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Thünen-Institut legt neue Studie auf

Ökolandbau: Keine klaren Unterschiede beim Tierwohl

Der ökologische Landbau gilt als nachhaltiges Landnutzungssystem und wird deshalb politisch unterstützt. Allerdings gibt es in Politik und Wissenschaft unterschiedliche Einschätzungen hinsichtlich seiner Potenziale. Um einen  Überblick über den aktuellen Stand des Wissens zu bekommen und die gesellschaftlichen Leistungen des Ökolandbaus zu bewerten, hat das Thünen-Institut zusammen mit anderen Forschungspartnern die wissenschaftliche Literatur zu diesem Thema ausgewertet.

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Besonderes Augenmerk wurde dabei auf die Bereiche Wasserschutz, Bodenfruchtbarkeit, biologische Vielfalt, Klimaschutz und -anpassung, Ressourceneffizienz und Tierwohl gelegt. Die Ergebnisse haben die Wissenschaftler am Ende Januar auf einer Fachveranstaltung im Rahmen der Internationalen Grünen Woche in Berlin vorgestellt.

Für die Studie wurden 528 Veröffentlichungen ausgewertet, in denen insgesamt 33 Vergleichsparameter zwischen ökologisch und konventionell wirtschaftenden Betrieben betrachtet wurden. So ergaben sich mehr als 2800 Einzelvergleiche.

Die Ergebnisse verdeutlichten, so die Verfasser der Studie, dass der Ökolandbau ein hohes Potenzial zum Schutz von Grund- und Oberflächenwasser zuzuschreiben sei. Positiv wirke sich beispielsweise der Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel aus. In den ausgewerteten Untersuchungen verminderte eine ökologische Bewirtschaftung zudem die Stickstoffausträge im Mittel um 28 Prozent. Auch bei Tierarzneimitteln und den Phosphoreinträgen in Gewässer lasse der Ökolandbau eine geringere Belastung erwarten. Speziell hier lägen allerdings nicht genügend geeignete Studien vor.

Vorteile der ökologischen Wirtschaftsweise zeigten sich auch bei der Bodenfruchtbarkeit. Die Abundanzen (Häufigkeiten) und Biomassen von Regenwurm-Populationen waren hier im Mittel um 78 beziehungsweise 94 Prozent höher. Bei 62 Prozent der Vergleichspaare war die ökologische Wirtschaftsweise im Oberboden mit einer geringeren Versauerung verbunden. Beim Gehalt an pflanzenverfügbarem Phosphor im Oberboden konnte hingegen keine eindeutige Tendenz für die eine oder andere Bewirtschaftungsform festgestellt werden.

Dass sich der Ökolandbau positiv auf die Biodiversität auswirkt, könne für die untersuchten Artengruppen eindeutig belegt werden (zum Beispiel mittlere Artenzahlen der Ackerflora um 95 Prozent, der Feldvögel um 35 Prozent und der blütenbesuchenden Insekten um 23 Prozent erhöht). Berücksichtigt werden müsse hierbei, dass die Landschaftsstruktur  erheblichen Einfluss auf die Artenvielfalt – insbesondere bei der Fauna – habe und diese die Effekte der Landnutzung überlagern könnten.

Weniger eindeutig sei dagegen der Beitrag des ökologischen Landbaus zum Klimaschutz. Durch eine höhere Kohlenstoffspeicherungsrate und verminderte Lachgasemissionen emittieren Ökobetriebe gemäß der Auswertung im Mittel 1082 Kilogramm weniger CO2‐Äquivalente pro Hektar und Jahr. Aufgrund des niedrigeren Ertragsniveaus im Ökolandbau seien die ertragsbezogenen Klimaschutzleistungen im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft jedoch vermutlich vergleichbar.

Die Studienergebnisse unterstrichen zudem, dass der ökologische Landbau zur Erosionsvermeidung und zum Hochwasserschutz beitragen kann. Der Gehalt an organischem Kohlenstoff im Boden – vereinfacht gesagt der Humusgehalt – und die Aggregatstabilität waren im Ökolandbau im Mittel 26 Prozent beziehungsweise 15 Prozent höher; bei der Infiltration wurde ein Unterschied von 137 Prozent festgestellt. Dadurch werden Oberflächenabfluss und Bodenabtrag vermindert.

Der sparsame Ressourcenverbrauch im Ökolandbau spiegele sich unter anderem in der Stickstoff- und Energieeffizienz wider. In beiden Bereichen erwies sich der ökologische Landbau als vorteilhafter. Im Pflanzenbau war die Stickstoffeffizienz im Mittel zwölf Prozent, die Energieeffizienz 19 Prozent höher als im konventionellen Landbau.

Kein klares Bild zeigte sich beim Tierwohl. Bei 46 Prozent der Vergleichspaare wurden keine eindeutigen Unterschiede zwischen ökologischer und konventioneller Tierhaltung festgestellt. Die ökologische Wirtschaftsweise wies bei 35 Prozent der Vergleichspaare Vorteile auf, die konventionelle bei 19 Prozent. Hinsichtlich Verhalten und Emotionen deuteten sich Vorteile der ökologischen Tierhaltung an. Bei der Tiergesundheit konnten keine grundlegenden Unterschiede festgestellt werden; das Management scheint hier entscheidender zu sein als die Wirtschaftsweise.

An dem interdisziplinären Verbundprojekt waren das Thünen‐Institut, die Universität Kassel, die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, die Justus‐Liebig Universität Gießen, das Leibniz‐Zentrum für Agrarlandschaftsforschung, die TU München und das Zentrum für angewandte Forschung und Technologie an der HTW Dresden beteiligt. Gefördert wurde das Projekt mit Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im Rahmen des Bundesprogramms ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft.

Die Ergebnisse der Studie wurden als Thünen Report 65 veröffentlicht, der auf der Thünen-Webseite (www.thuenen.de) als PDF verfügbar ist.

 

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