Erntemenge nach unten korrigiert
Auf Initiative von Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft Julia Klöckner haben sich Vertreter von Bund und Ländern am Dienstag auf Arbeitsebene in Berlin getroffen. Das Thema: die diesjährigen Witterungsschäden.
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Das Bundesministerium steht mit den Ländern in engem Austausch zu den diesjährigen Witterungsschäden auf der Grundlage von Zahlen und Fakten und entsprechenden Hilfsmöglichkeiten. Dazu erklärt der Parlamentarische Staatssekretär Michael Stübgen:
„Wir haben sehr konstruktive Gespräche geführt. Die Vertreter der Länder haben uns ein Bild über das Ausmaß der Schäden geschildert. Dabei ist klar geworden, dass die Betroffenheit der Landwirte in Deutschland sehr unterschiedlich ist, aber insbesondere die Hitzewelle der letzten drei Wochen die Situation überall extrem verschärft hat. Wir waren uns einig, dass die Länder jetzt die notwendigen Daten so schnell wie möglich liefern, denn nur dann kann der Bund auch schnell handeln.“
EU-Kommissar soll unterstützen
Die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft Julia Klöckner hat EU-Kommissar Phil Hogan in einem Brief aufgefordert Maßnahmen zu ergreifen, um die drohende Futtermittelknappheit aufgrund der Dürre zu lindern. Klöckner und Hogan hatten bereits auf dem G20-Treffen einen intensiven Austausch zu dem Thema.
Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner erklärt: „Deutschland ist in diesem Jahr von einer außergewöhnlichen Sommertrockenheit betroffen. In vielen tierhaltenden Betrieben wird in den kommenden Wochen das Futter knapp. Für Viehhalter kann das schnell zu einer Existenzfrage werden. Es geht dabei auch um das Wohl der Tiere. Wir müssen alle Hebel in Bewegung setzen, dass die Tiere versorgt werden können. Da setzen wir auf nationaler Ebene an. Gleichzeitig habe ich Phil Hogan gebeten, dass er im Rahmen des EU-Rechts alle Möglichkeiten schafft, die Vorschriften zum Nutzen des Aufwuchses von Flächen mit Zwischenfrüchten und von bestimmten ökologischen Vorrangflächen weiter zu öffnen. Ziel ist, dass der Aufwuchs verfüttert werden kann. Wir stimmen gerade mit den Ressorts und den Ländern die Änderung der nationalen Durchführungsverordnungen ab. Damit können wir die Spielräume im EU-Recht für die derzeitige Situation nutzen.“
Im Bereich der Direktzahlungen stehen – im Rahmen des geltenden EU-Rechts – folgende zwei Maßnahmen zur Verfügung, die einen Beitrag zur Behebung einer drohenden Futtermittelknappheit leisten können:
- Verfütterung des Aufwuchses von ökologischen Vorrangflächen (ÖVF) des Typs brachliegendes Ackerland und streifenförmigen Elementen:
Eine Futternutzung des Aufwuchses von brachliegenden ÖVF-Flächen ab dem Juli kann von den Ländern in Gebieten, in denen außergewöhnliche Umstände vorliegen, im Rahmen der derzeitigen nationalen Regelung bereits zugelassen werden. Die Länder nutzen – soweit betroffen – diese Möglichkeit bereits. - Verfütterung des Aufwuchses von Flächen mit Zwischenfruchtanbau
Bauernverband korrigiert Erntemenge nach unten
Der Deutsche Bauernverband (DBV) korrigiert seine Ernteprognose noch einmal deutlich nach unten. Statt der zuletzt geschätzten 41 Millionen Tonnen Getreide rechnet der DBV nur noch mit einer Erntemenge von rund 36 Millionen Tonnen. Die neuen Zahlen aus der zweiten Erntemeldung beziehen nun in großem Umfang die tatsächlichen Erntemengen mit ein und bestätigen die pessimistischen Einschätzungen aus den zurückliegenden Tagen. Angesichts dieser Entwicklung fordert der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, die Bundesländer zum zügigen Handeln auf, der Bund müsse dann folgen. „Viele Bauern brauchen jetzt eine schnelle Unterstützung. Die aus unserer Sicht eindeutigen Zahlen lassen eine grundsätzliche Entscheidung über Dürrehilfen schon jetzt zu. Nach den uns vorliegenden Meldungen aus den Landesbauernverbänden sind die Voraussetzungen für Finanzhilfen durch die Länder in den besonders betroffenen Regionen klar erfüllt.“
Die Getreide- und Rapsernte ist in den vergangenen Wochen zügig vorangeschritten. „Selbst in den norddeutschen Regionen ist die Ernte ungewöhnlich weit und zeigt das katastrophale Ausmaß der Dürreschäden. Die Erntemengen bleiben deutlich hinter unseren ohnehin geringen Erwartungen zurück“, betont Rukwied anlässlich des zweiten Ernteberichtes des DBV. „Die geringen Ertragserwartungen und die Sorge um eine ausreichende Futterversorgung hat einige Betriebe veranlasst, ihre Getreidebestände vorzeitig zu häckseln. Die Maisbestände bilden wegen der anhaltenden Trockenheit keine Kolben aus. Das wird die Körnermaisernte erheblich schmälern und hat auch bei der Verwendung als Silomais Auswirkungen auf die Qualität des Futters“ erklärt Rukwied mit Blick auf die Futterversorgung.
Durchschnittserträge weit verfehlt
Die wichtigste in Deutschland angebaute Getreideart ist Winterweizen mit einer Anbaufläche von 2,96 Millionen Hektar. Die Weizenernte steht in den überwiegenden Regionen kurz vor dem Abschluss. Noch zu erntende Flächen finden sich in Höhenlagen und im Norden Deutschlands. Die Druschergebnisse lassen im Bundesdurchschnitt auf einen Ertrag von 6 Tonnen pro Hektar schließen. Damit liegt der Ertrag dieser für das gesamte Ernteergebnis so wichtigen Getreideart 20 Prozent unterhalb des Vorjahresertrages in Höhe von 7,7 Tonnen pro Hektar. Der Durchschnittsertrag der Jahre 2013 bis 2017 in Höhe von 8 Tonnen pro Hektar wird sogar um 25 Prozent verfehlt. Folglich ergibt sich eine Winterweizenernte in Höhe von knapp 18 Millionen Tonnen (Vorjahr: 24,1 Millionen Tonnen).
Eine für den von der Trockenheit besonders betroffenen Norden und Osten Deutschlands wichtige Getreideart ist Winterroggen. Hier stehen 448.000 Hektar der insgesamt zur Ernte 2018 angebauten 532.000 Hektar. Auch Roggen wird in Kürze vollständig eingebracht sein. Die Erträge fallen mit nur 3,7 Tonnen pro Hektar deutlich hinter den Vorjahreswert von 5,1 Tonnen pro Hektar zurück (minus 28 Prozent) und auch der Durchschnittsertrag der letzten fünf Jahre von 5,7 Tonnen pro Hektar wird um 35 Prozent unterschritten. Insgesamt ist in diesem Jahr von einer Roggenernte von knapp 2 Millionen Tonnen auszugehen (2017: 2,7 Millionen Tonnen).
Die Ernte von Winterraps, der wichtigsten Ölpflanze im deutschen Ackerbau, ist bis auf Restflächen abgeschlossen. Im Bundesdurchschnitt wird ein Ertrag von nur knapp 2,6 Tonnen pro Hektar erzielt. Das ist gegenüber dem Vorjahresertrag ein Rückgang um 21 Prozent; der Fünf-Jahresdurchschnitt wird sogar um 32 Prozent verfehlt. Unter Berücksichtigung der Anbaufläche von 1,26 Millionen Hektar beläuft sich die diesjährige Rapsernte auf knapp 3,3 Millionen Tonnen. Gegenüber der Vorjahresernte entspricht dies einem Rückgang von etwa 1 Million Tonnen Raps bzw. einem Minus von 24 Prozent. Im Mittel der vergangenen fünf Jahre ernteten die deutschen Bauern noch 5,2 Millionen Tonnen.
Dieser Erntebericht beruht auf Meldungen aus den 18 Landesbauernverbänden über die tatsächlich geernteten Flächen und erzielten Erträge.
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