Die 250er müssen Flagge zeigen
Beim diesjährige Schleppervergleich der Wochenblätter war erstmals Mercedes-Benz mit einem Unimog dabei. Gegenüber den fünf Standardtraktoren Claas Axion 830 CMATIC, Deutz-Fahr 7250 TTV, Fendt 826 S4 Vario, John Deere 6215R AutoPowr und New Holland T7.270 Auto Command konnte der Geräteträger MB Unimog U427 seine besonderen Fähigkeiten unter Beweis stellen. Dabei waren alle Testkandidaten in der Klasse um 250 PS gut motorisiert und für die vielfältigen Einsätze auf landwirtschaftlichen Betrieben und in Lohnunternehmen bestens ausgerüstet.
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Elf Schlepperhersteller wurden für den Test eingeladen. Bedingt durch die Einführung neuer Baureihen bzw. Schlepperupdates haben CaseIH / Steyr und McCormick schon frühzeitig ihrer Teilnahme abgesagt. Ebenso stand zu Testbeginn die neue Baureihe 8S von Massey Ferguson noch nicht zur Verfügung. Valtra hatte schon fest zugesagt und dann relativ kurzfristig die Teilnahme storniert, da nach Aussage von Valtra keine Testmaschine mehr zur Verfügung stand – schade.
Diese sechs Schlepper waren beim Test dabei:
- Claas Axion 830 CMATIC
- Deutz-Fahr 7250 TTV
- Fendt 826 S4 Vario
- John Deere 6215R AutoPowr
- Mercedes Benz Unimog U427
- New Holland T7.270 Auto Command
Für die Vergleichbarkeit der Schlepper haben wir als ein Kriterium die Maximalleistung der Motoren ohne Boost ausgewählt. Wie aus der Tabelle 1 ersichtlich ist, reicht die Spanne von 235 PS beim Claas Axion 830 CMATIC bis zu 272 PS beim Unimog U427. Eine Boostleistung hatten nur der John Deere 6215R AutoPowr und der New Holland T7.270 AutoCommand.
Organisiert und betreut wurde der Test durch die Landtechnikberater der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, die auch einen Großteil des Testteams stellten. Dabei wurden sie unterstützt von je einem Mitarbeiter eines Lohnunternehmers und der Deula Westerstede, wo auch der Test durchgeführt wurde. Die vielen Messergebnisse und Bewertungen sind in den Tabellen dargestellt. Dabei zeigt die farbige Kennung in den Tabellen von dunkelgrün, hellgrün, gelb und rot deutlich, wo es Schwachstellen gibt und welche Dinge prima von den Herstellern gelöst wurden.
So wurde getestet
Beim Praxistest der landwirtschaftlichen Wochenblätter wurde die Motorleistung der Testschlepper an einer Motorbremse bei 1000er Zapfwellendrehzahl gemessen. Um letztlich den Dieselverbrauch der Testmaschinen miteinander vergleichen zu können, haben wir den Verbrauch bei der gemessenen Durchschnittsleistung berechnet. Die Werte sind in Liter pro PS und Stunde dargestellt. Wir haben uns für diese unübliche Bezeichnung entschieden, um dem Praktiker die Herleitung der Werte besser verdeutlichen zu können. Auch wenn die Unterschiede zwischen den Testmaschinen zunächst sehr gering erscheinen, so ist zu bedenken, dass 0,01 l/PS/Std. bei angenommenen 250 PS, immerhin 2,5 l Diesel je Stunde sind. Eine exakte Verbrauchsermittlung von AdBlue konnte bei diesem Test nicht durchgeführt werden. Für die Verbrauchsmessung bei Transportfahrten musste jede Testmaschine die 16 km lange Strecke solo und mit einem Anhängerzug, bestehend aus zwei Zweiachsanhängern und einem Gesamtgewicht von gut 30 t, abfahren. Während der Testfahrten sind unterschiedliche Beschleunigungsmodi und Geschwindigkeiten einzuhalten, wobei nicht schneller als 40 km/h gefahren wurde. Der Unimog konnte so sicherlich nicht eine seiner Stärken, nämlich schnelle Transportfahrten, ausspielen, aber eine Vergleichbarkeit der Testkandidaten wäre sonst nicht möglich gewesen.
Die Leergewichte der Testschlepper wurden mittels einer Radlastwaage ermittelt (siehe Tabelle 4). Ab einem Vorbaumaß von 3,50 m muss das eingeschränkte Sichtfeld für bestimmte Situationen im öffentlichen Straßenverkehr, z. B. über geeignete Kameratechnik, ausgeglichen werden. Das Vorbaumaß wurde von Lenkradmitte in mittlerer Position, bis zur Vorderkante des Traktors gemessen. Für ein angenehmes Arbeiten ist eine leise Kabine sehr wichtig. Mit einem Schallpegel-Messgerät wurde die Lautstärke in der Kabine, bei verschiedenen Fahrsituationen im Fahrerbereich gemessen.
Zur Ermittlung der Klimaanlagenleistung wurden die Schlepper für mehrere Stunden in eine auf 25 °C erwärmte Halle abgestellt. Nach dem Einschalten der Klimaanlage auf höchster Stufe wurde für sechs Minuten die Reduzierung der Temperatur nach jeder Minute festgehalten. Daraus wurde die mittlere Reduzierung der Temperatur durch die Klimaanlage berechnet (Tabelle 4). Genau andersherum ging es bei der Heizungsleistung, bei der die Erhöhung der Temperatur nach jeder Minute gemessen wurde. Bei der Überprüfung der Luft-Kompressorleistung musste in fünf Minuten ein leerer Ackerschlepperreifen aufgepumpt werden. Nach jeweils einer Minute wurde der erreichte Luftdruck am Manometer abgelesen. Da der Fendt 826 und der Unimog U427 mit Reifendruckregelanlagen ausgerüstet waren, war die Kompressorleistung entsprechen hoch, so dass bei diesen beiden Kandidaten der Test vorzeitig abgebrochen werden musste. Ganz praktisch haben wir eine Drillkombination im Heck und einen Packer vorne an die Testschlepper angebaut. Die Abstände zwischen Traktor und Gerät wurden gemessen und die Sichtverhältnisse und andere Parameter bewertet (Tabelle 7).
Datenübertragung funktioniert
Im Rahmen des Schleppertests wurde erstmalig ausprobiert, ob eine Datenübertragung in die Terminals der Traktoren ohne Probleme möglich ist. Die Aufgabe war recht simpel: Einlesen der Feldgrenze eines Schlages über einen USB-Stick. Da der Unimog nicht mit einem entsprechenden Terminal ausgestattet war, entfiel beim U427 die Überprüfung.
Vorweg die gute Nachricht: Bei allen Standardtraktoren hat die Datenübertragung funktioniert. Die Feldgrenze und auch die Position des Schleppers wurde von den Testkandidaten korrekt angezeigt. Am einfachsten verlief die Datenübertragung beim Claas Axion. Die Daten erschienen sofort und ohne weitere Zwischenschritte im Terminal. Auch bei John Deere konnten die Daten einfach abgerufen werden. Hingegen waren beim Deutz-Fahr, beim Fendt und beim New Holland mehrere Zwischenschritte durchzuführen, bis die Daten übertragen und erkennbar auf dem Terminal angezeigt wurden. Aber, nochmals: Bei allen Traktoren hat die Datenübertragung geklappt – das ist ein gutes Ergebnis!
Nur Zirka-Preise
Die in der Grafik dargestellten Werte geben nur eine Preisgrößenordnung an, da die tatsächlichen Preise vor Ort von zu vielen Faktoren abhängig sind. Die Testkandidaten waren alle sehr gut ausgestattet, was in dieser Leistungsklasse aber normal ist. Alle Standardschlepper hatten ein stufenloses Getriebe und der Unimog war neben dem Automatikgetriebe noch mit einem hydrostatischen Fahrantrieb ausgestattet. Die landwirtschaftliche Vollausstattung beim Unimog mit Front- und Heckkraftheber, Front- und Heckzapfwelle, Kipppritsche, Reifendruckregelanlage, etc. schlägt sich entsprechend im Preis nieder.
Vergleichstest als Entscheidungshilfe
Die fünf beteiligten Standardschlepper der 250 PS-Klasse konnten sich in den klassischen Disziplinen gut behaupten. Der Unimog ist und bleibt ein Spezialfahrzeug, dass auch in der Land- und Forstwirtschaft seine Berechtigung hat und seine Anhänger findet. Dabei liegen die Stärken nach wie vor im Transportbereich. Der Unimog hat aber auch in vielerlei Hinsicht überrascht, so ist die Servicefreundlichkeit in vielen Punkten gut und an den hohen Ölwechselinterwallen können sich die Standardschlepperhersteller ein Beispiel nehmen. Der Claas Axion 830 CMATIC ist besonders durch die gute Servicefreundlichkeit rund um den Motor aufgefallen. Der Deutz 7250 TTV gehört zur Gruppe mit dem niedrigsten Dieselverbrauch an der Zapfwelle. Typisch Fendt ist das gute Vario-Getriebe, der niedrige Dieselverbrauch an der Zapfwelle und die besonderen Kleinigkeiten wie etwa die Unterlenkerarretierung. Der Fahrhebel CommandPRO besticht beim John Deere 6215R durch sehr gutes Handling und macht Freude am Fahren. Insbesondere bei den Lastfahrten war der John Deere sehr sparsam und auf Unimog-Niveau. Der U427 ist ein Transportprofi und verbrauchte bei den Solofahrten im Durchschnitt 10,5 l weniger Diesel auf 100 km als die Standardtraktoren. Überrascht hat der Unimog auch durch die großen Serviceintervalle, die zu geringen Betriebskosten führen dürften. Der New Holland T7.270 hat sowohl an der Zapfwelle, als auch bei den Transportfahrten niedrige Dieselverbräuche erzielt.
Alle Teilnehmer haben bewiesen, dass sie insgesamt auf einem sehr hohen technischen Niveau sind. Die Unterschiede sind oftmals sehr gering und bei allen Kandidaten gibt es Stärken und Schwächen. Da jeder Betrieb unterschiedlich ist und jede Betriebsleiterin und jeder Betriebsleiter unterschiedliche Ansprüche an einen Traktor stellt, wird in diesem Schleppertest nach wie vor kein Testsieger gekürt. Mit den Ergebnissen bietet Ihnen der Schleppertest wichtige Entscheidungskriterien für Ihren passenden Traktor bzw. Geräteträger.
Hier finden Sie die Tabellen mit den Beurteilungsergebnissen:
Für die Einzelbewertungen sieh untenstehende Links.
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