Sterben ohne Angst
Nach einem langen Weg, der offiziell 2015 mit der Gründung der Interessengemeinschaft „Schlachtung mit Achtung“ begann, wurde der Prototyp der Mobilen Schlachteinheit MSE-001 am 20. Juli 2018 in Kandern erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.
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„Das Thema Tierwohl nimmt einen immer größeren Stellenwert in der Haltung unserer Nutztiere ein und wird auch vielfach schon umgesetzt. Nur bei der Schlachtung passierte nichts. Unser Ziel ist, das zu ändern“, erklärte Thomas Mayer, der gemeinsam mit Sandra Kopf 2015 die Interessengemeinschaft „Schlachtung mit Achtung“ ins Leben rief.
Von der Idee beim Kennenlernen der beiden Gründer bis zum Beschluss und tatsächlicher Entstehung einer mobilen Schlachteinheit dauerte es nur fünf Jahre. Auf den Antrag für die mobile Schlachtung, der im April 2015 beim Veterinäramt in Lörrach eingereicht und daraufhin in Brüssel und Berlin diskutiert wurde, folgte bereits am 29. Juni 2016 die Aufnahme dieser Schlachtungsform in den Koalitionsvertrag des Landes Baden-Württemberg.
Mayer meint dazu: „Die Zeit ist reif für alternative Schlachtmethoden. Was nützt es mir als Landwirt, wenn ich mein Vieh extensiv halte, es nur seine Weide bzw. den eigenen Stall kennt und schließlich die letzten Stunden seines Lebens in Panik und Todesangst versetzt wird? Das schadet nicht zuletzt auch der Fleischqualität.“
Ein erklärtes Ziel der Interessengemeinschaft ist es, in Zukunft auf den Lebendtransport von Schlachttieren mit all seinen Stressfaktoren verzichten zu können. Sandra Kopf stellt klar: „Als Zielgruppe möchten wir keinesfalls nur extensiv oder ökologisch wirtschaftende Höfe ansprechen, sondern auch konventionelle Betriebe. Auch für Metzger, die noch selbst schlachten, kann die MSE interessant sein.“
Mitentwickelt und gebaut wurde die Mobile Schlachteinheit MSE-001 von Peter Brandmeier, Metallbaumeister mit eigenem Betrieb und der Einstellung: Geht nicht, gibt’s nicht. Möglich gemacht wurde der Bau durch die Fördermittel der baden-württembergischen Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen und dessen agrarpolitischem Sprecher, Martin Hahn.
Das vorgestellte Modell funktioniert wie folgt: Das Rind geht freiwillig und ohne Druck von außen in die Fressfangvorrichtung, die man von jedem handelsüblichen Fressgitter kennt. Es senkt den Kopf hinunter zum Futter und Fanggitter schließt sich. Der Bolzenschuss folgt, das Tier sackt zusammen und wird über eine Rampe automatisch in das Innere der Schlachteinheit gezogen. Ein Rolltor senkt sich automatisch hinter dem Tier. Innen folgt der Blutentzug, das alles darf laut Vorschrift maximal 60 Sekunden dauern. Bei der Probeschlachtung einige Tage vor der öffentlichen Präsentation wurden nur 45 Sekunden benötigt.
Den gesamten Beitrag über das neue Schlachtverfahren lesen Sie in einer der nächsten Ausgaben von BWagrar.
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