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Heidenheimer Kreisbauerntag

Keine Konjunktur für Fakten

Für eine faktenbasierte Diskussion über Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft sprach sich Ministerialdirigent Joachim Hauck beim Heidenheimer Kreisbauerntag am ‚Freitag vergangener Woche in Oggenhausen aus. Einseitige Argumente von der „grünen“ Seite führten oftmals auf den Holzweg. Die Forderungen des Berufsstandes vertrat Kreisvorsitzender Christian Ziegler.

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Ministerialdirigent Joachim Hauck (links) und Kreisvorsitzender Christian Ziegler stellen sich der Diskkussion
Ministerialdirigent Joachim Hauck (links) und Kreisvorsitzender Christian Ziegler stellen sich der DiskkussionStümpfle
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Ein großes Thema im Landkreis Heidenheim ist der Grundwasserschutz. Immer wieder schießt die Landeswasserversorgung gegen die Landwirtschaft, was den Bauern nach Aussage von Kreisobmann Ziegler sauer aufstößt. Auch Ministerialdirigent Hauck mahnte die Verantwortlichen bei der Landeswasserversorgung zur sachlichen Diskussion. Es sei falsch, bei den Bürgern den Eindruck zu erwecken, die Bauern seien Schuld an der vermeintlich andauernden Verschlechterung der Trinkwassersituation. Tatsache sei, dass die Nitratwerte im Grundwasser in den letzten 25 Jahren landesweit um 25 Prozent gesunken sind. Die Tendenz sei also positiv und er sei sich sicher, dass die Landwirtschaft eine weitere Reduzierung erreicht.

Produktion und Biodiversität schlelißen sich nicht aus

Nach Überzeugung Haucks schließen sich die Produktion von Nahrungsmitteln und ein wirksamer Umwelt- und Artenschutz nicht gegenseitig aus. Eine großflächige Extensivierung stehe aber im Widerspruch zum weltweiten Bevölkerungswachstum und zu hohen Flächenverlusten. „Zur Produktion von Nahrungsmittel gehören Bodenbearbeitung, Düngung und Pflanzenschutz“, betonte Hauck. Dass gleichzeitig ein wirksamer Grundwasserschutz möglich sei, würden die Landwirte tagtäglich unter Beweis stellen. Diese Zusammenhänge seien bekannt und müssten in der Diskussion auch berücksichtigt werden. Andererseits sei es ja auch nicht so, sagte Hauck, dass es im Ökolandbau keine Fragen und Probleme gebe – siehe den Einsatz von Kupfer.

Ohne Sachverstand keine tragfähigen Lösungen

Wenn es um die künftige Ausrichtung der Landwirtschaft geht, müssen nach Aussage Haucks gleichzeitig immer ökonomische, ökologische und soziale Fragen beantwortet werden. Wer mehr Fläche mit Bioanbau fordere, müsse also auch bedenken, dass Deutschland schon heute rund 13 Millionen Hektar Produktionsfläche in anderen Ländern für die Eigenversorgung mit Agrarprodukten beanspruche. Nicht so ohne weiteres gleichzeitig unter einen Hut zu bringen seien beim Bau eines neuen Milchviehstalles die Ansprüche ans Tierwohl einerseits sowie an Klimaschutz andererseits. Für ein anzustrebendes Gleichgewicht und zur Kompromissfindung brauche es eben Sachverstand. Und der ist, auch ohne dass Hauck dies aussprach, nicht überall leicht zu finden.

Im Detail ging Ministerialdirigent  Hauck auf die Vorschläge von Agrarkommissar Hogan zur künftigen Ausgestaltung der EU-Agrarpolitik ein. Er rief dazu auf, in der Diskussion über die Maßnahmen der neuen Förderperiode nicht die Bedenken, sondern die Gestaltungsmöglichkeiten in der Vordergrund zu stellen. Positive Ansätze dazu sind seiner Ansicht nach vorhanden. So müsse es gelingen, Auflagen aufgrund öffentlicher Forderungen produktionsintegriert umzusetzen, etwa in Fragen der Biodiversität und des Artenschutzes.

Bekenntnis zu hohen Standards

„Wir Landwirte stehen ohne Wenn und Aber zu den hohen nationalen und europäischen Produktionsstandards“, erklärte Kreisvorsitzender Christian Ziegler. Dann müsse aber andererseits die Gemeinsame Agrarpolitik in Europa die anfallenden Mehrkosten berücksichtigen und den Mehraufwand honorieren. Die öffentliche Meinung sieht Ziegler heute oftmals mit falschen Fakten begründet. Es sei enttäuschend, wenn zum Beispiel die Meinung vermeintlicher Naturschützer, wie bei der NABU-Pestizidstudie, in Medien und Öffentlichkeit mehr Beachtung finde als die Argumente von Wissenschaftlern und die praktischen und theoretischen Kenntnisse bestens ausgebildeter Landwirte.

Keinerlei Verständnis kann der Heidenheimer Kreisvorsitzende für das Urteil des Bundesgerichtshofs in Karlsruhe aufbringen, das kürzlich die Fernsehausstrahlung illegaler Filmaufnahmen aus Ställen erlaubt hat. Aus seiner Sicht ist das Hausfriedensbruch und müsse bestraft werden. Es sei höchst bedauerlich, so Ziegler, „wenn NGO´s als wesentliche Vertreter des Guten schlechthin akzeptiert werden, während sie doch ihr Geld damit verdienen, indem sie andere schlecht  machen“. Schaue man sich die Anschuldigungen genauer an, bleibe substanziell nur wenig bis gar nichts übrig.

Der Wolf gefährdet die Weidehaltung

In seinem Bericht forderte Ziegler darüber hinaus einen raschen Anschluss des ländlichen Raumes an das schnelle Internet sowie den verlässlichen Schutz personenbezogener Daten. Scharf kritisierte er die Vorgehensweise der Landeswasserversorgung beim Donauried-Hürbe-Projekt. Den enormen Landverbrauch und die Regelung bezüglich der Ausgleichsflächen sieht er mit großer Sorge. Den Jägern dankte er für deren Unterstützung in der Vorsorge gegen die Einschleppung der Afrikanischen Schweinepest und mit dem Auftauchen des Wolfes in der Region sieht er die Weisehaltung von Schafen, Rindern und Pferden in Gefahr.

Auch der Heidenheimer Landrat Thomas Reinhardt bewertet die Vorgehensweise der Landeswasserversorgung als Affront gegen die Landwirtschaft und gegen die Landwirtschaftsverwaltung. Er forderte dazu auf, zu einem konstruktiven Dialog zurück zu kehren. Wirksamer Gewässerschutz sei nur in Zusammenarbeit mit den Landwirten möglich.

Nach Ansicht er Europaabgeordneten Inge Grässle wird sich für die Landwirte im Kreis Heidenheim mit der künftigen Ausrichtung der EU-Agrarpolitik nichts Wesentliches ändern. Im Parlament sei man sich mehrheitlich darüber einig, dass nach 2020 die ersten Hektare eine Besserstellung erfahren und dass eine Kappungsgrenze kommt.

Die ersten Hektare sollen bessergestellt werden

Keine Unterstützung beim Bundestagsabgeordneten Roderich Kiesewetter findet der Vorschlag, EU-Agrargelder aus der Ersten in die Zweite Säule umzuschichten. Auch er will bei Großbetrieben kappen, wobei er vor allem außerlandwirtschaftliche Investoren im Auge hat, und bäuerliche Familienbetriebe besser fördern.

Der Landtagsabgeordnete und frühere Kultusminister Andreas Stoch (SPD) rief die Landwirte dazu auf, mehr ins Verbrauchervertrauen zu investieren. Ein Meinungsbild, wonach nur die zehn Prozent Ökobetreibe „die Guten“ sind, dürfe sich nicht durchsetzen.

Auch der Grünen-Landtagsabgeordnete Martin Grath riet dazu, durch Transparenz die Verbraucher wieder enger an die Landwirtschaft heranzuführen. Man müsse ehrlich miteinander umgehen. Nirgends gebe es bessere und sicherere Lebensmittel. Es könne aber auch nicht geleugnet werden, dass die Landwirtschaft am Verlust von Biodiversität eine Mitschuld trägt.

Ehrungen für Ortsobmänner und Gläserne Produktion

Beim Kreisbauerntag des Bauernverbandes Heidenheim am Freitag vergangener Woche in Oggenhausen zeichnete Kreisvorsitzender Christian Ziegler zahlreiche Ortsobmänner für ihr langjähriges ehrenamtliches Engagement aus. Der Dank von Landrat Thomas Reinhardt galt den beteiligten Familien und Organisationen an der Gläsernen Produktion.

Urkunden und ein Präsent erhielten die Ausgeschiedenen Matthäus Lindenmeyer (fast 40 Jahre Ortsobmann in Brenz) sowie Vorstandsmitglied Herbert Wiedenmann (Herbrechtingen) vom Schäferverband Heidenheim. Außerdem ehrte Kreisvorsitzender Ziegler die Ortsobmänner Walter Bosch (Heldenfingen, 35 Jahre), Georg Krauß (Heuchlingen, 35 Jahre), Hans Hieber (Kleinkuchen, 30 Jahre), Christoph Fritz (Dunstelkingen, 25 Jahre), Hermann Göttle (Dischingen, 25 Jahre), Harald Rabausch (Bissingen, 20 Jahre) und Heinz Staudinger (Dettingen, 10 Jahre).

Lob und Dank für die Beteiligung an der Gläsernen Produktion ging an: Familie Fähnle (Königsbronn), Schafhof Smietana (Steinheim), Familie Heinzmann (Hermaringen), die Härtsfelder Imkerschule in Fleinheim, an Bio-Bihlmaier (Ugenhof, Herbrechtingen/Bolheim) und an die Familie Raunecker (Q-Hof, Frickingen).

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