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8. Donaueschinger Kartoffeltag

Rhizoctonia solani in Kartoffeln stoppen

„Wenn die Qualität nicht stimmt, muss ich die ganze Ware zurücknehmen – das ist der schlimmste Fall in der Kartoffelproduktion“, erklärte Helmut Herrmann, Leiter des Beratungsdienstes in Deutschland von der BASF. Der alte Name von Rhizoctonia lautete Wurzeltöterkrankheit. Die Kartoffeln kommen lauf Herrmann nicht mehr aus dem Boden heraus. Heute charakterisiert man die Krankheit an den schwarzen Punkten auf der Knollen sowie DryCore. Der eigentliche Schaden ist dabei nicht nur der Ertrag, sondern die Gefahr, dass die Ware nicht mehr vermarktungsfähig ist. Ein neues Pflanzenschutzmittel soll Abhilfe schaffen können.

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Null bis 15 Prozent Ertragsminderung zeigten mit Rhizoctonia solani befallene Versuchsflächen. Eine Vermarktung zu geringeren Preisen bis hin zur Nichtvermarktung sei die größere Gefahr. In jedem Fall erwarte die Knollen ein erhöhter Sortieraufwand. Der Infektionsweg über Knollen und Sporen ist gegenüber anderen Erregern besonders: Silberschorf infiziert über Pflanzgut und Alternatia solani infiziert über den Blattbefall die Knollen.

Rhizictonia solani vermehrt sich sowohl aus den Pflanzgutknollen, hier aus den schwarzen Kartoffelpocken (Sklerotien, die Myzelien des Pilzes). Der Befall im Lager ist oft höher, als man über Sklerotien und Drycore sehen kann. „Wenn ich eine Infektion über das Pflanzgut habe, kriege ich das volle Wirkungsspektrum des Pilzes“, sagte Herrmann. Also den Wurzeltötereffekt, die Ertragsverluste und Qualitätsverluste wie Pocken und Drycore.

Sporen überdauern Jahre

Über den Boden kann der Pilz in Pflanzenresten rund fünf bis acht Jahre überdauern. Der Pilz sei im Boden über Jahre erhalten und warte auf die nächsten Kartoffeln. „Hier spielt auch die Fruchtfolge vermehrt eine Rolle“, kommentierte Herrmann. Der Infektionsweg über den Boden sei etwas später. Die Infektion erfolgt nicht gleich durch die Knollen. Schwerpunktmäßig schlägt sich eine Infektion über den Boden eher in Drycore und Pocken nieder. „In aller Regel haben wir aber beide Infektionswege“, sagte Herrmann. Das erschwere Gegenmaßnahmen und die Herkunftsanalyse der Pilzerkrankung.

Nach der neuen Kartoffelpflanzgutverordnung vom November 2020 dürfen maximal 10 Prozent der Oberfläche und rund 5 Prozent des Gewichts der Knollen für Pflanzgut befallen sein. Die Fruchtfolge spielt hier eine Rolle: Maximal alle vier Jahre, besser noch mehr als fünf Jahre, dürfen Kartoffeln auf die Fläche. „Aber ist das in einer eher intensiv landwirtschaftlich genutzten Region möglich, wenn keine Tauschflächen mit Nachbarn verfügbar sind?“, fragte Herrmann.

Ackerbaulich gegensteuern

Bei der Sortenwahl gilt die Resistenz gegenüber Rhizoctonia bei vielen Sorten als mittel bis hoch. Jedoch könne eine per se widerstandsfähige Sorte trotzdem nach Befall beim Vermarkten Probleme machen. In einem Versuch am LTZ Augustenberg, Außenstellen Donaueschingen, zeigten vor allem mittelfrühe bis späte Sorten einen ausgeprägten Befall mit Drycore von mehr als 60 Prozent. „Die Sorten sind also weiter auseinander in der Widerstandsfähigkeit gegenüber Rhizoctonia, als in Sortenversuchen gezeigt“, sagte Herrmann.

Auch ausgeprägte Niederschläge könnten einem eigentlich gesunden Bestand einen Strich durch die Rechnung machen. Wird zwei bis drei Wochen nach der Krautabtötung geerntet, könne man laut Versuchen mit rund vier bis fünf Prozent mit Sklerotien befallenen Knollen rechnen. Warte man noch zwei Wochen nach der Krautabtötung, verdopple sich der Befall mit Sklerotien schon fast. Um das Befallsrisiko zu mindern, müssen die Erntereste der Vorfrucht möglichst als Stroh abgefahren oder gut verrottet sein.

Befall variiert stark

2016 lag der Befall mit Rhizoctonia über der Z-Norm bei drei Prozent, aber schon im Folgejahr 2017 habe der Befall bei 25 Prozent gelegen, in einem Maß, dass die Z-Norm nicht mehr eingehalten wurde. „Der Befall kann also von Jahr zu Jahr stark variieren“, resümierte Herrmann. Generell seien ökologisch gewirtschaftete Schläge stärker betroffen als konventionelle Flächen.

Doch was tun, wenn alle agronomischen Faktoren eingehalten werden und Rhizoctonia trotzdem auftritt?

„Die chemische Beizung des Kartoffelpflanzguts kann ein wichtiger wirtschaftlicher Produktionsfaktor sein“, erklärte Herrmann. Ein Versuch von Hans-Jürgen Meßmer am LTZ Augustenberg von 2010 bis 2012 zeigte mit Beize Mehrerträge von fünf bis zehn Prozent, was laut Herrmann rund 100 bis 500 Euro pro Hektar entspricht.

Versuche vom LTZ Augustenberg und LfL Bayern haben die Wirkung der Knollenbeizung getestet. Der Pockenbefall mit Rhizoctonia wurde um 50 Prozent reduziert. „Der Verbraucher sieht die schwarzen Pocken auf den Knollen nicht gerne“, sagte Herrmann. Nach Angaben von Herrmann wirkt die Knollenbeizung sehr gut gegen Infektionen, die von den Knollen ausgehen, aber weniger gut bei Infektionen über den Boden. Drycore wurde durch die Beize nach einer Bonitur des LTZ Augustenberg 2010 bis 2012 um rund 35 Prozent reduziert.

Neuentwicklungen ergänzen schrumpfende Wirkstoffpalette

Die Palette an zugelassenen Mitteln werde jedoch zunehmend dünner. „Wir brauchen neue Mittel mit praxisüblichen Einsatzformen“, erklärte Hermann. Die BASF hat das Mittel Sercadis entwickelt, mit dem Wirkstoff Xemium, der schon aus dem Weinbau bekannt ist. Der Pilz nimmt den Wirkstoff über Direktkontakt auf. Dieser wirkt dann im Xylem von Spross, Wurzeln und Stolonen.

Für die Knollen hat die BASF einen Antrag gestellt auf eine Beizung vor der Pflanzung, zur Pflanzung oder beim Legen mit maximal 0,67 l/ha sowie bei der Furchenbehandlung mit 0,8 l/ha. „Die BVL-Zulassung haben wir beantragt. Nach aktuellem Stand rechnen wir aber erst mit einer Zulassung in Kartoffeln im Jahr 2022“, sagte Herrmann.

In 27 internen Versuchen wurde laut Herrmann ein Mehrertrag von 4,5 Prozent erzielt. Der Befall mit Sklerotien zur Ernte liege um 61 Prozent niedriger, nach dem Lager um 66 Prozent. Die Wirkung sei bei der Furchenbehandlung besser gewesen als beim Legen und wiederum beim Legen besser als bei der Applikation auf dem Rollenband. Silberschorfbefall konnte durch die Applikation mit dem Mittel laut Herrmann um 68 Prozent reduziert werden. Mit Velifer Bait sei zudem ein entomopathogener Pilz gegen Drahtwürmer in Entwicklung.

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