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Populationen aus dem Öko-Landbau

Unter Populationen versteht man Mischungen von Linien bestimmter Kulturen, die man als Saatgut kaufen kann. So erhält man beispielsweise einen Sack Weizensaatgut, der keine einheitliche Sorte ist, sondern als Population eine große genetische Vielfalt enthält. Wie solche Populationen geführt werden können und ob die Backeigenschaften überzeugen können, erklärten Fachleute auf den Ökofeldtagen in Ditzingen Mitte Juni.
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Die Weizenpopulation Brandex zeigt genetisch vielfältige Pflanzen im selben Bestand.
Die Weizenpopulation Brandex zeigt genetisch vielfältige Pflanzen im selben Bestand.JONAS KLEIN
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Im Ökolandbau ist Vielfalt ein Leitthema. Oft bringt Diversität auf dem Acker oder im Stall eine Widerstandskraft für den Pflanzen- oder Tierbestand mit sich. Zudem soll sich die Vielfalt der Produkte vom Hof auch in einer Vielfalt auf dem Teller der Verbraucherinnen und Verbraucher widerspiegeln. Aber schon in einer einzigen Kultur auf dem Feld kann eine blühende Vielfalt entstehen. Zum Beispiel in Weizen. Von blühenden Ackerkräutern abgesehen, die sich durch den Verzicht auf chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln auf den Feldern tummeln, können die Weizenlinien divers zusammengesetzt sein. Der Mix an verschiedenen Weizenlinien auf demselben Acker heißt Population und ist keine klassische Sorte. Aus den leistungsfähigsten und hochwertigsten Kombinationen von Weizenlinien kreieren Züchterinnen und Züchtern eine Population, die Landwirte kaufen und anbauen können. Dass auch etwas angebaut werden darf, das vom Bundessortenamt nicht als reine Sorte anerkannt wurde, ist seit 2022 möglich. Seither dürfen heterogene Populationen auf Feldern im Land stehen.

Keine Sorte, aber trotzdem für den Anbau freigegeben

Zuvor war das zwar auch schon machbar, allerdings nur im Rahmen eines EU-weiten Versuchs. Aktuell sind Populationen für Weizen, Ackerbohnen und Roggen verfügbar. Diese werden durch Züchter ständig weiterentwickelt, damit trotz großer Diversität der Züchtungsfortschritt nicht auf der Strecke bleibt. Die Vorzüge der Populationen liegen auf der Hand: Der Nachbau ist möglich, durch genetische Vielfalt sind für nahezu jede Umweltbedingung kompetente Einzelpflanzen im Bestand enthalten. Ein Teil der Pflanzen kommt beispielsweise besonders gut mit Trockenheit zurecht, der andere mit Nässe. Hitzetolerantere Pflanzen ergänzen solche, die aus kältetoleranteren Eltern hervorgegangen sind. Für verschiedene Bodenbedingungen auf den Äckern stehen immer Pflanzen bereit, die sich an den entsprechenden Orten besonders wohlfühlen.

Pilze haben es hier schwieriger

Pilze und Erkrankungen gewöhnen sich an bestimmte Genotypen und breiten sich rasch im Bestand aus. Entsprechend schwer hat es ein Pilz, wenn er sich auf wenigen Quadratmetern an viele Dutzend Genotypen anpassen muss. Diese Vorzüge der Populationen müssen sich in der Praxis aber mit den Ertragsvorzügen modernster Sorten messen. Diese sind häufig etwas weniger tolerant gegenüber Pilzerkrankungen, können unter idealen Bedingungen aber mitunter höhere Erträge einfahren.

Qualitäten wie andere E-Weizen

Auf einem Messeworkshop beantworteten Fachleute aus der Landwirtschaft, Backhandwerk, einer Erzeugergemeinschaft und von der Universität Kassel Fragen aus dem Fachpublikum. Viele Besucher beschäftigte, ob die Populationen trotz genetischer Vielfalt ähnlich geführt werden können oder ob einzelne Weizenlinien in der Mischung zum Beispiel Striegeln schlechter vertragen oder später abreifen. Ergebnisse des Anbau- und Backversuchs Bakwert der Universität Kassel aus den Jahren 2020 bis 2022 können diese Sorgen zerstreuen. Die Bestände wurden ähnlich wie Reinsorten geführt und auch die Backqualität war mit der einer Reinsorte vergleichbar. Hierfür wurden die Populationen Brandex und EQuality unter ökologischen Anbauverhältnissen mit der ökologisch gezüchteten Sorte Aristaro verglichen. Zudem war die Backqualität der Populationen im Versuch stabil – schließlich wurden auch für die Population ausschließlich E-Weizenlinien verwendet. Auch der Ertrag zwischen der ökologischen Sorte und der ökologischen Population waren vergleichbar. Hier waren die Schwankungen im Ertrag bei derselben Sorte von Betrieb zu Betrieb größer als die Unterschiede zwischen Sorte und Population. Ökonomisch ist der Anbau der Sorten damit vergleichbar mit dem der Verrechnungssorte Aristaro. Auch für Bäckereien ist die Verarbeitung kein Problem: Laut Fachleuten aus dem Bäckereihandwerk erhalten Bäckereien schon bisher einen Mix aus den Mehlen verschiedener Sorten, die für eine konstante Backqualität entsprechend gemischt werden.

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