Die boomende Branche Landwirtschaft
- Veröffentlicht am

In seiner Ansprache zuvor appellierte Götz vor allem an die Politiker die Evaluierung des Kastrationsverbots, dass 2016 ansteht, auf umsetzbare Maßnahmen zu prüfen. „Die herkömmliche Methode mit ordentlichen Schmerzmitteln ist nach wie vor die humanste“, ist Götz überzeugt.
Besorgt über die ruinösen Preise für Milch und Fleisch. Die verspätete Auszahlung der Direktzahlungen im Alb Donau-Kreis eine zusätzliche Belastung. Gut 15 Prozent weniger Erlöse hätten Milchbauern. Das seien im Monat – bei 45 Milchkühen mit rund 8000 Liter Stalldurchschnitt rund 1500 Euro pro Monat. „Bei 18.100 Milchkühen im Verbandsgebiet fehlen den Milchbauern rund 7,25 Millionen Euro Milchgeld im Jahr.
Die zarte Pflanze der Initiative Tierwohl nicht im Keim ersticken
Noch dramatischer sei die Sitution in der Schweinehaltung. Dort fehlen bei 2000 gemästeten Schweinen rund 34.000 Euro. Die Schweinehalter hätten sich viel von der Initiative Tierwohl versprochen, die sich nun als Enttäuschung entpuppe. „Nur sieben Prozent des Fleisches sind drin“, bemängelte Götz und fordert den Lebensmitteleinzelhandel auf, Geld nachzulegen, damit mehr Landwirte profitieren können.
Professor Folkhard Isermeyer, Präsident des Johann von Thünen-Instituts Braunschweig, warnte im Gastreferat davor, den Lebensmitteleinzelhandel nun mit weiteren Forderungen in die Pflicht zu nehmen. „Die Initiative Tierwohl ist noch ein zartes Pflänzchen“ und sollte nicht durch ständige Geldnachforderungen im Keim erstickt werden.
Landwirtschaft wächst weltweit
Isermeyer machte den Bauern auch Mut: „Die Landwirtschaft wächst weltweit. Es ist immer gut, in einer Boom-Branche tätig zu sein“. Er stellte aber auch klar: Wachstumsmärkte liegen derzeit vor allem in Asien und Südamerika. „Millionen von kleinen und mittleren Betrieben haben es dort geschafft, ihre Produktion zu steigern“, so Isermeyer. Ökonomisch sinnvoll sei auch, dass Landwirtschaft dort wächst, wo der Verbrauch ist. Auch wenn Europa stagniert, Deutschland habe eine gute Position. Nicht zuletzt durch den günstigen Standort mit ausreichend Wasser und gemäßigtem Klima. Deutschland exportiere weltweit Agrarprodukte: „Grenzen schließen ist nicht drin“, so Isermeyer. Da die Nachfrage hierzulande kaum zunehmen werde sei der Export wichtig. Respekt zollt Isermeyer den Molkereien, die es schaffen ihre Produkte im Ausland unterzubringen. „Wenn wir lokal höhere Preise wollen, hilft nur das Angebot zu verknappen“. Da könne der Verkauf ins Ausland helfen. Wer die Weltmärkte bediene, müsse sich auch auf deren Preise einstellen, dabei spiele der Erdölpreis stets eine Rolle, wie auch derzeit zu sehen ist.
Bioenergie ist kein Preistreiber
Dass die weltweiten Klimaabkommen für Landwirte eine wichtige Rolle spielen, erklärte der Ökonom: Die Kohlevorkommen reichen noch für 1000 Jahre. Unter klimapolitischen Aspekten sei dies zwar eine Katastrophe, aber solange fossile Energien im Überfluss vorhanden sind, sei die Bioenergie ohne Chance. Damit falle auch einer der Preistreiber weg. Zumal bei den Biokraftstoffen auch der politisch getriebene Boom vorbei sei. Als Faktoren für steigende Getreide- und Fleischpreise blieben aber noch das Bevölkerungswachstum und die steigende Kaufkraft in vielen Ländern. Herausforderungen in der Produktion sieht Isermeyer künftig im Ackerbau: Der Pflanzenbau wird mit wesentlich weniger Chemie zurecht kommen müssen“, so der Ökonom. Eine Rückkehr zu klassischen Verfahren wie gesunder Fruchtfolge unabdingbar. Und auch Wasserzugänge müssten besser erschlossen werden. Immerhin sei die Niederschlagsmenge übers Jahr gerechnet in Deutschland ausreichend. Es fehle an Wasserspeichern für trockene Zeiten.
Die nationale Nutztierstrategie
Größte Herausforderung bleibe der steigende Anspruch der Gesellschaft, vor allem der einer akzeptierten Nutztierhaltung. Mit großen Maschinen und Ställen erreiche der Landwirt nicht die Herzen der Menschen. „Wichtig ist es, ein gemeinsames Ziel zu entwickeln“, sagt Isermeyer und wirbt für die nationale Nutztierstrategie. Wichtig sei dabei die Verantwortung zu klären und das alle beteiligten ein einheitliches Ziel hätten. Zudem müsse geklärt werden, woher das Geld komme um die „bessere Tierhaltung“ zu bezahlen. Der Handel könne wie aktuelle bei der Initiative Tierwohl nur die Anschubfinanzierung leisten. Auf den Verbraucher zu setzen führe dabei aber zu nichts. Dieser wähle immer das billigste Produkt. Es gehe nicht darum noch ein Fleischlabel zu entwickeln, sondern ein Produkt, dass der Lebensmitteleinzelhandel auf jeden Fall listen wolle. Egal wie teuer es ist. Dann habe der Verbraucher keine Wahl mehr und kaufe das teurere Fleisch. Wichtig dabei aber auch, in den gesellschaftlichen Dialog mit den Verbraucher zu gehen. Er entscheide letztlich, was eine akzeptable Nutztierhaltung sei.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.