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Bauerntag der Oberschwabenschau

Qualität kommt von den heimischen Bauern

Mit viel Applaus ist die Rede des Bundestagsabgeordneten und Vorsitzenden des Ernährungsausschusses, Alois Gerig, bei der Bauernkundgebung der Oberschwabenschau aufgenommen worden. Der Landwirt aus dem Neckar-Odenwald-Kreis forderte am Sonntag, 14. Oktober 2018 in Ravensburg mehr Wertschätzung für die bäuerliche Arbeit und regionale Qualitätsprodukte, „sonst wird der Strukturwandel ungebremst weitergehen in eine Richtung die wir alle nicht wollen.“

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Die Hauptakteure bei der Bauernkundgebung der Oberschwabenschau (von rechts): Gastredner Alois Gerig, Bundestagsabgeordneter und Vorsitzender des Ernährungsausschusses; Landfrauenpräsidentin Juliane Vees; Landrat-Stellvertreterin Eva Maria Meschenmoser; Landtagsabgeordneter August Schuler; Landtagsabgeordneter Klaus Hoher; Landtagsabgeordneter Klaus Burger; Europaabgeordneter Norbert Lins; Adelheid Gerig; LBV-Vizepräsident Gerhard Glaser und Kreisvorsitzender Waldemar Westermayer.
Die Hauptakteure bei der Bauernkundgebung der Oberschwabenschau (von rechts): Gastredner Alois Gerig, Bundestagsabgeordneter und Vorsitzender des Ernährungsausschusses; Landfrauenpräsidentin Juliane Vees; Landrat-Stellvertreterin Eva Maria Meschenmoser; Landtagsabgeordneter August Schuler; Landtagsabgeordneter Klaus Hoher; Landtagsabgeordneter Klaus Burger; Europaabgeordneter Norbert Lins; Adelheid Gerig; LBV-Vizepräsident Gerhard Glaser und Kreisvorsitzender Waldemar Westermayer.Neub
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Gerig will sich in der Politik dafür einsetzen, dass die Landwirtschaft in Deutschland auf verlässlicher Grundlage gesunde Lebensmittel produzieren kann. Diffamierungskampagnen von NGOs oder bestimmten politischen Kreisen seinen völlig fehl am Platze. Notwendig sei vielmehr eine flächendeckende Landwirtschaft, die nachhaltig und mit modernen Methoden produziert, von technischen Entwicklungen wie der Digitalisierung nicht abgehängt und nicht unnötig reglementiert wird. Die Landwirtschaft ihrerseits sei bereit, sich den Anforderungen der Öffentlichkeit, zum Beispiel im Bereich Tierwohl, zu stellen, versicherte Gerig. Diese Bereitschaft müsse jedoch bezahlt werden. Der Verbraucher sollte erkennen und honorieren, wie wichtig es sei, die Nahrungsmittelerzeugung im eigenen Land zu halten.

Betriebe sind auf Direktzahlungen angewiesen

Tatsache sei, so der Bundestagsparlamentarier, dass die Landwirtschaft beim heutigen Preisniveau auf die Brüsseler Direktzahlungen angewiesen sei. Deshalb müsse der Agraretat für den nächsten GAP-Zeitraum auf derselben Höhe beschlossen werden. Erste und Zweite Säule blieben in ihrer Grundstruktur erhalten, was zu begrüßen sei. Wichtig sei eine praxisgerechtere Ausgestaltung der geforderten Umweltleistungen.

Gerig begrüßte die Fristverlängerung in der Ferkelkastration. Die Sauenhaltung habe bereits einen starken Strukturwandel durchgemacht. In den nächsten zwei Jahren müsse unbedingt ein für die Ferkelerzeuger akzeptabler 4. Weg entwickelt und beschlossen werden. Er äußerte sich zuversichtlich, dass die geplante Fristverlängerung vor Weihnachten beschlossen und ab 1. 1. 2019 gesetzlich wirksam wird.

Bilder wieder zusammenbringen

Eine zunehmende Entfremdung der Bevölkerung von der Landwirtschaft zeige sich daran, dass das Selbstbild der Bauern und das Fremdbild der Bürger immer weiter auseinander klaffen. Das stellte die Präsidentin des Landfrauenverbandes Württemberg-Hohenzollern, Juliane Vees, fest. Eine Folge davon sei, dass Menschen vom Bauernhof immer stärker als Exoten wahrgenommen würden. In diesem Zusammenhang komme es in den vergangenen Jahren immer häufiger zu verbalen und unterschwelligen Angriffen auf Bauernkinder.

Wie ernst dieses Problem sei, habe die Umfrage des Landfrauenverbandes zum Thema „Mobbing von Bauernkindern“ nachgewiesen. „Wir alle müssen uns dieses Themas annehmen, appellierte Vees. Tatsache sei, dass die Landwirtschaft im heutigen Schulunterreicht oft ungerechtfertigt kritisch beleuchtet wird. Aus diesen Gründen sei es sehr zu begrüßen, dass Kultusministerin Susanne Eisenmann die Lehrerinnen und Lehrer für das Mobbingthema sensibilisieren will und dass Schulbücher im Hinblick auf Sachlichkeit und Ausgewogenheit dem Thema Landwirtschaft gegenüber ausgewählt werden sollen.

Für fairen Wettbewerb

Für die anstehende Beantragung der Dürrehilfen forderte der Vizepräsident des Landesbauernverbandes, Gerhard Glaser, nachvollziehbare und unbürokratische Regelungen. Er verteidigte die Hilfsgelder gegen Kritik als berechtigte Unterstützung von Betrieben, „die ins Schleudern geraten sind.“ Auch Glaser begrüßte die Verlängerung der bestehenden Regelungen zur Ferkelkastration. Die Erzeuger seien schon lange einem harten europäischen Konkurrenzkampf ausgesetzt und würden ohne 4. Weg noch stärker an Boden verlieren. Auch Verbrauchern und Tierschützern sei nicht gedient, wenn hier zu Lande die Sauenhaltung so gut wie verschwindet und die Ferkel aus europäischen Nachbarländern mit geringeren Standards importiert werden.

Flächenverbrauch, Düngeverordnung, Wolf und Verpackungsmüll waren die Problemfelder, für deren Lösung die Landjugend Unterstützung vom einflussreichen Agrarpolitiker Alois Gerig einforderte. Durch bessere innerörtliche Entwicklung ließen sich Flächen einsparen und die Einschränkungen der Landwirtschaft durch herannahende Wohnbebauung mindern, erklärte Landjugendsprecher Marcus Abt, Beim Thema steuerfreie Risikorücklage müsse die Berliner Politik endlich wirksam in die Gänge kommen, ebenso wie bei gezielten Maßnahmen zur Entnahme von Problemwölfen. Von den Vorgaben zur Ausbringtechnik im Rahmen der neuen Gülleverordnung seinen Ausnahmen für kleine und mittlere Familienbetriebe unerlässlich, so Abt.

Trockenheit aus in Allgäu-Oberschwaben

Auch der Vorsitzende des Bauernverbandes Allgäu-Oberschwaben, Waldemar Westermayer, ging in seiner Begrüßung zur Bauernkundgebung auf das außergewöhnliche Erntejahr 2018 ein. Zwar habe die Trockenheit die Region nicht so stark getroffen wie andere Gebiete in Baden-Württemberg und Deutschland. Aber auch im Allgäuer Grünlandgebiet hätten verschiedene Betriebe Ertragsverluste bis zu 50 Prozent erlitten. Neben aktuellen Hilfsmaßnahmen müsse sich die Politik intensiv um den Abbau von Wettbewerbsnachteilen kümmern. Als Beispiel nannte Westermayer die Ferkelkastration. Die Erzeuger benötigten unbedingt den 4. Weg, wenn der Betriebszweig existenzfähig bleiben soll. Andernfalls sei die hiesige Ferkelproduktion gegenüber europäischen Nachbarn mit niedrigeren Standards nicht mehr konkurrenzfähig. „Wenn Europa, dann zu gleichen Bedingungen“, forderte der Verbandsvorsitzende.

Den Hauptredner, Alois Gerig, forderte Westermeyer auf, seine politische Schlüsselposition für praktikable Lösungen zu nutzen. Die Bauern könnten nicht noch mehr Auflagen, etwa bei der Düngeverordnung oder im Tierschutz, ohne Ausgleich über höhere Preise schultern. Der Artenschutz, so Westermayer, dürfe nicht nur bei Wolf und Biber Anwendung finden, sondern müsse auch für Schafe, Rinder und Landwirte gelten.

Grüner Pfad thematisiert Flächennutzung

Dem Grünen Pfad mit seinem Thema “Landschaft für alle“ gelinge es, bei den Besuchern ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wie vielfältig die Ansprüche an das knappe Gut Fläche sind, sagte Ravensburgs Landrat-Stellvertreterin, Eva Maria Meschenmoser. Land- und Forstwirtschaft, Verkehr, Siedlung, Gewerbe und nicht zuletzt der Naturschutz hätten berechtigte Ansprüche an die Fläche. Dass es dabei zu Interessenskonflikten komme liege auf der Hand. Der Landkreis stelle sich der Aufgabe Kompromisse zu finden, und sei hier durchaus erfolgreich.

Die Landwirtschaft im Kreis erzeuge Lebensmittel höchster Qualität, ob in konventionell oder biologisch wirtschaften Betrieben. Um die Ökoschiene weiter auszubauen habe man sich erfolgreich um die Ausweisung als baden-württembergische Bio-Musterregion beworben. Die Verbraucher forderte Meschenmoser auf, bei dieser Initiative mitzumachen und sowohl den Biosektor als auch die regionalen Wertschöpfungsketten im eigenen Interesse zu stärken.

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