Milchbranche will raus aus der Defensive
- Veröffentlicht am
Neben knapp 100 Milchviehhaltern und Gästen konnte Gerhard Glaser, LBV-Vizepräsident, seinen Kollegen Peter Graf, BLHV-Vizepräsident sowie die Kreisvorsitzenden und deren Stellvertreter begrüßen. Glaser betonte, wie wichtig es ist, dass die Sorgen und Ängste der Bauern von der Gesellschaft wahrgenommen werden und lobte die dazu deutschlandweit stattfindenden Schlepperdemonstrationen. Derzeit gebe es seiner Meinung nach große Irritationen in der Öffentlichkeit über die Frage darüber, was Landwirte tun sollen und was nicht. „Wir, die wir diese Arbeit schon lange genug machen, wissen, dass wir in den letzten Jahrzehnten nichts Anderes getan haben, als den Wandel und die Verbesserung aktiv mitzugestalten.“ Umweltschutz, Tierschutz und Verbraucherschutz würden die Bauern seit Jahrzehnten leisten.
Milchstrategie 2030
Für die Strategie 2030 hätten sich rund 100 Experten in neun Arbeitsgruppen Gedanken gemacht. „Es sei ein sehr ambitioniertes Paket zustande gekommen, wesentlich konkreter als ich es vor zwölf Monaten selbst erwartet hätte“, zeigte sich Ludwig Börger zuversichtlich über das Strategiepapier. So seien alle Beteiligten am Tisch gesessen: Der DBV, der Deutsche Raiffeisenverband (DRV), der Milchindustrieverband (MIV), Vertreter aus den Genossenschaftsmolkereien und aus den Privatmolkereien und auch der Bund Deutscher Milcherzeuger (BDM). Alle, bis auf den BDM, hätten sich dazu durchringen können, das Abschlusspapier mitzutragen und zu unterzeichnen und auch der BDM sei weiterhin eingeladen, mitzuarbeiten.
Produktionsstandards und Branchenkommunikation
Börger ging in seinem Vortrag zum einen auf die Produktionsstandards ein, die seiner Ansicht nach eine möglichst breite Anerkennung bei den Abnehmern von Milchprodukten haben sollten. Zum anderen sprach er über Branchenkommunikation, die man nach dem Strategiepapier erklärtermaßen verbessern möchte. Die Ansprüche an die Lebensmittel seien in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. So versucht man Milchprodukte mit einem Mehrwert aufzuladen, wie zum Beispiel mit der VLOG-Zertifizierung GVO-frei. Angefangen mit den Trinkmilchabschlüssen 2016 werden heute zwei Drittel der deutschen Rohmilch nach diesem Standard produziert. „Bei einigen Molkereien gibt es hier noch einen Preisaufschlag, bei anderen ist dies schon eingepreist. Für uns als Bauernverband ist wichtig zu schauen, wer eigentlich den Standard definiert. Der LEH will weitere Label. Auch die Haltungsformkennzeichnung habe eine direkte Auswirkung auf den Milchsektor. „Hier sind wir mit dem LEH im Gespräch, wie es mit QM-Milch in Deutschland weitergeht.“
Standards aus der Branche heraus gemeinsam setzen
Fakt ist für Börger, dass der Milchsektor die Definition von Standards bis dato nicht zentral organisiert, sondern jeder das mache, was er für Erfolg versprechend hält. Das soll sich ändern. „Standards über den gesetzlichen Vorgaben werden von den Milcherzeugern akzeptiert, wenn dies mit einem höheren Milchgeld honoriert wird“, meinte Börger. So würden die Standards von QM-Milch von 90 Prozent der deutschen Rohmilch eingehalten. Hier wolle man weiter daran arbeiten. „Wir haben eine inhaltliche und organisatorische Weiterentwicklung. Der LEH ist jetzt hier besser eingebunden als früher,“, so Börger. So erhoffe man sich eine bessere Akzeptanz von QM-Milch im LEH und möchte gemeinsam auf Augenhöhe die Standards weiterentwickeln. Wichtig sei auch, dass die Standards auch für Milch aus dem Ausland gelten. Diese Standards müssten auch ausgelobt und kommuniziert werden, damit ein Mehrwert über die ganze Kette geschaffen wird. „Die Diskussionen mit dem LEH sind interessant und auch sehr anstrengend und langwierig“, berichtete Börger. Mitte März soll eine Absichtserklärung dazu veröffentlicht werden und aus heutiger Sicht ist Börger zuversichtlich, dass ein tragfähiger Kompromiss erzielt wird.
Vier Millionen Euro für die Kommunikation
Die Weiterentwicklung der Milchviehhaltung habe man in der breiten Öffentlichkeit bis dato nicht wirklich wahrgenommen. Dieses Gehört-werden soll sich jetzt mit der Branchenkommunikation verbessern. „Wir müssen es schaffen, aus dem Sektor heraus zu kommunizieren und deutlich machen wo wir mit unserer Tierhaltung und unserer Milcherzeugung stehen,“ so Börger. Und: „Dies soll aktiv auf nationaler Ebene dargestellt werden, so dass wir in den Leitmedien und auch auf den sozialen Netzwerken besser wahrgenommen werden als dies heute der Fall ist.“ Dazu sollen zunächst vier Millionen Euro pro Jahr in die Hand genommen werden. Molkereien und Landesorganisationen sollen die Finanzierung organisieren, die dann umgerechnet 15 Cent pro Tonne Milch betragen wird. Start der Kampagne ist für das vierte Quartal 2020 vorgesehen. Weitere Themen des Strategiepapiers seien Lieferbeziehungen, Instrumente zur Preisabsicherung und Mengenplanung, Fortsetzung des Nachhaltigkeitsmoduls, das viele Molkereien bereits einsetzen aber auch über Forschung und Entwicklung wurde gesprochen. Um hier besser Mittel von der EU abgreifen und die Forschung besser koordinieren zu können, möchte man eine Deutsche Stiftung Milchforschung aufbauen. Abschließend lud Börger die Tagungsteilnehmer zum Berliner Milchforum ein, das am 19. und 20. März stattfindet.
Dauerbrenner Tierwohl
Dr. Markus Albrecht, Geschäftsführer vom Milchwirtschaftlichen Verein Baden-Württemberg, erinnerte daran, dass es bei der Tierhaltung heute schon eine Fülle an Vorgaben und Vorschriften gibt. Die Milcherzeugung ist eingebettet in die verschiedensten Vorgaben aus dem Bereich Privatrecht, aus Lieferverträgen, aus dem Tierschutzgesetz und der Nutztierhaltungsverordnung und vielem mehr. Es gibt weitere Vorgaben wie die Ökoverordnung, aber auch das Bau- oder Emissionsrecht müsse eingehalten werden. Den Borchert-Vorschlag, eine Verbrauchssteuer für die Weiterentwicklung der Tierhaltung zu erheben, findet Albrecht „interessant“. Er gab aber auch zu bedenken: Zum einen kämen dann zusätzliche Anforderungen, die entsprechend aus einhalten werden müssen. Zum anderen müsse so eine Steuer erst noch die gesetzlichen Hürden nehmen, was nicht einfach werden dürfte. Albrecht erinnerte in diesem Zusammenhang an die negativen Erfahrungen mit dem Vorhaben von deutscher Seite aus eine Ausländer-Maut einzuführen, was sich letztlich nicht umsetzen ließ. Albrecht ist gespannt, wie diese Diskussion weitergehen wird: „Hier gibt es noch einiges nachzuarbeiten.“
Knackpunkt Anbindehaltung
Albrecht warnte davor, die Anforderungen an die Milchviehhaltung immer weiter nach oben zusetzen und kritisierte den Antrag in den Bundesrat von Hessen auf ein Verbot der ganzjährigen Anbindehaltung. In diesem Antrag sei nach einer Übergangsfrist von 12 Jahren geplant, dass die ganzjährige Anbindehaltung komplett untersagt wird. Die geforderten 180 Tage Weidegang im Jahr seien ein Punkt, der sich in Süddeutschland in den meisten Jahren nicht realisieren lasse. Wer das nicht schafft, könne die Tiere zwar in einen Laufhof schicken. Hierzu müssten aber alle Tiere 360 Tage im Jahr Zugang haben und pro Tier sei ein Platzbedarf von 8 Quadratmeter Minimum pro Rind erforderlich. Auch dieser Punkt lasse sich für die Mehrheit der Betriebe nicht einhalten. „Das ist illusorisch“, so Albrecht. Deshalb habe sich Baden-Württemberg gegen diesen Vorschlag aus Hessen ausgesprochen. Noch aber stünde die Abstimmung im Bundesrat bevor. Bislang konnten solche Vorschläge abgewehrt werden, aber man müsse bei diesem Thema sehr auf der Hut sein, weil diese Diskussion längst noch nicht zu Ende sei. Mit dem im Land beschossenen Kombimodell habe man eine gute Lösung gefunden, so Albrecht. Es wurde bewusst kein neues Sigel geschaffen.
Harte Gangart nach Tierschutzverstößen
Dr. Albrecht ließ in seinem Vortrag keine Zweifel daran, dass die Tierschutzverstöße in Bad Grönenbach die Milchwirtschaft schwer getroffen haben. Bis heute seien die Auswirkungen der Verstöße noch nicht vollständig absehbar. Die Veterinäre jedenfalls seien so massiv angegangen worden, dass sie nun ihm Gegenzug im Allgäu die ersten Tierhaltungsverbote ausgesprochen hätten, um damit klarzumachen, dass sie sich nicht mehr öffentlich vorführen lassen. Die Botschaft ist klar: Die Betriebe werden künftig noch strenger kontrolliert. Und den Molkereien hat der LEH klargemacht, dass Milch aus solchen Ställen keinen Platz in den Regalen der Supermärkte finden wird. Wer solche Milch verarbeitet, wird ausgelistet. So wurden bereits eine Woche nach dem Vorfall alle Molkereien im Ober- und Unterallgäu vom LEH angeschrieben und aufgefordert, in dieser Sache Klarheit zu schaffen. Damit distanziert sich die gesamte Branche von schwarzen Schafen.
Lieferverträge werden überarbeitet
In der Folge werden jetzt die Lieferverträge zwischen Landwirten und Molkereien überarbeitet. Dazu werden die Lieferverträge so verändert, dass neue Haltungsregelungen mitaufgenommen werden und bei Verstößen auch die Molkerei schneller als bisher darauf reagieren kann. Tierschutzregeln und Haltungsformen werden wichtiger. So sei nun die Haltungskennzeichnung in der Praxis angekommen. Dass QM-Milch künftig auch für den Verbraucher auf der Milchpackung sichtbar wird, hält Albrecht für wahrscheinlich. Die Stufe eins zum Beispiel liege leicht über dem gesetzlichen Niveau. Hierzu wären immerhin Laufstall oder Kombihaltung erforderlich, was in Süddeutschland noch längst nicht alle Betriebe erreichen würden. Um in Süddeutschland die Haltungsform I ausloben zu können, wäre immerhin eine getrennte Milcherfassung erforderlich, gab Albrecht zu bedenken.
Bauern brauchen sich nicht verstecken
Aus- und Weiterbildung sowie die langjährige Erfahrung als Tierhalter seien wichtige Punkte, die man nicht unter den Scheffel stellen dürfe, ermunterte Albrecht. Mit der Branchenkommunikation möchte man dies deutlich machen. Als besonders gefährlich für die Branche sieht Albrecht negative Botschaften gegen die Tierhaltung in Verbindung mit veganen Produkten. „Es gibt hier große wirtschaftliche Interessen gegen die Tierhaltung vorzugehen. Grund genug für die Branche, sich so aufzustellen, dass diese Angriffe erfolgreich abgewehrt werden können.“
Mit Milchimitaten lässt sich gutes Geld verdienen
Ob Milchersatzprodukte künftig die Welt retten, darüber sprach Torsten Sach, Syndikusrechtsanwalt vom Milchindustrieverband. Milchersatzprodukte gebe es mittlerweile in allen Varianten. Sie seien längst keine Nischenprodukte mehr. Marktführer ist Alpro, eine Marke, die vor zwei Jahren von Danone aufgekauft wurde. Allein mit ihren zwei großen veganen Marken habe Danone 2019 insgesamt 158 Mio. Euro Umsatz gemacht. Weitere Molkereien, die vegane Produkte anbieten, seien unter anderen Karwendel mit der Marke Noha, Hochland mit Simply V, oder die Elsdorfer Molkerei, die DMK-Gruppe, Müller oder die Schwarzwaldmilch. Neben den Molkereien tummeln sich auf dem Markt eine ganze Reihe von weiteren Anbietern, die sonst keine Milch verarbeiten. Die Handelsspannen jedenfalls seien bei diesen Produkten hervorragend, das Wachstum entsprechend stark. Allein in den letzten zehn Jahren habe sich der Absatz der Imitate umsatzmäßig um 238 Prozent erhöht. „Der Handel suche diese Produkte. Molkereien, die kapazitätsmäßig hier einsteigen können, tun dies auch. Denn letztlich tragen diese Einnahmen mit dazu bei, die Milchpreise zu stabilisieren. „Hier sehe ich keinen Widerspruch“, so Sach.
Vegan liegt im Trend
Vegan ist hipp. Die Käufer gebe es vor allem unter Studenten und in größeren Städten. „Hier geht es um ein Lebensgefühl. Man will dabei sein“, so Sach. Es werde teilweise ein sozialer Druck aufgebaut, diese Produkte zu konsumieren. In der Milchbranche betrachtet man diese Entwicklung mit Sorge, denn gerade im Bereich der Zusatzstoffe gebe es hier viel zu wenige Untersuchung, ob diese Produkte sich nicht negativ auf die Gesundheit auswirken. Stattdessen wird die Milch und das Milchfett gerne als Krankmacher abgestempelt, völlig ohne wissenschaftliche Grundlage. Ihn ärgert auch, dass man den veganen Produkten alles Mögliche andichtet, was man bei der Milch nie machen würde, weil es dort als selbstverständlich gilt.
Bezeichnungsschutz darf nicht aufgeweicht werden
Rechtlich sieht Sach die Gefahr, dass sich die Begrifflichkeiten immer mehr vermischen. Schon bei der Einführung von pflanzlicher Margarine in den 50er-Jahren habe man versucht, mit dem H in dem Wort „Rahma“ den Bezug zu Rahm beziehungsweise Butter herzustellen. „Dies ist verboten“, sagt Sach. In der Gemeinsamen Marktordnung für Milch und Milcherzeugnisse gebe es einen speziellen Bezeichnungsschutz, für alle Vermarktungsstufen. Die „Tofu-Butter“ ist nicht erlaubt, ebenso wenig die Bezeichnung „wie Frischkäse“ oder „zu verwenden wie Creme Fraiche“. Nach den bislang erschienenen Urteilen sehe man aber, dass es künftig immer schwieriger werden dürfte, diese noch festen Begrifflichkeiten wie Butter, Joghurt oder Käse nicht weiter aufzuweichen. „Wir haben bei der Diskussion um die Neuregelung der Gemeinsamen Marktordnung angebracht, dass zum effektiven Schutz der Milchzeugnisse jegliche Anlehnung an die Bezeichnung nicht zulässig ist. So wie es das bei den geschützten Ursprungsbezeichnungen schon gibt.“
Dass es künftig einmal Milch aus dem Labor geben könnte, möchte Torsten Sach nicht ausschließen. „Ich hoffe nie“, so Sach. Einige Wissenschaftler würden bereits an Alternativen zum Milcheiweiß forschen. Bei den Fleischersatzstoffen könne man dies heute schon beobachten.
Molkereistruktur im Fokus
Nach einer Studie von Prof. Dr. Sebastian Hess, Leiter des Fachgebiets Agrarmärkte an der Uni-Hohenheim, liegen die Milchpreise in Deutschland anhand von Daten aus der europäischen Milchmarktbeobachtungsstelle vergleichsweise unter dem Niveau sechs anderer EU-Länder, berichtete Börger. In den vergangenen 180 Monaten hatten in dieser Studie zum Beispiel die Niederlande 34 Mal den höchsten und 26 Mal den niedrigsten Milchpreis. Deutschland hingegen hatte zu keiner Zeit den höchsten Erzeugerpreis, aber 41 Mal den niedrigsten Vergleichspreis. Für Börger ist das ein klarer Hinweis darauf, dass die deutsche Molkereiwirtschaft Schwächen aufweise. „Offensichtlich schaffen es die deutschen Molkereien nicht, mit der Vermarktung ihrer Produkte den gleichen Preis zu erzielen wie die internationalen Konkurrenten“, meinte Börger.
Größe allein reicht nicht
Dass große Molkereikonzerne aus Frankreich und den Niederlanden bessere Preise zahlen als die heimischen kleineren Molkereien, wollte ein Teilnehmer in der Diskussion so nicht stehen lassen. Bestes Beispiel, dass Großtriebe nicht automatisch besser auszahlen, zeigen die vergleichsweise schwachen Auszahlungspreise beim Deutschen Milchkontor (DMK). Der Zuhörer warnte davor, politisch in die Molkereistruktur einzugreifen. Im Süden seien die Molkerei sehr gut aufgestellt. „Wenn wir am Markt erfolgreich sein möchten, müssen wir die Regionen besser verkaufen“, so sein Credo. Er plädierte für kurze Wege und zu insgesamt mehr Gelassenheit gerade auch im Umgang mit den Milchimitaten. Wir müssen langfristig und nachhaltig denken, dann werden unsere Produkte auch nicht vom Markt verschwinden. Börger schloss sich dieser Argumentation weitestgehend an, betonte aber auch, dass erfolgreiche Label branchenübergreifend definiert sein und auch im großen Stil kommuniziert werden müssten. Eine Molkerei schaffe dies nicht allein. Gerade bei der Nachhaltigkeit sei man mit QM-Milch hervorragend unterwegs. Davon könnten dann alle profitieren.
Gefährliche Marktmacht des LEH
Einig war man sich, dass es große Probleme für die Milchwirtschaft gibt, durch die starke Einkaufsmacht des Lebensmitteleinzelhandels (LEH). Die Schere von Erzeugerpreis und Verbraucherpreis geht weiter auseinander. Während die Erzeugerpreise auf 33 Cent verharren, steigen die Verbraucherpreise tendenziell an. Als Berufsverband weisen wir auch beim Bundeskartellamt auf diese Fehlentwicklung hin.
Streitpunkt Kälbertransporte nach Spanien
Nachdem in Baden-Württemberg die Rinderunion erfolgreich Beschwerde gegen ein Veterinäramt eingelegt hatte, welches die Kälbertransporte nach Spanien nicht mehr abfertigen wollte, habe das Ministerium alle seine Veterinärämter angewiesen, die Transporte wieder abzufertigen, berichtete Glaser. „Leider ist dies in Bayern bislang so noch nicht erfolgt“, meinte er. Dort würden die Ämter die Transporte nach seinem Wissenstand derzeit nicht abfertigen. Für die Tierhalter sei die Situation insgesamt sehr unbefriedigend, weil nun die Kälber ihren Weg nach Spanien auf anderen Wegen finden würden.
Horst Wenk, stellvertretender LBV-Hauptgeschäftsführer, rief nochmal in Erinnerung, wie es überhaupt zu dem Transport-Stopp für Kälber nach Spanien kam. Schuld daran war seiner Auffassung nach das Bundesministerium, das die bestehende Verordnung plötzlich in Frage gestellt hatte. Dass deutsche Kälber überhaupt nach Spanien gefahren werden müssen, damit wollte sich einer der Zuhörer nicht abfinden. „Über diesen Sieg vor Gericht sollten sich die Tierhalter lieber mal nicht zu früh freuen“, mahnte der Zuhörer. Horst Wenk verdeutlichte an Hand der Zahlen, wie schwierig es ist, auf einen Export zu verzichten. Pro Jahr müssten 110.000 Kälber Baden-Württemberg verlassen, weil man im Land nicht genügend Mastkapazitäten habe. Den Tierhaltern seien diese Herausforderung aber sehr wohl bewusst und man arbeite diesbezüglich gemeinsam an Lösungen, die aber sicher nicht von heute auf morgen zu finden seien.
Eine Außenansicht
Für eine Zuhörerin seien es genau diese Dinge, wie die Kälbertransporte, die die Landwirtschaft in Misskredit bringen würden. Für sie Grund genug, über deren Sinn und Zweck künftig noch intensiver nachzudenken. „Vielleicht sollte man die Zahl der Kühe reduzieren“, schlug die Teilnehmerin vor. Börger machte deutlich, dass in Sachen Tiertransporte allgemein nur wenige Bilder über Tierschutzverstöße ausreichen würden, um die gesamte Branche in Misskredit zu bringen. Dass 99 Prozent der Transporte nach Recht und Gesetz durchgeführt werden, interessiere leider niemanden mehr. „Und das ist der Grund, warum sich die Landwirte derzeit mit Schlepperdemos Gehör verschaffen.“ Börger versprach gegen schwarze Schafe härter vorzugehen, gab aber auch zu bedenken, dass man diese Verstöße mit keinem Gesetz völlig aus der Welt schaffen könne.
Landwirte wollen Ergebnisse sehen
Einer der Teilnehmer hatte wenig Hoffnung, dass über die Sektorstrategie am Ende des Tages mehr Milchgeld auf den Höfen ankommen wird. Sein Appell an die Referenten: „Schauen Sie bitte, dass bei uns etwas ankommt.“ Die Daumenschrauben für die Betriebe noch weiteranziehen, sei in jedem Fall keine Lösung. Auf den Höfen dringend gefragt seien mehr Wertschätzung und mehr finanzielle Sicherheit.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.