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Arbeitskalender Obstbau im Juli

Gefahr für Schorfinfektionen dauert an

Der Juni hatte im ganzen Land extrem nass begonnen und teilweise zu Überschwemmungen geführt. Die anhaltenden Regenfälle zu Monatsbeginn und auch die Schauer im weiteren Verlauf des Monats führten zu schweren Schorfinfektionsbedingungen beim Kernobst. Dadurch war im Apfelanbau eine deutlich höhere Anzahl an Fungizidbehandlungen notwendig als im Sommer eigentlich üblich.

von Norbert Fischer, WOG erschienen am 01.07.2024
Calciummangel kann sehr früh zu Stippe an den Früchten führen. © Klaus Altherr
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Aufgrund der Witterung waren nicht alle Anlagen zu jeder Zeit befahrbar und manche Maßnahmen konnten daher nicht termingerecht erfolgen. Wo nur ein leichter Schorfbefall aus der Primärsaison vorhanden war, führten verpasste Fungizidbehandlungen zu starken Konidieninfektionen. Stark betroffen sind viele biologisch wirtschaftenden Betriebe, aber auch zahlreiche Apfelanlagen in der intergrierten Produktion weisen Schorfbefall auf.

Häufig handelt es sich bislang um Blattschorf und ein Großteil der Früchte ist noch unversehrt. Um Ertragsverluste zu vermeiden, müssen die Früchte konsequent mit Belagsfungiziden vor Schorf geschützt werden. In der integrierten Produktion sollte der Fungizidbelag in Anlagen mit Schorfbefall bei Regenfällen nicht älter als eine Woche sein. Für die Behandlungen können Dithianon- und Captan-haltige Produkte verwendet werden. Da alle Dithianonprodukte eine Wartezeit von 42 Tage haben, können sie in früh reifenden Sorten nicht mehr eingesetzt werden. Die zugelassenen Captanprodukte haben eine kürzere Wartezeit von 21 Tagen und sind durch die zusätzliche Wirkung gegen Lagefäulen im Sommer ohnehin die bessere Wahl. Nur wo der Triebabschluss noch nicht erfolgt ist, ist nochmals der Zusatz eines Mehltaufungizides erforderlich. Falls die Anzahl an nachweisbaren Wirkstoffen auf den Früchten durch den Vermarkter beschränkt ist, sollte im Sommer das Fungizid Topas gewählt werden, da sich dessen Wirkstoff schneller abbaut.

Wechsel der Wirkstoffe

Im Bio-Kernobstbau ist es ratsam, die zugelassenen Fungizide je nach Witterung im Wechsel einzusetzen. Netzschwefel und Schwefelkalkbrühe sollten nicht bei Hitze angewendet werden, da sie zu Verbrennungen führen können. Kupferprodukte sind in dieser Situation besser verträglich. Hydrogencarbonate wie zum Beispiel Kumar können gut mit Schwefel kombiniert werden.

Vor allem in extensiv bewirtschafteten Anlagen treten bei feucht-warmer Witterung vermehrt Infektionen durch Marssonina auf. Bei anfälligen Sorten wie Topaz kann diese Krankheit zu einem starken vorzeitigen Blattfall führen. Bei regelmäßigem Wechsel der empfohlenen Wirkstoffe werden die relevanten Pilzkrankheiten ausreichend bekämpft.

Calcium für stabile Früchte

Das Kalium-Calcium-Verhältnis in den Äpfeln ist ein wichtiger Indikator für die Lagerstabilität von Äpfeln. Besonders bei Anlagen mit schwächerem Behang durch Frost oder starken Junifruchtfall muss durch regelmäßige Calciumbehandlungen für einen ausreichenden Calciumgehalt in den Früchten gesorgt werden. Um den Triebabschluss nicht zu verzögern, sollten nun keine stickstoffhaltigen Blattdünger mehr verwendet werden. Am günstigsten und effektivsten ist jetzt der Einsatz von Calciumchlorid-Schuppen in Düngemittelqualität. Da die Düngemittelverordnung gewisse Gehalte an Schwermetallen erlaubt, sollten die späteren Calciumdüngungen kurz vor der Ernte nur noch mit gesichert lebensmittelechten Düngern auf Basis von Calciumchlorid erfolgen. Dies können fertig formulierte Dünger wie zum Beispiel Düngal Calcium sein. Es sind aber auch Calciumchlorid-Schuppen in Lebensmittelqualität im Handel. Einziger Nachteil von Calciumchlorid ist die geringe Pflanzenverträglichkeit durch den Chlorid-Anteil. Bei hohen Temperaturen und intensiver Sonneneinstrahlung sollte im integrierten Anbau das besser verträgliche Calciumformiat (zum Beispiel Lebosol Calcium Forte) bevorzugt werden. Alternativ dazu kann auch bei hohen Temperaturen Calciumchlorid eingesetzt werden, wenn die Anwendung in den Abendstunden erfolgt. Das angetrocknete Salz auf den Blättern verursacht am kommenden Tag auch bei hoher Einstrahlung kaum Blattschäden. Zur besseren Erhaltung der grünen Grundfarbe an Äpfeln und Birnen kann im integrierten Anbau den Behandlungen mehrmals ein manganhaltiger Blattdünger (zum Beispiel Mangannitrat oder chelatisierte Mn-Dünger) zugesetzt werden. Mangansulfat darf nicht mit Calciumdüngern gemischt werden.

Der Flug des Apfelwicklers hatte im Mai früh begonnen. Er wurde dann durch das kühle und wechselhafte Wetter stark ausgebremst und hat lange angedauert. Anhand der Pheromonfallenfänge ließ sich kein eindeutiger Flughöhepunkt feststellen, wie dies im Normalfall üblich ist. In der integrierten Produktion wurden daher meist zwei Behandlungen mit Coragen empfohlen. Dadurch sollte der größte Teil der Larven aus der ersten Generation erfasst worden sein. Im Bioanbau oder in IP-Anlagen mit Verwirrung als Grundbehandlung werden schon seit Mai regelmäßig Granuloseviren eingesetzt. Wo im integrierten Anbau mit Coragen gearbeitet wurde, liegt die letzte Behandlung in der Regel so lange zurück, dass ab jetzt ebenfalls Granuloseviren verwendet werden sollten. In Anlagen ohne besonderen Befallsdruck ist der Zusatz von Granuloseviren bei den anstehenden Fungizidmaßnahmen ausreichend. Bei sichtbarem Befall aus der ersten Generation sollte jedoch der Abstand zwischen zwei Anwendungen von Granuloseviren nicht länger als sieben Sonnentage sein. Regen beeinträchtigt die Wirkungsdauer von Viruspräparaten kaum, die UV-Strahlung dagegen sehr stark.

Austretender Schleim ist ein sicheres Erkennungsmerkmal für eine Feuerbrandinfektion.
Austretender Schleim ist ein sicheres Erkennungsmerkmal für eine Feuerbrandinfektion. © Klaus Altherr

Feuerbrand tritt wieder auf

In den letzten 14 Tagen wurden in verschiedenen Anlagen Feuerbrandinfektionen sichtbar. Nach einigen Jahren ohne nennenswerten Befall stellt dies wieder einen bedeutenden Ausbruch der gefürchteten Bakterienerkrankung dar. Befallene Triebe lassen sich an einer untypischen gelb- bis olivgrünen Färbung der Blätter erkennen. Bei fortgeschrittenem Befall werden Blätter und Triebe braun und die Triebspitze ist oft typisch nach unten gekrümmt. Häufig sind an Befallsstellen abgestorbene Blütenreste erkennbar. Bei feucht-warmer Witterung treten aus betroffenen Pflanzenteilen hochinfektiöse Schleimtropfen aus. Befallene Äste oder bei Stammbefall ganze Bäume müssen zügig und konsequent aus der Anlage entfernt werden.

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