Mückenatlas und Milchkontrolle
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Weltweit gibt es über 900.000 bekannte Insektenarten. Eine Stechmückenart kann aus vier bis fünf Spezies bestehen, die jeweils komplett andere Krankheiten übertragen können. In dieser Insektenmasse sind etwa 500 Arboviren
(arthropod-borne virus ) bekannt. 150 davon sind als pathogen für Mensch und Tier gelistet.
Die Analyse der Blauzungenkrankheit zeigt das Problem, mit dem sich künftig Veterinäre verstärkt befassen müssen. Ursprünglich in tropischen und subtropischen Regionen von Stechmücken übertragen, kann sich die Krankheit in heimischen Ställen ausbreiten. Dabei reicht bereits eine einzige Mücke aus, die mit Blumen aus Kenia, Holzkisten aus Asien oder Tieren aus Südamerika nach Deutschland gelangt, am Flughafen entkommt und auf einer Weide Rinder oder Schafe sticht.
Der mitgereiste Virus überträgt sich, wird von heimischen Stechmücken aufgenommen, die dem Pathogen als neues Wirtstier dienen. Peng - schon ist es passiert und heimische Stechmücken übertragen exotische Krankheiten. So lautmalerisch erklärte Dr. Siegfried Moder, Präsident des Bundesverbandes Praktizierender Tierärzte (bpt) auf der Grünen Woche, was in den vergangenen Jahren zu einem neuen entomologischen Sachstand geführt hat: Heimische Mücken und Gnitzen übertragen exotische Pathogene.
Als ein Jahr des Umbruchs gilt das Jahr 2006, wie Professor Dr. Thomas Mettenleiter, Präsident des Friedrich-Löffler-Instituts, auf dem Fachgespräch der Bundestierärztekammer erläuterte. Damals verschwanden zwar die Fuchstollwut und die Klassische Schweinepest in Deutschland. Mit der Blauzungenkrankheit und dem hochpathogenen H5N1-Virus kamen aber neue Krankheiten nach Westeuropa.
Seitdem sind die Veterinäre neuen Krankheiten zweigleisig auf der Spur. Im Mückenatlas können auch Veterinär-Laien Mückenfunde eingereister tropischer Mücken wie die Tigermücke melden. Unbekannte Krankheiten werden durch das Milchmonitoring aufgespürt. Bei einem plötzlichen Leistungsabfall kann eine Blutanalyse im Labor Klarheit über eine mögliche neue Krankheit geben. So wurde 2011 das Schmallenbergvirus entdeckt.
Für die Tierseuchenbekämpfung sind neue Risikoabschätzungen notwendig, auf den Betrieben und in der Natur müssen erregerspezifische Monitoringprogramme durchgeführt werden und die Forschung muss ihre Suche nach Impfstoffen intensivieren.
Mettenleiter betonte dabei, dass es epidemiologisch keinen Unterschied in der Biosicherheit zwischen geschlossen Ställen und Weidetieren in der alternativen Landwirtschaft gibt. Die Gefährdungsszenarien sind vergleichbar.
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