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Fachtagung für Mutterkuhhalter

Enge Margen für die Rinder von der Wiese

Mit spitzem Bleistift rechnen – für die Halter von Fleischrindern ein Muss. Denn ob die Mutterkühe auf dem Hof rentabel sind,  hängt entscheidend davon ab, wie hoch die Kosten für Futter und Stall ausfallen, die Rasse für das Produktionsverfahren passt und der Absatz des Weiderindfleisches gelingt. Ein Fazit der Fachtagung für Rindfleischerzeuger vorvergangene Woche in Neubulach-Oberhaugstett (Landkreis Calw).
 

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Diskutierten über die Erfolgsfaktoren für Mutterkuhbetriebe (v.l.): Frank Gräter, LEL Schwäbisch Gmünd, Anton Frühauf, Amt für Landwirtschaft, Calw, Dr. Bernhard Hofmeister, Rindergesundheitsdienst (RGD) Aulendorf, Dr. Georg Klinger, Regierungspräsidium Karlsruhe, Klaus Schäfer, ebenfalls Regierungspräsidium Karlsruhe, Hans-Jochen Burkhardt, Vorsitzender des Arbeitskreises Mutterkuhhaltung Nordschwarzwald/Gäu, Dr. Peter Schäfer, Leiter des Amtes für Landwirtschaft, Calw.
Diskutierten über die Erfolgsfaktoren für Mutterkuhbetriebe (v.l.): Frank Gräter, LEL Schwäbisch Gmünd, Anton Frühauf, Amt für Landwirtschaft, Calw, Dr. Bernhard Hofmeister, Rindergesundheitsdienst (RGD) Aulendorf, Dr. Georg Klinger, Regierungspräsidium Karlsruhe, Klaus Schäfer, ebenfalls Regierungspräsidium Karlsruhe, Hans-Jochen Burkhardt, Vorsitzender des Arbeitskreises Mutterkuhhaltung Nordschwarzwald/Gäu, Dr. Peter Schäfer, Leiter des Amtes für Landwirtschaft, Calw.Ast
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Als Frank Gräter von der Landesanstalt für die Entwicklung der Landwirtschaft und der ländlichen Räume (LEL) in Schwäbisch Gmünd an diesem trüben Novembernachmittag seine Berechnungen zum Stundenlohn für Mutterkuhhalter an die Wand wirft, geht in dem Wirtshaussaal in Neubulach-Oberhaugstett ein Raunen durch die Runde der gut 50 Zuhörer.

Nicht umsonst. Die Kalkulation aus den Erlösen für Absetzer, Ausgleichszahlungen, Bestandsergänzung, Tierarzt, Futter-, Energie-, Wasser-, Stroh-, Stallplatzkosten, den sonstigen variablen Kosten für die Innenwirtschaft und anfallenden Festkosten, ergibt nach, ergibt am Ende einen Stundenlohn von gerade mal 1,35 Euro.

Nicht gerade üppig, wobei der Ökonomiefachmann hinzufügt, dass das kalkulatorische Betriebszweigergebnis, das in dieser Kalkulation mit einem Minus von 444 Euro zu Buche schlägt, auch in anderen Betriebszweigen, in denen Nutztiere gehalten werden, häufig ins Minus rutscht. Der Grund sind die mit einer Zehn-Jahres-Frist zugrunde gelegten Abschreibungen für Maschinen und Gebäude. Anders sieht das aus, wenn hier andere Fristen angesetzt werden.

Dass Stundenlöhne von 15 Euro möglich sind, zeigt Gräter in einem weiteren Kalkulationsbeispiel auf, bei dem die Erzeugung der späteren Fleischlieferanten optimiert worden ist. Wie das gehen kann, hier die wichtigsten Ansatzpunkte, um die Haltung der Tiere rentabler zu machen:

  1. Höhere Verkaufserlöse für Absetzer pro Mutterkuh (höhere Abkalberate, gute Fruchtbarkeit, höhere Absetzgewichte und höhere Verkaufslerlöse pro Kilogramm Rindfleisch).
  2. Optimierte variable Kosten (geringere Bestandsergänzung, geringere Kraftfutterkosten durch hohe Grundfutterqualität und niedrigere Einkaufspreise für das Kraftfutter).
  3. Strohkosten senken (Kooperation mit Ackerbauer, längere Weideperiode).
  4. Grundfutterkosten (Maschinenkosten senken, angepasste Intensität des Betriebszweiges durch Ertrags- oder Prämienoptimierung).
  5. Stallplatzkosten (Altgebäude nutzen, vorhandene Stallplätze bestmöglich nutzen, eventuell neu bauen?).

Darüberhinaus bietet der Direktabsatz laut Gräter die Chance, mit den Kühen ein besseres Einkommen zu erwirtschaften. „Dafür spricht“, so der Betriebswirtschaftsexperte, „die größere Wertschöpfung durch die höheren Verkaufpsreise für das Fleisch ,unabhängig von den Preisschwankungen im Handel“. Bevor man jedoch über einen Hofladen nachdenkt, sollten sich Betriebsleiter den Markt vor der Haustür genau ansehen. Ansonsten floppt das Unternehmen Direktvermarktung schneller als einem lieb sein könne.

Direktabsatz verändert Betrieb

Denn, so eine der zentralen Fragen: Welche Preise sind am Markt vor Ort tatsächlich realistisch? Und, nicht minder wichtig: Was kostet die Vermarktung unterm Strich (Gebäude, Dienstleistungen etc.)? Schließlich ist der Arbeitsaufwand um einiges höher, als wenn man die schlachtreifen Tiere verkauft. Der Verkauf des Rindfleisches ab Hof ist saisonal möglich, auf Vorbereitung oder im Hofladen. Je nach Verkaufsstrategie sind mehr oder weniger Arbeitsstunden nötig. Überhaupt, das machte Gräter den Zuhörern deutlich, spiele es eine zentrale, wenn nicht die wichtigste Rolle, ob man sich den direkten Kunden mit Kunden auf dem Hof vorstellen könne, oder ob man das eher als Belastung empfinden würde.

Bio nicht automatisch rentabler

Das gilt für den Ökonomen auch beim Einstieg in die Biofleisch-Vermarktung. Das so erzeugte Fleisch ist gefragt bei Abnehmern. Bio liegt im Trend. Und in der Regel passen Weide und Strohhaltung schon recht gut inden Anforderungskatalog für eine ökologische Bewirtschaftung des Betriebszweiges. „Für die Höfe bedeutet das häufig nur einen geringen Aufwand. Sie profitieren von einem Mitnahmeeffekt“, erläuterte Gräter die Vorteile, die ein beim Wechsel von einer konventionellen auf eine biologische Erzeugung des Rindfleisches bereit hält. Doch auch hier geht es nicht ohne, dass im Vorfeld wichtige Fragen geklärt werden müssen. Nur dann verspricht die Biohaltung zum Erfolg zu werden:  

  1. Welche weiteren Betriebszweige hängen noch mit dran?
  2. Mit welchem zusätzlichen Arbeitsaufwand muss man kalkulieren?
  3. Lassen sich die Betriebszweige mit vertretbarem Aufwand umstellen?
  4. Bringt die Umstellung tatsächlich einen Mehrerlös (Bio-Prämien zwischen plus 40 und 230 Euro pro Mutterkuh)?
  5. Sind zusätzliche Vermarktungserlöse für das Biorindfleisch realistisch?
  6. Ist ein Markt für Biorindfleisch beziehungsweise Bioabsetzer vorhanden?
  7. Zusätzlicher Aufwand durch mehr Arbeit und höhere Kosten (Biokraftftter etc.).

Fazit von Gräter: Der Umstellungsaufwand dürfte sich für die meisten Mutterkuhbetriebe zwar in Grenzen halten, allerdings halten sich die finanziellen Vorteile durch den Wechsel in die Bioerzeugung ebenfalls in Grenzen.

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