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Bauerntag auf dem Hauptfest 2014

Bauernverband fordert mehr unternehmerischen Freiraum

Die Landwirtschaft hat gute Perspektiven. Allerdings machen den Betrieben steigende Produktionskosten und zunehmende Auflagen zu schaffen. Deshalb sind die unternehmerischen Handlungsspielräume zu verbessern. Das erklärte Präsident Joachim Rukwied vom Landesbauernverband (LBV) beim Bauerntag auf dem Hauptfest in Stuttgart.
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In der Kutsche des Landgestüts Marbach auf dem Weg zum Bauerntag
In der Kutsche des Landgestüts Marbach auf dem Weg zum BauerntagLBV/Niedermüller
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Präsident Joachim Rukwied begeistert mit seiner Rede beim Bauerntag am 2. Oktober 2014 auf dem LWH in Stuttgart © LBV/Niedermüller

Zu den guten Perspektiven der Land- und Forstwirtschaft tragen die Bauernfamilien

  • mit ihrer generationenübergreifenden Verantwortung,
  • ihrer Verbrauchernähe in Deutschland besonders in Baden-Württemberg sowie
  • die weltweit steigende Nachfrage bei.

Das erklärt Präsident Joachim Rukwied vom Landesbauernverband in Baden-Württemberg (LBV) beim Bauerntag auf dem Landwirtschaftlichen Hauptfest (LWH) am 2. Oktober 2014 in Stuttgart.

Der Landesbauernverband ist Veranstalter des alle vier Jahre auf dem Cannstatter Wasen stattfindenden Landwirtschaftlichen Hauptfestes. Dort findet der Bauerntag traditionell hohe Resonanz im Berufsstand, in der Politik und in der Öffentlichkeit.

Familienbetriebe brauchen Entwicklungsperspektiven

„Die bäuerlichen Familienunternehmen sind eine tragende Säule für die wirtschaftliche, soziale und kulturelle Entwicklung des ländlichen Raumes und Rückgrat unserer Land- und Forstwirtschaft“, betont Rukwied. „Sie erfüllen in generationenübergreifender Verantwortung für ihre Höfe, Familien und ihr Umfeld die vielfältigen Anforderungen der Gesellschaft von der Versorgung mit sicheren Lebensmitteln bis zur Pflege unserer attraktiven Kulturlandschaft. Dazu benötigen die Betriebe jedoch mehr Freiraum für eigenverantwortliches unternehmerisches Handeln“, erklärt Rukwied.

Auf dem Weg zum Bauerntag (von links): Bundesminister Christian Schmidt, Präsident Joachim Rukwied, Minister Alexander Bonde © LBV/Niedermüller

Die landwirtschaftlichen Betriebe haben gute Zukunftsperspektiven, müssen hierzu allerdings zahlreiche unternehmerische Herausforderungen bewältigen. Dazu gehören die Volatilität an den Märkten, der harte Wettbewerb in der Nahrungsmittelkette, die Konzentration im Lebensmitteleinzelhandel, zunehmende Auflagen und dadurch steigender Kostendruck. „Deshalb ist es notwendig, überflüssige Reglementierungen und die zunehmenden bürokratischen Belastungen ab- statt weiter aufzubauen“, fordert der LBV-Präsident.

Gute Aus- und Weiterbildung, verstärkte Nachwuchsförderung und Sicherstellen der Hofnachfolge sind wichtige Herausforderungen, um die familiengetragene Landwirtschaft mit bäuerlicher Eigentumsverfassung zukünftig zu erhalten.

Das Auseinanderklaffen zwischen gesellschaftlichen Ansprüchen und wirtschaftlichen Notwendigkeiten führt zu Zielkonflikten, welche häufig zulasten der Bauernfamilien gehen. „Die Betriebe müssen sich weiterentwickeln können, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden. Unternehmertum darf nicht behindert, sondern muss gefördert werden. Politik, Medien und Gesellschaft müssen ehrlich und sachgerecht mit solchen Zielkonflikten umgehen“, unterstreicht der LBV-Präsident.

Bauernverband: EU-Agrarreform pragmatisch und praxisgerecht umsetzen

Die zeitlichen Verzögerungen und zahlreichen bürokratischen Vorgaben bei der Umsetzung der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU stoßen bei Ruk-wied auf heftige Kritik. Er sieht Anpassungsbedarf bei wichtigen Details wie der zugelassenen Zwischenfrüchte für ökologische Vorrangflächen und Kulturarten für Kurzumtriebsplantagen. Dabei dürften nicht die von der Bundesregierung vorgelegten Umsetzungsvorschläge beim Greening erneut infrage gestellt werden. Die Zwischenfrüchte müssten weit früher als am vorgesehenen 15. Februar des Folgejahres umgebrochen werden können, fordert der LBV-Präsident und erwartet vom Bundesrat, entsprechende Beschlüsse zügig zu fassen.

Der Landesbauernverband lehnt die geplanten verschärften Anforderungen für Güllelager ab. „Solche Auflagen wären für viele landwirtschaftlichen Betriebe wirtschaftlich untragbar“, warnt Rukwied. Er baut dabei weiterhin auf die Unterstützung von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt.
Die Einführung einer steuerlichen Risikoausgleichsrücklage hält der Bauernverband zum besseren Abfedern von Marktschwankungen für absolut notwendig. Dies zeige sich jetzt bei der Marktentwicklung als Folge des russischen Importstopps erneut. Hier erwartet Rukwied die Unterstützung der Landesregierung und des zuständigen Bundesministers.

Bei der Weiterentwicklung der Gemeinschaftsaufgabe ‚Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes‘ (GAK) seien zusätzliche Finanzmittel von mindestens 200 Millionen Euro jährlich erforderlich. Die geplante Weiterentwicklung der Gemeinschaftsaufgabe zur stärkeren Förderung ländlicher Räume dürfe die landwirtschaftlichen Betriebe keinesfalls benachteiligen.

Bedarfsorientierte Düngung und Pflanzenschutz sicherstellen

Im Zuge der Novelle zur Düngeverordnung hält es der Bauernverband für unabdingbar sicherzustellen, dass auch zukünftig Ackerbau und Viehhaltung wirtschaftlich be-trieben und dazu Pflanzen nach Bedarf ernährt und geschützt werden können.

Das geplante Düngeverbot auf Flächen mit einer Hangneigung von über 15 Prozent lehnt der Bauernverband strikt ab. Für viele Betriebe, insbesondere auch Weinbaubetriebe, wäre das wirtschaftlich untragbar.

Die Landwirtschaft unterstützt den Schutz des Trinkwassers vor Nitratbelastungen, betont der Bauernverband. In den vergangenen über zwei Jahrzehnten hat in Baden-Württemberg die Nitratbelastung im Grundwasser auch infolge der 1988 eingeführten Schutzgebiets- und Ausgleichsverordnung (SchALVO) deutlich abgenommen. Heutige Belastungen resultieren zunehmend aus nicht-landwirtschaftlichen Einträgen.

Beim Tierwohl stehen alle Beteiligten vom Erzeuger bis zum Verbraucher in der Verantwortung

Die Unterstützung des Bundeslandwirtschaftsministeriums bei der von der Wirtschaft getragenen Initiative Tierwohl begrüßt der Bauernverband. Die Initiative Tierwohl wird gemeinsam von Erzeugern, Schlachtbetrieben und Lebensmitteleinzelhandel getragen. Ziel ist es, das Tierwohl in den Nutztierställen über den gesetzlichen Standard hinaus deutlich zu verbessern.

Androhung von ordnungsrechtlichen Maßnahmen beurteilt der Bauernverband allerdings als kontraproduktiv. Er setzt auf wissenschaftlich fundierte und zugleich praktikable Lösungen. Zudem verweist er auf die Verantwortung aller Beteiligten in der Wertschöpfungskette vom Erzeuger bis zum Verbraucher.

Ehre, wem Ehre gebührt: Karl Baisch erhält die Goldene Ähre des LBV aus den Händen von Präsident Joachim Rukwied © LBV/Niedermüller

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