„Leidenschaft für Landwirtschaft gehört zu unserer Philosophie“
- Veröffentlicht am

Das im hohenlohischen Schöntal-Westernhausen ansässige Familienunternehmen ist John Deere-Vertriebspartner, handelt auf zehn Standorten im Land Landmaschinen und entwickelt und produziert Schneidwerke sowie Feldversuchstechnik. „Wir bieten unseren Kunden maßgeschneiderte Lösungen“, machte Zürn vor den über 100 Zuhörern in der Turn- und Festhalle des nordbadischen Städtchens deutlich. Mit der Produktion von Mähdreschern und Sämaschinen für Parzellen ist das inzwischen 132 Jahre alte Landtechnik-Unternehmen groß geworden und hat sich international einen Namen gemacht.
Bei der Suche nach Mitarbeitern – Auzubildende wie Fachkräfte – konkurriert das Familienunternehmen, das Rolf Zürn inzwischen in der vierten Generation führt, auf seinem Standort in Schöntal-Westernhausen zusehends mit den Angeboten zahlreicher weiterer Firmen. Darunter Konzerne wie der Schraubenhersteller Würth. „Wir versuchen dabei mit dem zu wuchern, was wir an attraktiven Produkten in unserer Firma herstellen“, erläutert der rührige Geschäftsführer und fügt hinzu: „Schlepper und Mähdrescher sind im Zweifelsfall interessanter als Schrauben“.
Bei der Suche nach neuen Arbeitskräften nehmen sie die Empfehlungen von Angestellten ernst und hätten ein Auge auf potenzielle Mitarbeiter, die aus der Landwirtschaft stammen. „Diese jungen Leute sind es gewohnt, Dinge fertig zu machen und sie nicht unnötig zu verschieben.“ Eine Arbeitseinstellung, die ihm sehr zupass komme, zumal man schnelle Kundendiensteinsätze nicht auf den nächsten Tag verlegen könne.
„Schlepper und Mähdrescher sind im Zweifelsfall interessanter als Schrauben“
Stichwort Fachwissen: Das sei zwar wichtig, räumte der Geschäftsführer ein, aber nicht allein entscheidend. Vielmehr komme es auf die Einstellung zur Arbeit und der nötigen Lernbegierigkeit bei den neuen Mitarbeitern an. Ohnehin setzten sie auf den Unternehmensstandorten auf langfristige Bindungen. Denn nur zufriedene Arbeitskräfte seien bereit, sich zu engagieren und dabei die Unternehmensinteressen im Auge zu behalten. Ansonsten wächst der Frust: Mitarbeiter reagierten unzufrieden, Zuständigkeiten verschwimmen, Doppelarbeiten häufen sich und die Arbeitskräfte, so die Erfahrungen von Zürn, beschäftigten sich zu sehr mit dem was andere tun und nicht mit ihrer eigenen Arbeit.
Um das zu vermeiden, hat sich die Zürn GmbH vor einigen Jahren ein, mit den Mitarbeitern abgestimmtes, Leitbild gegeben. Darin wurde festgeschrieben, respektvoll miteinander umzugehen, begeistert auf neue Entwicklungen zu reagieren und aus ihnen zu lernen und sich für die Kunden des Landtechnik-Unternehmens einzusetzen, um ihr Vertrauen zu verdienen. „Verwurzelt und weiterbildend. Das ist unser Motto seit über 100 Jahren“, machte der Geschäftsführer deutlich.
Gleichzeitig beklagte er die immer größere Prozessorientierung, die in Industriebetrieben inzwischen „unglaubliche Ausmaße angenommen hat“. Für ihn müssten dagegen ein gesunder Menschenverstand und entsprechende Flexibilität in den Firmen erhalten bleiben, um schlagkräftig agieren zu können. „Ich glaube“, sagte Rolf Zürn, „dass solche Firmen ihren eigenen Mitarbeitern nicht vertrauen“. Ihr Unternehmen setze dagegen auf eine gehörige Portion Optimismus. Das helfe, auch Dürreperionden durchzustehen. Und: „Im Idealfall erwächst daraus Motivation“, machte der Firmenvertreter vor den Tagungsteilnehmern in Aglasterhausen deutlich.
Dass auch die Familie als Wertegemeinschaft in die Philosophie ihres Unternehmens gehöre, sei keine Frage. Aber, das schränkte Rolf Zürn ein, ein Unternehmen sei keine Familie. Allerdings gehörten familiäre Werte, wie die gegenseitige Unterstützung, zum täglichen Handlungsleitfaden. Schlussendlich gehe es um die Leidenschaft für Landwirtschaft. Einem, wenn nicht der Hauptbestandteil der Zürn´schen Philosophie.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.