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LBV-Mitgliederversammlung

Gute Arbeit noch besser machen

Landwirte wirtschaften nachhaltig. Ihre Arbeit ist für die Gesellschaft wichtig. Sie können die öffentliche Diskussion über die Ausrichtung der Landwirtschaft selbstbewusst annehmen und ihr Tun mit Ziel der Verbesserung ständig hinterfragen. Diese Botschaft sendete Präsident Joachim Rukwied bei der Mitgliederversammlung des Landesbauernverbandes (LBV) am 9. Juli 2015 in Fellbach bei Stuttgart.

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Überzeugende Rede: Präsident Joachim Rukwied spricht bei der Mitgliederversammlung des Landesbauernverbandes (LBV) am 9. Juli 2015 in der Schwabenlandhalle in Fellbach zu den Delegierten und Gästen.
Überzeugende Rede: Präsident Joachim Rukwied spricht bei der Mitgliederversammlung des Landesbauernverbandes (LBV) am 9. Juli 2015 in der Schwabenlandhalle in Fellbach zu den Delegierten und Gästen.Krehl
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LBV-Mitgliederversammlung005 © Krehl

 

Bei der Ausrichtung der Landwirtschaft handelt es sich um eine Grundsatzdebatte:

  • „Wie stellen wir uns als Landwirtschaft, Land und Wirtschaft mit welcher Wettbewerbsfähigkeit auf?
  • Es geht zudem um Fragen der Märkte, Produktionsweisen und Abschottung oder Öffnung.
  • Es geht um die Extensivierung der Landwirtschaft.

So beschreibt Rukwied die laufende Grundsatzdebatte. Grundsätzliche Extensivierung wäre jedoch „der falsche Weg“. Denn das würde zur Verarmung der Bauernfamilien führen, die vom Verkauf ihrer Erzeugnisse leben.

Von Familien getragen

LBV-Mitgliederversammlung002 Minister Alexander Bonde (links) und Präsident Joachim Rukwied kurz vor Auftakt der Mitgliederversammlung des LBV. © Krehl

Eindeutig spricht sich der Präsident für die von Familien getragene Landwirtschaft aus. Vom massiven Einkauf ausländischen Kapitals in die heimische Landwirtschaft hält er nichts.

„Was wir dagegen brauchen, ist mehr Wertschätzung für unsere Arbeit“, meint er. Mancher Berufskollege habe die in den vergangenen Jahren über Medien gesendete Kritik „in der Seele getroffen“. Das hätte nichts mit „Medienschelte“ zu tun, sondern sei „Ausdruck tiefer Betroffenheit, ungerecht behandelt zu werden“.

Von Wunschvorstellungen könne keine Bauernfamilie leben. Vielmehr müsse sie die Herausforderungen an den offenen Märkten und im globalen Wettbewerb bestehen. „Wenn uns durch übertriebene Gesetzesvorgaben die Luft abgedreht wird, werden wir nicht bestehen können. Das wäre dann die Folge überbordender Bürokratie!“, warnt Rukwied.

Konzentration macht Sorgen

Der Lebensmitteleinzelhandel übernimmt wichtige Aufgaben in der Distribution von Lebensmitteln. „Wir brauchen den Einzelhandel, auch wenn wir nicht jede Aktion gut heißen“, bekennt Rukwied. „Aber nicht gut finden wir die hohe Marktkonzentration auf Kosten der Bauernfamilien“, hofft er auf die Nichterteilung der beantragten Ministererlaubnis für den Zusammenschluss von Edeka und Kaiser‘s Tengelmann.

LBV-Mitgliederversammlung003 Rottweils Kreisobmann Manfred Haas fragt nach. © Krehl

Möglichkeiten der kartellrechtlich zulässigen Kontorbildung ausschöpfen

Im Milchbereich, wo die Preise mächtig unter Druck stehen, führen  Bauern- und Genossenschaftsverband Gespräche, um mit der kartellrechtlich zulässigen Kontorbildung die Situation für die Molkereien und Erzeuger zu verbessern. Die Bemühungen sind bisher nicht von Erfolg gekrönt.

Die Molkereien halten es bisher jedenfalls nicht für sinnvoll, den gesetzlichen Spielraum für die Kontorbildung auszuschöpfen. Deshalb ruft Rukwied alle ehrenamtlichen Vertreter in den Molkereien auf, mit ihrer Geschäftsführung mit dem Ziel zu reden, alle Möglichkeiten inklusive der Kontorbildung aktiv zur Verbesserung der Erzeugerpreise zu nutzen.

Desaströse Situation im Fleischsektor

Als „desaströs“ bezeichnet der Präsident die Situation im Fleischsektor, insbesondere im Schweinebereich. Wenn sich hier nicht bald etwas ändere, wachse die Sorge um die Sicherung der Produktion. Allein bei Ferkeln hätten in den letzten Jahren 40 Prozent der Betriebe aufgegeben.

Das Russland-Embargo trifft die deutsche Agrarwirtschaft „massiv“, aber ebenso die Industrie. Hier gebe es hohen Handlungsbedarf.

Initiative Tierwohl Paradebeispiel für Bereitschaft zu mehr Tierschutz

Die Initiative Tierwohl bezeichnet Rukwied als „Paradebeispiel“ für die Bereitschaft der Landwirte, in mehr Tierschutz zu investieren. Selbstverständlich müssten sich diese Investitionen auf Dauer rechnen. Es könne und dürfe jedoch nicht sein, wenn jetzt die Hälfte der Interessenten nicht zum Zuge kommen. Hier müsse das Engagement des Einzelhandels und angrenzender Bereiche wie der Systemgastronomie verbessert werden.

LBV-Mitgliederversammlung004 Hochkarätiges Podium (von links): CDU-Fraktionschef Guido Wolf, Grünen-Agrarsprecher Martin Hahn, SPD-Agrarsprecher Thomas Reusch-Frey, FDP-Fraktionschef Dr. Hans-Ulrich Rülke. © Krehl
Zur Transatlantischen Handels- und Investitionspartnerschaft (TTIP) sagt der Bauernverband nicht grundsätzlich Nein, sondern plädiert für Verhandlungen. Andernfalls würden sich lediglich die Handelsströme verlagern. Die europäischen Standards dürften jedoch nicht unterschritten werden, fordert der Verband.

Gegen Aufschnüren von GAP

Bei der Umsetzung der EU-Agrarreform konnte der Bauernverband – trotz immer noch vieler Bürokratie – einiges erreichen. Im Detail wie beim Grünlandstatus gilt es noch Verbesserungen herbeizuführen.

Zum von einigen Politikern in Brüssel geplanten Aufschnüren der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU sagt der Bauernverband ein klares ‚Nein‘.

Freude und Frust bei FAKT

Er freut sich über die gute Annahme des neuen Förderprogrammes für Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierwohl (FAKT), über das Minister Alexander Bonde in seinem Grußwort berichtete (BWagrar 29/2015,  Seiten 10 bis 12).

Aufgrund seiner Informationen von den Kreisverbänden, wonach das Teilnahmevolumen bei über 90 Prozent der Betriebe „massiv gesunken“ ist, fordert Rukwied unter kräftigem Applaus den Minister auf, „gemeinsam nachzudenken, welche Möglichkeiten wir zur Förderung für diesen Großteil der Betriebe haben“.

Als „nicht zufriedenstellend“ bezeichnet Rukwied den aktuellen Entwurf der Dünge-Verordnung. Er fordert hier beispielsweise bei der Gülleausbringung höhere Flexibilität ein und fordert das Heranziehen eines repräsentativen Messstellennetzes auf Bundesebene.

Klares Bekenntnis zum Pflanzenschutz

„Wir brauchen den Pflanzenschutz.“ Daran lässt der LBV-Präsident keinen Zweifel. Dabei unterscheidet er auch nicht zwischen öko und konventionell.

Über die wissenschaftlich nicht haltbare Information und für manche Argumentation zu Glyphosat in Muttermilch ärgert er sich. Er wendet sich dagegen, auf Basis unwissenschaftlicher Untersuchungen Angst zu machen: „Das ist unseriös und nicht akzeptabel.“

Beim Mindestlohn hält der Bauernverband Nachbesserungen für erforderlich. Die versprochenen Ausnahmegenehmigungen in der Arbeitszeit fordert er von der Landesministerin schwarz auf weiß ein.

LBV-Mitgliederversammlung010 © Krehl


Gemeinsam streiten

Mehrfach durch Applaus unterbrochen, überzeugt Rukwied in seiner einstündigen Rede die Delegierten mit seinem Abriss aktueller Themen. „Wir sind die Garanten für den ländlichen Raum, seine Stabilitätsachse. Wir wirtschaften werteorientiert und schonen Mensch, Tier und Natur. Wir denken generationenübergreifend und können auf Fremdeinfluss durch Ordnungsrecht verzichten“, betont Rukwied.

„Wir müssen uns selbstbewusst in die Diskussion einmischen und fordern von Politik und Gesellschaft ein klares Bekenntnis zu moderner Landwirtschaft." Dabei setzt der LBV-Präsident auf Verbündete mit Interesse an prosperierenden ländlichen Räumen.

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