Die Eutergesundheit immer im Blick
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Habe ich zu viele Tiere mit sehr schlechten Heilungsaussichten?
In diese Gruppe fallen im neuen Eutergesundheitsbericht Tiere, die bei drei aufeinanderfolgenden Probemelkungen eine Gesamtzellzahl von über 700.000 Zellen pro ml ausweisen. Diese Tiere werden monatlich aufgelistet. Sehr gute Betriebe erreichen hier Anteile von unter 1 Prozent in der gesamten Herde.
Natürlich sollte die Zahl dieser Tiere im Bestand so gering wie möglich sein, daher gilt es, insbesondere in Zeiten der Aufstockung die richtige Balance aus Merzung und Nutzungsdauer zu finden. Hier kann die Kennzahl helfen, unter Berücksichtigung der „Kuhhistorie“, objektive Entscheidungen zu treffen.
Das sagen Experten zur Kennzahl der chronisch kranken Tiere mit schlechten Heilungsaussichten:
Hans-Eggert Rohwer, Milchviehhalter aus Neuhörn (Schleswig-Holstein), kommentiert:
„Sollte unter zwei Prozent liegen. Im Betrieb zur Zeit 3,1 Prozent, aber bewusst in Kauf genommen, da wir aufstocken und weil keine tragenden Tiere geschlachtet werden.“
Andreas Pelzer, Leiter des Sachbereiches Rinderhaltung im Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft Haus Düsse, dazu:
„Der Anteil chronisch euterkranker Tiere mit schlechten Heilungsaussichten spiegelt vor allem wider, inwieweit vereinbarte Strategien und Therapien greifen und umgesetzt werden. Im Rahmen einer konsequenten Behandlung und regelmäßigen Kontrolle des Behandlungserfolges sollte der Anteil der als chronisch euterkranker Tiere eingestuften Tiere zurückgehen.
Generell gilt, dass eine situative Beurteilung der Eutergesundheit in der Beratung immer schwierig ist. Die Interpretation der vorliegenden Daten der Milchkontrolle im Hinblick auf die definierten Kennzahlen zeigt die aktuelle Situation sowie die Entwicklungen auf und hilft somit dabei, eine objektive Analyse sicherzustellen und die Beratungsempfehlungen fundiert und vor allem zielgerichtet zu formulieren.“
Dr. Eva Zeiler, Leiterin des bayrischen Rindermonitoringprojektes „Pro Gesund“ der Landesanstalt für Landwirtschaft in Grub und praktizierende Tierärztin, erklärt:
„Solche "Millionärinnen" gilt es differenziert zu betrachten. Wie oft wurde das Tier schon behandelt? Welche anderen Krankheiten stehen im Hintergrund? Ist das Tier trächtig oder nicht? Wie wurde bisher trockengestellt? All diese Fragen gilt es zu berücksichtigen, bevor man die "Keule" schwingt.“
Detlef May, Geschäftsführer der Lehr- und Versuchsanstalt für Tierzucht und Tierhaltung Groß Kreutz, sagt dazu:
„Diese Tiere tragen maßgeblich zu den hohen Zellzahlen in der Tankmilch bei und stellen gleichzeitig ein hohes Infektionsrisiko für alle anderen Tiere dar. Außerdem ist die Leistungsfähigkeit der Tiere dauerhaft erheblich gemindert. Wenn regelmäßig neue Tiere in diesem Bereich auffallen, sind neben dem Behandlungsregime alle Managementmaßnahmen auf den Prüfstand zu stellen.
Neben Hygieneproblemen stellen oft Fütterungs- und Haltungsfehler eine dauerhafte Tierbelastung dar. Unter Stressbedingungen ist der Heilungserfolg mit oder ohne Antibiotika stark herabgesetzt. Falls das Erregerspektrum und eventuelle Resistenzen gegenüber einzelnen Medikamenten nicht bekannt sind, werden leider unwirksame Behandlungen mit hohen Kosten ohne Heilwirkung eingesetzt.“
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