Ergebnisse Sommerdurum
Die Ergebnisse der Landessortenversuche Sommerdurum 2017 bis 2019 liegen vor. Erfahren Sie hier, wie die einzelnen Durumsorten abgeschnitten haben.
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Um es vorwegzunehmen: Er geht nicht überall, der Anbau von Durum! Hierfür sind trockene, warme Reife- und Erntebedingungen günstige Voraussetzungen. Unter solchen Reifebedingungen werden Stärke und Eiweiß im Korn strukturell miteinander verbunden. Ist dieser Prozess optimal verlaufen, sind die Körner sehr hart und spröde und erscheinen beim Aufschneiden glasig. Dieser Reifeprozess ist wiederum stark abhängig von bestimmten äußeren Bedingungen. Diese eigentlich stressverursachenden Witterungserscheinungen setzen wiederum eine optimale Wasserversorgung über den Boden während dieser Zeit voraus. Regen, selbst intensive Taubildung während dieser Phase können dazu führen, dass die Glasigkeit sehr schnell wieder verloren geht bzw. gar nicht erst ausgebildet wird.
Viel Anbauflächen in Sachsen-Anhalt und Thüringen
Insgesamt sind dies Bedingungen, die nicht überall, erfüllbar sind. Regionen um die Weinanbaugebiete im Süden und Westen Deutschlands oder die Schwarzerdeböden Ostdeutschlands bieten günstige Voraussetzungen und sind bevorzugte Anbaugebiete. Entsprechend klein ist der Anbauumfang. Umfasste die jährliche Anbaufläche allein von Winterweizen in Deutschland in den letzten Jahren etwa 3 Mio. Hektar, begrenzt sich der Anbau von Durum auf ganze 32.000 ha im zurückliegenden Jahr 2019. Dennoch ist dies die größte Fläche, seitdem Durum in Deutschland angebaut wird. Weit mehr als die Hälfte der Durumflächen sind in Sachsen-Anhalt und Thüringen zu finden. Weiterhin sind Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Bayern, Saarland und Hessen traditionelle Anbauregionen. Aber auch in den günstigen Lagen Sachsens ist der Durum zu finden. Das mittlere Ertragsniveau der letzten zehn Jahre (2010 bis 2019) lag laut Statistischem Bundesamt bei 53,0 dt/ha. Dieser Mittelwert entspricht genau dem langjährigen mittleren Ertrag seit 1991, seit der Erfassung des Durum in der Statistik. 2018 wurde mit 45, 8 dt/ha ein sehr schwaches Ertragsniveau erreicht, aber nicht das Minimum in der langen Zeitreihe. Dieses stammt mit 43,8 dt/ha aus Jahr 1992. Die zwei ertragreichsten Ernten 2013 mit 61,3 dt/ha und 2014 mit 65,3 dt/ha waren dagegen in den letzten zehn Jahren zu finden. Ein verlässlicher Zielertrag lässt sich beim Durum, wie bei jeder anderen Ackerkultur, nicht definieren.
In der Statistik des Bundes wird keine Unterteilung zwischen Sommer- und Winterdurum in der Anbaufläche und im Ertrag vorgenommen. Dennoch ist davon auszugehen, dass in der Zwischenzeit der Sommerdurum weniger als 50 % der gesamten Durumanbaufläche einnimmt. Eine Beurteilung der Leistungsfähigkeit von Sommer- und Winterdurum ist aus den deutschlandweit abgestimmten Prüfsortimenten in beiden Kulturen in den beiden Anbaugebieten möglich.
Was macht den Unterschied?
Im Mittel aller Versuche der Jahre 2017 bis 2019 wurden 50 Körner/m² mehr bei Sommerdurum gegenüber dem Winterdurum ausgesät. Die Bestandesdichte lag dennoch um ca. 53 Ähren/m² niedriger. Auf Grund des deutlichen früheren Termins des Ährenschiebens bei Winterdurum hatte dieser darüber hinaus mehr Zeit zur Ausdifferenzierung der Ähre. Fast 25 % mehr Körner je Ähre wurden angelegt. Trotz der dann etwas geringeren Tausendkornmasse sind vergleichbare Einzelährenerträge erreicht worden. In Kombination mit den höheren Bestandesdichten ergibt sich ertraglich ein Plus für den Winterdurum.
Warum sollte dennoch Sommerdurum angebaut werden?
Die großen Schwankungen der Erträge sowohl bei Sommer-, als auch bei Winterdurum zeigen, dass es durchaus möglich ist, vergleichbare Erträge mit beiden Durumarten zu erreichen. Der Ertrag sollte nicht das alleinige Kriterium sein, den Sommerdurum immer weiter im Anbauumfang zurück zu drängen. Nur zu wenigen Winterdurumsorten gibt es verlässliche Ergebnisse hinsichtlich der Winterfestigkeit. Im Südwesten Deutschlands spielt die Winterfestigkeit eher keine entscheidende Rolle. Hier werden Sommerdurumsorten als sogenannte Wechseltypen sogar im Herbst ausgedrillt. Meist geht es gut, wenn nicht, spricht man nicht darüber. Ganz anders im Anbaugebiet im Osten Deutschlands. Hier sind die Winterbedingungen trotz klimatischer Veränderungen stärker ausgeprägt. Zumindest was die Temperaturen betrifft, ist hier auch mit stärkerem Frost zu rechnen. Die Winterfestigkeit des Winterdurum ist vergleichbar der der Wintergerste, erreicht aber nicht das häufig mittlere bis gute Niveau des Winterweizens. Mit der Aufnahme von Sommerdurum in die Fruchtfolge lassen sich Arbeitsspitzen brechen, Maschinen und Personal günstiger planen und einsetzen. Sommerdurum als eine selbständige Art, trägt zur Artenvielfalt im Betrieb bei und lockert unter Umständen sehr enge Fruchtfolgen auf. Späträumende Vorfrüchte, wie etwa spätgerodete Zuckerrüben sind ideal für eine Sommerung. Hinzu kommt, dass in dieser Konstellation das Krankheitsrisiko für den Durum seitens der Vorfrucht sehr gering ist. In der Qualität unterscheiden sich die Sommerdurumsorten marginal auf hohem Niveau. Unter normalen Witterungsbedingungen können die hohen Qualitätsstandards mit allen Sorten erreicht werden.
Ergebnisse 2017 bis 2019
In den abgestimmten Sortimenten der Landessortenversuche (LSV) standen 2019 neun Sorten, sieben davon drei- und mehrjährig, gemeinsam mit den Stämmen der Wertprüfung (WP) des Bundessortenamtes. Die Anbaugebiete „Südwest“ und „Ost“ umfassen jeweils fünf Prüforte. Die Erträge in der Stufe 2 (mit optimalem Einsatz von Wachstumsregler und Fungizid) lagen 2019 in beiden Anbaugebieten deutlich über den schwachen Erträgen des Vorjahres 2018. Mit 69,5 dt/ha lag das Versuchsmittel in Südwest sogar 7,6 dt/ha über dem zehnjährigen Mittel. Mit nur 54,4 dt/ha blieben die Erträge im Osten 2019 dagegen 11,6 dt/ha unter dem zehnjährigen Mittel. Es war nach 2018 die zweitschlechteste Ernte in den LSV bei Sommerdurum in den vergangenen zehn Jahren. Ein Vergleich der Relativerträge der Sorten zeigt in beiden Anbaugebieten ein identisches Sortenranking, bei Unterschieden im absoluten Kornertrag (Abb. 1). Ein Indiz für eine hohe Ertragsstabilität aller Sorten. Egal, wie die Jahresbedingungen sind, die Ertragsrelationen zwischen den Sorten verändert sich kaum. Anvergur, Duralis, Durofinus und Tessadur bestimmen in beiden Anbaugebieten die Sortimentsspitze, mal mit Vorteilen für die eine bzw. mal für eine andere dieser Sorten. Im Anbaugebiet Südwest zeigt die inzwischen mit acht Jahren älteste Sorte im Sortiment, Duramonte, immer noch stabile Leistungen auf mittlerem Niveau. Die zweijährig geprüfte Sorte RGT Voilur präsentierte Relativerträge über dem Mittel, ebenso wie die einjährig in der Prüfung gestandene Sorte Colliodur.
Die Ertragsdifferenzen zwischen Stufe 2 und Stufe 1 betrug 2019 im Anbaugebiet Südwest 5,1 dt/ha und im Anbaugebiet Ost 3,2 dt/ha, waren also eher gering. Ursachen waren die immer wieder hohen bis sehr hohen Temperaturen während der Vegetation, die eine epidemische Krankheitsentwicklung nicht zuließen. An Krankheiten sind Mehltau vor dem Ährenschieben, danach vereinzelt Blattseptoria, DTR, Braunrost und an einem Ort ein geringer Gelbrostbefall zu nennen. Aber auch die Standfestigkeit wurde 2019 kaum belastet. An einzelnen Orten wurden aus diesen Gründen auch in der höheren Intensitätsstufe keine Fungizid- und Wachstumsreglermaßnahmen durchgeführt. Anvergur, Durofinus und auch Tessadur scheinen am ehesten auf diese Maßnahmen verzichten zu können, während Fulgur SZS und auch Duramonte, zur Ausschöpfung ihres Potentials, deutlicher von diesen Maßnahmen abhängen.
Hinweise zur Sortenwahl
Keine Sorte kann sowohl hinsichtlich agrotechnischer als auch qualitativer Merkmale alles Positive in sich vereinigen. Die Qualität beim Durum ist von außerordentlich hoher Bedeutung. Aus der Vielzahl der Qualitätskriterien ist es wichtig, sich auf jene Merkmale zu konzentrieren, die durch den Anbauer mehr oder weniger beeinflussbar sind: Rohproteingehalt, Fallzahl, Dunkelfleckigkeit oder Glasigkeit. Bei Kenntnis der Stärken und Schwächen der einzelnen Sorten, sollte es dem Landwirt möglich sein, die für seinen Standort und/oder für konkrete Lieferbedingungen günstigste Sorte zu finden und diese entsprechend zu führen. Eine gewisse Beständigkeit in der Sorte hilft, Erfahrung und Sicherheit zu gewinnen, Ertrag und Qualität zu beeinflussen und die hohen Qualitätsanforderungen zu erfüllen. Große einheitliche Partien, auch in Absprache mit der aufnehmenden Hand bzw. der Verarbeitung, sind in der Vermarktung vorteilhaft. Oftmals entscheidet jedoch die Saatgutverfügbarkeit über den Anbau einer Sorte.
Die Sorten
Anvergur ist eine frühreife, gesunde und standfeste Sorte. Ertrag und Ertragsstabilität liegen auf einem hohen Niveau. Ihr geringes Bestockungsvermögen erfordert eine ausreichende Saatstärke. Die TKM ist im Vergleich zu den anderen Sorten etwas geringer. Dunkelfleckigkeit und b-Wert sind überdurchschnittlich, während auf eine schwache Fallzahlstabilität zu achten ist.
Durofinus ist eine gesunde, mittel standfeste Sorte mit stabil guten Erträgen in Südwest und sehr guten Erträgen in Ost. Hervorzuheben ist ihr hohes Bestockungsvermögen. Qualitativ zeichnet sich die Sorte durch einen guten b-Wert, geringe Dunkelfleckigkeit und ansprechendes Hektolitergewicht aus.
Tessadur präsentiert sich mit hohen, stabilen Erträge in beiden Anbaugebieten, ist mehltau- und lageranfälliger. Sie zeichnet sich durch eine hohe Bestandesdichte, ansprechende TKM und sehr gute Sortierung aus. Die Qualität ist hoch, lediglich die Neigung zur Dunkelfleckigkeit ist etwas kritisch zu sehen.
Duralis brachte dreijährig überdurchschnittliche Erträge in beiden Intensitätsstufen, in beiden Anbaugebieten. Sie ist lang im Stroh, die Standfestigkeit ist abzusichern. Die Blattgesundheit ist im mittleren bzw. besseren Bereich zu sehen. Qualitativ ist die Sorte im guten mittleren Bereich zu finden, jedoch können Fallzahlstabilität und Glasigkeit witterungsbedingt schnell in kritische Bereiche absinken.
Duramonte stand mehr als acht Jahre in den LSV. Ihre Ertragsleistungen reichen nur noch knapp an das mittlere Niveau im Sortiment. Zu beachten sind eine stärkere Anfälligkeit für Mehltau und eine mittlere für Gelbrost. Die mittellangen Pflanzen sind standfest. Ihre Neigung zu Dunkelfleckigkeit ist sehr gering.
Fulgur SZS hat deutliche Vorteile auf qualitativer Seite. Bei Dunkelfleckigkeit, b-Wert, Gelbpigment oder Farbpotenzial zeigt sie Spitzenwerte. Im Ertrag und in der Blattgesundheit zählt sie mehrjährig in beiden Anbaugebieten zu den schwächsten Sorten.
Durasol ist eine spätreifende Sorte mit geringem Ertragsvermögen. Zu beachten ist eine geringe Bestandesdichte, bei gleichzeitig guter Kornausbildung. In der Blattgesundheit ist sie im schwach mittleren Bereich zu finden, für Gelbrost ist sie stärker anfällig. Bei den Qualitätsmerkmalen ist lediglich auf ihre Schwäche in der Dunkelfleckigkeit hinzuweisen.
RGT Voilur stand zweijährig in der Prüfung und erbrachte in beiden Anbaugebieten Erträge im Spitzenbereich. Sie ist sehr kurz und gut standfest. In der Blattgesundheit liegt sie im mittleren Bereich, mit deutlichen Schwächen bei Gelbrost und Blattseptoria. Der Anteil vollglasiger Körner liegt im mittleren Bereich. Gelbpigmentgehalt und b-Wert sind eher unter dem Mittel zu finden, während sie in der Dunkelfleckigkeit zu den besten Sorten zählt. TKM und Hektolitergewicht liegen knapp im mittleren Bereich.
Colliodur stand das erste Jahr im LSV, mit sehr guten Erträgen. Hier sind weitere Prüfjahre abzuwarten.
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