Aprilfröste dezimieren Obsternte
Die Obsternte in Deutschland fällt in diesem Jahr erheblich kleiner aus. Wetterextreme wie die April-Fröste sowie regional Hagel und Starkregen sorgen in einigen Anbauregionen, insbesondere bei den Obstbauern für deutliche Ertragseinbußen. Frostschäden gibt es im Obstbau vor allem in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Bayern. Betroffen sind Steinobst, Kernobst, Erdbeeren und das Strauchbeerenobst sowie der Wein. Das stellte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, auf der Pressekonferenz zur Erntebilanz 2017 am Dienstag, 22. August in Berlin fest.
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„In diesem Jahr haben wir in Deutschland Frostschäden beim Obstbau in Höhe von rund 200 Millionen Euro bis hin zu regionalen Totalausfällen. Der Klimawandel und die Zunahme von Extremwetterereignissen erfordern ein wirksameres und besseres Risikomanagement für die Betriebe “, Neben den Frostschäden seien im Pflanzenbau bisher auch Schäden durch Hagel und Starkregen in Höhe von etwa 250 Millionen Euro aufgetreten“, bilanzierte Rukwied.
Bund und Länder gefordert
Witterungsrisiken seien insbesondere für die Obstbaubetriebe durch Versicherungslösungen und auch Investitionsförderungen für Frostschutzberegnungsanlagen zu mindern. Bei den Versicherungslösungen für diese Branche seien finanzielle Unterstützungen der Bundesländer hilfreich. Für alle landwirtschaftlichen Betriebe forderte der DBV-Präsident zudem eine steuerlich begünstigte Risikovorsorge.
Deutlich weniger Kernobst
In Deutschland erwarten die Apfelanbauer frostbedingt die kleinste Apfelernte seit 1991. Ausgegangen wird von einer Ernte von nur rund 555.000 Tonnen nach 1,03 Millionen Tonnen 2016. Insbesondere in Baden-Württemberg werden deutlich weniger Äpfel geerntet, im Norden sieht es besser aus. Wirtschaftlich besonders hart getroffen sind die Betriebe mit Totalverlusten oder sehr kleinen Ernten. Auch in der EU insgesamt wird eine deutlich geringere Apfelernte erwartet. Die Ernteschätzung liegen hier bei 9.3 Millionen Tonnen und damit 21 Prozent niedriger als im Vorjahr. Die deutsche Birnenernte wird bei 19.000 Tonnen liegen, 46 Prozent weniger als 2016 (35.000 Tonnen).
Steinobst massiv frostgeschädigt
Die Kirschernte ist im gesamten Bundesgebiet durch Fröste massiv dezimiert worden. Viele Totalausfälle meldet insbesondere Baden-Württemberg. Insgesamt wird in Deutschland bei Süßkirschen in diesem Jahr mit rund 14.000 Tonnen weniger als die Hälfte der Ernte von 2016 mit 29.400 Tonnen erwartet und auch 56 Prozent weniger als im Durchschnitt der letzten zehn Jahre. Die Sauerkirschenernte 2017 dürfte ebenfalls frostbedingt nur bei 9.000 Tonnen liegen und damit um 45 Prozent unter der Vorjahresernte.
Auch bei Pflaumen und Zwetschen wird mit einer der kleinsten Ernten gerechnet. Ausgegangen wird von rund 22.000 Tonnen (2016: 37.800 Tonnen). Bei Mirabellen wird 2017 eine Erntemenge von rund 3.500 Tonnen nach 4.300 Tonnen im letzten Jahr erwartet.
Erdbeeren und Strauchbeeren
Die Erdbeersaison war witterungsbedingt mehr als durchwachsen. Auch hier gab es frostbedingte Ausfälle. Insgesamt war aber der Saisonverlauf von Süden nach Norden gleichmäßiger als in den früheren Jahren. Die feuchte Witterung im Juli hat den empfindlichen Früchten zusätzlich zugesetzt. Die Erntemenge wird sich auf rund 120.000 Tonnen nach 150.000 Tonnen (2016) belaufen, also rund 20 Prozent weniger.
Beim Beerenobst wird in diesem Jahr das niedrige Vorjahresergebnis nochmals unterschritten. Derzeit ist davon auszugehen, dass die Ernte 2017 von roten Johannisbeeren bei knapp 4.000 Tonnen liegen dürfte, die bei schwarzen Johannisbeeren bei 8.000 Tonnen und bei Himbeeren um 4.000 Tonnen. Die Heidelbeerernte dürfte die 8.000 Tonnen erreichen.
Gemüse hat der Regen zugesetzt
Vielen Gemüsekulturen haben Stark- und Extremniederschläge in diesem Jahr zugesetzt. Bei Spargel wurden gut 127.000 Tonnen geerntet und damit sechs Prozent mehr als im Vorjahr (119.400 Tonnen). Die Anbaufläche von Zwiebeln wurde im Vergleich zum Vorjahr in Deutschland nicht mehr ausgedehnt und liegt bei rund 11.000 Hektar. 2017 ist von einer Ernte von gut 500.000 Tonnen auszugehen, nach 523.000 Tonnen im Jahr 2016. Witterungsbedingt verzögerte sich die Entwicklung der Möhrenbestände, teilweise war es zu nass. Die Erntemenge dürfte mit 550.000 Tonnen unter dem Vorjahr (641.000 Tonnen) liegen. Im Unterglasanbau waren die Preise für Salatgurken und Tomaten in der Frühsaison durchschnittlich, in der Hauptsaison haben die Preise für Salatgurken und Tomaten deutlich nachgegeben.
Hopfen: Größere Anbaufläche aber geringere Ernte
Beim Hopfen wird nach der vergangenen Rekordernte von 42.800 Tonnen in diesem Jahr mit 34.000 Tonnen gerechnet und damit nur mit einer unterdurchschnittlichen Ernte. Bei einer Flächenausweitung von fünf Prozent wurde 2017 Hopfen auf 19.543 Hektar angebaut.
Beim Wein heißt es abwarten
Die Lese für den Federweißen hat begonnen. Für eine genauere Einschätzung der Weinernte ist es noch zu früh, denn für die Qualität des Weinjahrgangs sind immer die letzten Wochen vor Beginn der Traubenlese entscheidend. Die Reben zeigen sich derzeit in einem sehr guten Entwicklungsstand. Mengenmäßig wird für 2017 von einer frostbedingt unterdurchschnittlichen Erntemenge um die 8,5 Millionen Hektoliter ausgegangen.
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