiden zur Zulassung anstehenden Stämme KXB 8436 (KWS) und ES 4241 (Dekalb), lagen an allen 5 Standorten über dem Ertragsdurchschnitt.
Dies weist auf eine hohe Ertragsstabilität bei unterschiedlichen Boden- und Wasserverhältnissen hin. Unter diesen 6 Hybriden wies die in Österreich im letzten Jahr neu zugelassene Sorte P9610 mit 27,2 % die geringste Erntefeuchte auf und war damit etwa 1 % trockener als der Versuchsdurchschnitt mit 28,1 % (Tabelle 1).
Im mittelspäten IMIR-Sortiment lag der Durchschnittsertrag bei 122,8 dt/ha, wobei die Erträge von 161,4 dt/ha in Zürich-Reckenholz bis 80,8 dt/ha in Griesheim zwischen den Standorten stark variierten. Am schweizerischen Standort Zürich-Reckenholz wurden die höchsten Erträge erzielt, dabei war die 2018 in Italien zugelassene Sorte P9757 mit 171,7 dt/ha (32,0 % Erntefeuchte) die ertragsstärkste Sorte. In Reckenholz wurde allerdings auch die höchste Erntefeuchte mit 31,3 % über alle Sorten ermittelt, dies lässt sich mit den insgesamt kühleren Temperaturen und der guten Wasserversorgung an diesem Standort erklären.
Am Standort Rustenhart lag die durchschnittliche Erntefeuchte mit 23,0 % am niedrigsten. Die beiden Sorten ES Hattrick und ES Faraday waren dort mit 20,7 % bzw. 20,9 % am trockensten. Erntefeuchten von unter 27 % im Mittel erreichten 2019 lediglich der Farmsaat-Stamm SMH0475 (25,4 % bei 114,2 dt/ha) sowie die Sorten ES Faraday (25,6 % bei 123,8 dt/ha) und SY Enermax (26,1 % bei 121,9 dt/ha).
Mittelspäte Sorten mit hohem Ertrag und geringer Feuchte
Die drei Sorten P9610, ES Hattrick, ES Faraday und der Dekalb-Stamm ES4241 zeichneten sich dadurch aus, dass sie sowohl über dem Durchschnittsertrag als auch unter der durchschnittlichen Erntefeuchte lagen, was auf eine hohe Wirtschaftlichkeit dieser Sorten hinweist. Bei dreijähriger Betrachtung der IMIR-Ergebnisse des mittelspäten Sortimentes lagen die Sorten P9757, P9903, P9874, DKC 4943 und ES Faraday sowohl 2017 als auch 2018 und 2019 über dem Ertragsdurchschnitt, was die Ertragsstabilität dieser Sorten verdeutlicht (Tabelle 2).
Spätes Sortiment (K 300 bis K 350)
Das späte Sortiment mit 20 Sorten wurde nur an den 6 klimatisch günstigsten Standorten Bad Krozingen-Biengen (D), Ettenheim (D), Ladenburg (D), Rustenhart (F), Griesheim-près-Molsheim (F) und Cadenazzo (CH) im schweizerischen Tessin geprüft. Wie beim mittelspäten Sortiment konnte auch hier der Standort Biengen nicht gewertet werden.
Im späten IMIR-Sortiment lag der Durchschnittsertrag bei 122,7 dt/ha, wobei die Erträge zwischen den Standorten ebenfalls variierten. Auf dem beregneten Standort Rustenhart lag der Durchschnittsertrag bei 147,3 dt/ha und damit um 50 % höher als in Griesheim mit 96,2 dt/ha. In Rustenhart erzielte der zur Zulassung anstehende Dekalb-Stamm ES4827 mit 165,5 dt/ha bei 25,5 % Erntefeuchte den höchsten Einzelertrag an einem Standort. Die höchste Erntefeuchte mit 31,6 % wurde in Ettenheim gemessen. Am günstigsten verlief die Abreife am Standort Ladenburg, hier betrug die Erntefeuchte lediglich 25,1 %.
Ertragsstarke später Sorten
Den höchsten Durchschnittsertrag über alle Standorte mit mehr als 130 dt/ha erzielten die Sorten DKC 5092 und P0217, wobei beide mit 28,6 % bzw. 28,8 % eine leicht überdurchschnittliche Erntefeuchte aufwiesen. Die durchschnittliche Erntefeuchte über alle Standorte lag 2019 bei 28,0 %. Innerhalb des späten Sortimentes konnten nur die zwei Sorten DKC 5092 und P9903 an allen 5 Standorten konstant überdurchschnittliche Erträge erzielen.
Vergleicht man die Erntefeuchte dieser zwei Sorten, zeigt P9903 eine um 2 % geringere Erntefeuchte. Eine Erntefeuchte von unter 26 % erreichten im späten Sortiment über alle 5 Standorte nur die beiden Sorten Badiane (24,5 % bei 125,9 dt/ha) und ES Rhodium (25,6 % bei 123,3 dt/ha). Die in Italien zugelassene Sorte Badiane war damit wie im Vorjahr 2018 die Sorte mit der geringsten Erntefeuchte bei einem überdurchschnittlichen Kornertrag.
Späte Sorten, die trocken und ertragreich sind
Im späten IMIR-Sortiment konnten die 5 Sorten P9903, P9978, Badiane, ES Rhodium und MAS 43.P sowohl einen überdurchschnittlichen Ertrag als auch eine unterdurchschnittliche Erntefeuchte erreichen, was auf eine gute Wirtschaftlichkeit dieser Sorten hinweist. Bei zweijähriger Betrachtung der IMIR-Ergebnisse des mittelspäten Sortimentes erreichten nur die beiden Sorten Badiane und ES Rhodium sowohl 2018 als auch 2019 einen überdurchschnittlichen Ertrag, was für die Ertragsstabilität dieser Sorten spricht.
Fazit
- Die IMIR Versuche 2019 zeigten analog zur Praxis durchschnittliche Erträge bei einer etwas überdurchschnittlichen Erntefeuchte. Auf Standorten mit durchgehend guter Wasserversorgung waren Spitzenerträge von über 140 dt/ha möglich, während auf Standorten mit ausgeprägtem Trockenstress im Juni und Juli, wie im nordbadischen Ladenburg und im unterelsässischen Griesheim, die Erträge nicht befriedigen konnten.
- Bei Betrachtung der drei Standorte Ladenburg (D), Rustenhart (F) und Griesheim-près-Molsheim (F), an denen sowohl das mittelspäte als auch das späte Sortiment stand, zeigte sich 2019 eine Ertragsüberlegenheit der späten Sorten gegenüber den mittelspäten Sorten.
- Mit Ausnahme von Standort Ladenburg weisen die späten Sorten gegenüber den mittelspäten Sorten auf den gleichen Versuchsstandorten wie in den Vorjahren höhere Wassergehalte zum Erntezeitpunkt auf. Dies kann aufgrund der höheren Trocknungskosten die Wirtschaftlichkeit später Sorten infrage stellen. Darüber hinaus steigt mit der späteren Reife die Gefahr von Kolbenfusariosen, wodurch die Verwertung des Erntegutes beeinträchtigt wird. Dies kann in Jahren mit anhaltenden Niederschlägen in der Abreifephase kritisch werden.
- Daher empfiehlt sich zur Aussaat 2020 auch auf sehr günstigen Standorten eine ausgewogene Mischung von Sorten unterschiedlicher Reifegruppen.
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