Heu komfortabel trocknen, nahrhaft füttern
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Gestaffelt Gras ernten
Nur, wenn hochwertiges und junges Futter geerntet wird, kann hochwertiges Futter herauskommen. Jede Art von Konservierung verschlechtert leicht die Qualität des Erntegutes. Der Schnittzeitpunkt ist ausschlaggebend: Der Schnittzeitpunkt ist mit dem Ähren- und Rispenschieben gleich wie beim Silieren. „Umso früher ich mähe, desto geringer die Menge und desto höher die Qualität“, erklärte Stefan Thurner von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. Über den Mähzeitpunkt kann man steuern, ob das Futter eher für Milchkühe, Rinder oder Trockensteher taugt. Ein Vorteil der Heugewinnung ist das gestaffelte Ernten des Grases, wie beim Getreide: „Wir kämen auch nicht auf die Idee, alle Getreideschläge gleichzeitig zu ernten, weil der erste reif ist – beim Grünland machen wir das ständig“, erklärte Thurner.
Trockener ernten als Silage
Das Erntematerial ist dagegen etwas trockener als bei der Silage. Bei der Boxlagermethode von losem Heu beläuft sich der Trockensubstanzgehalt auf 60 %, bei Ballenlagerung auf 65 % TS. Das Erntematerial vom Feld soll innerhalb von 40 bis 60 Stunden auf Lagerfeuchte von 87 % TS getrocknet werden. Ernteverluste sind etwas höher als bei Silage, weil das Erntegut etwas trockener eingefahren wird. „Früher hat man mit Kaltbelüftung über Wochen getrocknet, das läuft heute viel schneller ab“, sagte Thurner zusammenfassend.
Je wärmer, desto pansenstabiler das Eiweiß
Die Trocknungsluft darf jedoch maximal 45 °C warm sein. Bei höheren Temperaturen wird das Eiweiß geschädigt, vor allem gegen Ende der Trocknung. Höhere Temperaturen dürfen nur für einen kurzen Moment gefahren werden. Sonst kommt es zur Maillard-Reaktion des Eiweißes, die das Eiweiß im Pansen unverdaulich macht. Ein bisschen darf die Maillard Reaktion aber laufen, um pansenstabiles Eiweiß zu erzeugen, vor allem bei Milchleistungen ab 25 kg Milch am Tag. Bei der Trocknung mit Warmluft entstehen rund 35 % pansenstabiles Eiweiß, bei Heißlufttrocknung 50 %, bei Bodenheu 15 % und bei Silage weit unter 15 %.
Die Trocknung muss im gesamten Stock und bei allen Ballen gleichmäßig erfolgen. Überprüfen muss man die Temperatur regelmäßig mit einer Wärmebildkamera oder dem Thermometer und gegebenenfalls umlagern, wenn irgendwo eine Kaminbildung auffällt. Die Trocknung muss zudem auch nachts laufen, es ist also eine Energiequelle erforderlich. Dafür kommen Abwärme, regenerative Wärme oder Strom infrage.
Radialventilator auswählen
Das zentrale Teil der Heubelüftung ist der Radialventilator, der kalte Luft ansaugt und in den Heustock drückt. Besser ist, angewärmte Luft anzuziehen aus der Dachabsaugung an Sonnentagen oder von angewärmtem Wasser in einem Wärmetauscher der Hackschnitzelheizung. Die angewärmte Luft lässt sich dann in die Heubox oder die Rundballentrocknung drücken, während die feuchte Abluft dann das Gebäude verlässt. Feuchte, kühle Luft will aufsteigen, sodass man am Giebel oder Firsts eine Abluftöffnung einrichten muss. Mit einem Entfeuchter lässt sich die Umluft wieder anziehen, was vor allem bei schlechtem Wetter und Nachtbetrieb sinnvoll ist. Ist die Zuluft kälter als die Abluft, lässt sich mithilfe der Abluft die Zuluft wärmen, indem die Abluft an der Zuluft vorbeistreift.
Der Radialventilator sollte:
- 0,07 bis 0,12 m³ Luft je m² Boxenfläche zur Lagerung von lockerem Heu bewegen bzw.
- 0,14 bis 0,28 m³ je m² Rundballenstirnfläche.
- Einen Druck von 100 bis 240 Pa je m Stockhöhe erzeugen und für Rundballen 1600 bis 2000 Pa.
- Die Ventilatoren weisen spezifische Ventilatorkennlinien auf. Diese sollten so ausgewählt werden, dass der Wirkungsgrad optimal ist.
Drehkrangröße kann limitieren
Ein zweites wichtiges Teil der Heutrocknung ist der Hängedrehkran. Diesen braucht man zum Einlagern, zum Umlagern beim Trocknen und bei geschickter Anordnung der Trocknung auch zum Füttern. Die Länge des Teleskoparms muss in jede Ecke der Trocknungshalle reichen und die maximale Hubkraft an die notwendige Schlagkraft angepasst sein. Dieser Punkt ist enorm wichtig, weil er gegebenenfalls die Geschwindigkeit der Grasernte limitieren kann. Das gleiche gilt für die Greifergröße. Ein Endlos-Schwenkwert ist heute Standard. Die Kabine muss vollklimatisiert und mit einem Staubfilter versehen sein. Das wird aus Gründen des Arbeitsschutzes (Stichwort Farmerlunge) empfohlen.
Kennen Sie Ihren Grasertrag?
Auch die Erträge vom Grünland müssen bekannt sein, um die richtigen Chargengrößen zu mähen – das gilt vor allem bei Rundballen. „Ein Überfüllen wie beim Silo geht nicht, überschüssig gemähtes Gras darf wegen des häufig verbreiteten Silageverbots auf dem Betrieb bei Heumilchanlieferung auch nicht in Folie gewickelt werden“, gab Thurner zu bedenken. Oft hat der beste Schlag erfahrungsgemäß 2,5-fach mehr Ertrag als der schlechteste Schlag. Eine Spreizung von 2,5 bis 3 zwischen dem besten Schlag und den mit dem geringsten Ertrag gilt als normal.
Rundballen trocknen
Rundballen werden meist von unten belüftet, aber es gibt auch Zwischenringsysteme oder Systeme zum Einklemmen der Ballen mit gleichzeitiger Ober- und Unterbelüftung. „Wichtig ist, viel Platz beim Umlagern zu haben, das alle 24 h nötig ist“, sagte Thurner.
Ballendurchmesser von 120 bis 170 cm finden in einer Trocknungsanlage Platz. Der Durchmesser des Luftauslasses sollte 30 cm kleiner sein als der Ballendurchmesser. Das ist wichtig, damit die Luft durch den Ballen geht und nicht seitlich entweicht. Die Ballen müssen gleichmäßig von Innen nach Außen gewickelt sein – das muss der Ballenpresser womöglich erst üben. Die Dichte sollte maximal 130 kg TS/m³ betragen und der Trockensubstanzgehalt 65 % TS beim Pressen. Am besten werden die Ballen beim Trocknen einmal gewendet.







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