Reinhard Friedrich folgt Alois Fahrmeier
Neuer Vorsitzender des Bauernverbandes Main-Tauber-Kreis ist Reinhard Friedrich aus Niederstetten-Ermershausen. Er wurde bei der Delegiertenversammlung in Elpersheim zum Nachfolger von Alois Fahrmeier aus Königheim-Pülfringen gewählt, der nicht mehr zur Wiederwahl antrat. Die Auseinandersetzung über das Düngerecht stand im Mittelpunkt des Vortrags von Steffen Pingen, dem Leiter des Fachbereichs Umwelt/Ländlicher Raum beim Deutschen Bauernverband.
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Reinhard Friedrich wurde mit 96 Prozent der Delegiertenstimmen gewählt. In Niederstetten-Ermershausen bewirtschaftet der 56-jährige Landwirt einen Ackerbaubetrieb mit Ferkelaufzucht und Schweinemast. Er bedankte sich bei den Delegierten für das entgegengebrachte Vertrauen und bat die Mitglieder um ihre Unterstützung, um den Verband weiter voranzubringen. In ihm engagiert sich Friedrich seit zwei Jahrzehnten. Direkt in den Geschäftsführenden Vorstand gewählt war er zunächst fünf Jahre dritter Stellvertreter und weitere fünf Jahre zweiter Stellvertreter. Seit 2009 übt er im Bauernverband Main-Tauber-Kreis das Amt des ersten Stellvertreters aus. Im Maschinenring Östlicher Tauberkreis führt Friedrich seit 2014 den Vorsitz.
Alois Fahrmeier jetzt Ehrenvorsitzender
Alois Fahrmeier stand 15 Jahre an der Spitze des Bauernverbandes Main-Tauber-Kreis. In dessen Vorstand wurde er erstmals im Jahr 1989 gewählt. Im Landesbauernverband (LBV) leitet Fahrmeier den Fachausschuss „Pflanzliche Erzeugung, Nawaro-Produkte“ und er ist Mitglied im Geschäftsführenden Vorstand in Stuttgart. In Königheim-Pülfringen bewirtschaftet er zusammen mit seinem Sohn einen Ackerbaubetrieb mit Putenmast.
In Würdigung seiner Verdienste wählten die Delegierten Alois Fahrmeier zum Ehrenvorsitzenden des Bauernverbandes Main-Tauber-Kreis. Der neue Vorsitzende Friedrich zeichnete ihn mit der Goldenen Ähre des Kreisbauernverbandes aus. Er würdigte sein Engagement für den Berufsstand über drei Jahrzehnte im Vorstand, das durch Weitsicht und Entschlossenheit geprägt war. Unbequemen Diskussionen sei Fahrmeier dank seines „breiten Rückens“ nie aus dem Weg gegangen.
Geschäftsführender Vorstand wieder komplett
Zusätzlich Wahl des Vorsitzenden stand bei der Delegiertenversammlung des Bauernverbandes Main-Tauber Kreis in Elpersheim auch die Wahl des Geschäftsführenden Vorstands auf der Tagesordnung. Unter Vorsitz des neugewählten Reinhard Friedrich gehören dem Geschäftsführenden Vorstand für die kommenden fünf Jahr an: Helmut Banzer aus Großrinderfeld, Sigfried Bruder aus Creglingen-Oberrimach, Matthias Klingert aus Oberlauda, Peter Leuchs aus Igersheim-Neubronn und Torsten Stein aus Ahorn-Eubigheim. Zuvor bestätigten die Delegierten den bereits im Winter gewählten 21-köpfigen Gesamtvorstand, dem neu angehören: Steven Ullenbruch (Boxberg/Assamstadt), Georg Dürr (Grünsfeld), Ralf Erbacher (Külsheim) und Andreas Weigand (Werbach).
In seinem Geschäftsbericht wies der seit 2018 amtierende Geschäftsführer Stefan Fröber auf Verbesserungen hin, die für selten wasserführende Gräben mit einem Oberflächenabfluss von weniger als 30 Hektar bestehen. In solchen Gebiete könne die Einhaltung von Gewässerrandstreifen entfallen. Fröber forderte die Landwirte auf, sich mit der Unteren Wasserbehörde in Verbindung zu setzen, falls sie solche Gräben in ihrem Bereich haben. Beim Jahresabschluss 2018 für den zum 31. Dezember 2018 1494 Mitglieder (Vorjahr: 1533) zählenden Kreisbauernverband konnte der Geschäftsführer auf einen erfreulichen Überschuss im Betriebsergebnis verweisen. Die von Kassenprüfer Rainer Schreck beantragte Entlastung von Vorstand und Geschäftsführung erteilte die Versammlung einstimmig. Ebenso genehmigten die Delegierten den Haushaltsentwurf für das Jahr 2019.
Salamitaktik bei der Düngeverordnung
DBV-Fachbereichsleiter Steffen Pingen forderte in seinem Fachvortrag von der Politik Planungssicherheit und Verlässlichkeit für die Betriebe und kritisierte, dass die Düngeverordnung (DüVO) im Jahresrhythmus geändert wird. Nach Salamitaktik werde versucht, neue Verschärfungen umzusetzen, bevor die aktuelle DüVO überhaupt Gelegenheit hatte, Wirkung zu zeigen.
Vor den Delegierten hob der DBV-Experte die deutlichen Verbesserungen in den Stickstoffbilanzen um 25 bis 30 Prozent seit 1990 hervor, die auch in den Gewässern sichtbar werden. Zum aktuellen Stand im Gewässerschutz bei Nitrat hob er die überdurchschnittliche Position Baden-Württembergs hervor, wo bei neun von zehn Messstellen Trinkwasserqualität nachgewiesen wird. Doch auch im deutschlandweiten repräsentativen Messstellennetz befinden sich 82 Prozent der Messstellen im grünen Bereich. Nur in dem für die Landwirtschaft repräsentativen Netz seien es 72 Prozent. Nach den Trend-Auswertungen des DBV weisen außerdem 72 Prozent der Messstellen stabile und verbesserte Werte auf.
Fehler in der Darstellung
Nach derzeitiger Messstellensystematik wird der gesamte Grundwasserkörper auf Rot gestellt, falls 20 Prozent der Messstellen rot sind. In Niedersachsen führt dies dazu, dass sich wegen 18 Prozent der Messstellen 60 Prozent des Landes in einem schlechten Zustand bezüglich des Nitratgehalts im Grundwasser befinden. Diese Darstellung entspreche nicht der Realität. Deshalb fordert Pingen eine gezieltere Herangehensweise und die Beschränkung der verschärften Auflagen auf die roten Teilgebiete.
Aktuellem Düngerecht Zeit zur Wirkung lassen
Obgleich die neue Düngeverordnung (DüVO) von 2017 bereits Wirkung zeigt und greift, werde schon wieder über ihre Novelle diskutiert, kritisiert Pingen. Dies hat mit den Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) zu tun, wonach die DüVO nicht der europäischen Nitratrichtlinie entspricht. Fakt ist aber, so Pingen, dass das EuGH-Urteil auf der alten DüVO basiert. „Damit sind die weitreichenden Einschnitte der jüngsten DüVO für die landwirtschaftlichen Betriebe und in die Produktion gar nicht berücksichtigt worden.“ Die EU-Kommission droht dennoch mit einem zweiten Vertragsverletzungsverfahren und Zwangsgeldern, weil sie in der neuen DüVO nicht alle Belange des Urteils berücksichtigt sieht. „Aus Sicht des DBV ist dies völlig unangemessen“, hält Pingen dagegen.
Auswirkungen des neuen Verordnung sichtbar
Erste Wirkungen der aktuellen Verordnung sind sichtbar: Laut Statistik hat der Mineraldüngeraufand im Wirtschaftsjahr 2017/18 um zehn Prozent abgenommen. Einen weiteren Rückgang um 20 Prozent vermeldet die Industrie für das laufende Wirtschaftsjahr. Um 27 Prozent hat der Einsatz von Klärschlamm in der Landwirtschaft allein wegen der DüVO abgenommen. Die Tierhaltung verzeichnet einen überproportionalen Rückgang bei Rindern um drei und bei Schweinen um vier Prozent. Die Landmaschinenindustrie signalisiert dagegen ein Umsatzplus von 25 Prozent bei moderner Ausbringungstechnik.
Unter dem Druck der Kommission legen Bundesumwelt- und Bundeslandwirtschaftsministerium einen ambitionierten Zeitplan zur Vorlage der novellierten DüVO bis Mitte 2020 vor. Nach Eindruck des DBV sei inzwischen etwas Luft in die Diskussion gekommen. Der Verband drängt laut Pingen auf mehr Zeit, um die Wirkung und Fortschritte bisheriger Maßnahmen der bisherigen DüVO besser abschätzen zu können und um fachlich sinnvollere Maßnahmen zu finden, als die bisher diskutierten. Bislang hatte man den Eindruck, dass Umwelt- und Landwirtschaftsministerium ihre Vorschläge nach Brüssel im Alleingang melden, ohne das Parlament oder die Bundesländer zu beteiligen.
Regelungsverliebtheit gegenüber der Landwirtschaft
Zusammen mit den führenden Verbänden im landwirtschaftlichen Bereich hat der DBV eine eigene Ackerbaustrategie formuliert, die seit Frühjahr 2018 vorliegt. Hintergrund war laut Pingen die im Koalitionsvertrag vorgesehene Ackerbaustrategie der Bundesregierung, an deren Entwurf das Landwirtschaftsministerium immer noch arbeitet. Die selbst aufgestellten Ziele sind fachlich fundiert und zeigen für den Ackerbau Perspektiven auf. Die Landwirtschaft bekennt darin ihre Verantwortung für den Erhalt der Biodiversität, gegenüber dem Insekten- und dem Vogelschutz und verweist auf die gesamtgesellschaftliche Herausforderung der Aufgaben. Hauptkritikpunkt des DBV ist die Regelungsdichte und Verbotsvielfalt gegenüber der Landwirtschaft, während man sich in anderen Bereichen auf Apelle, Wettbewerbe oder Prüfaufträge beschränkt.
Kleiner Akteur auf der Klimabühne
Beim Klimaschutz verdeutlichte der Referent, dass die Landwirtschaft bei den Treibhausgasemissionen nur einen Anteil von sieben Prozent hat. 85 Prozent sind energiebezogen. Seit 1990 sind die Emissionen der Landwirtschaft um 20 Prozent zurückgegangen. Allein im vergangenen Jahr um 4,7 Prozent durch Steigerung der Effizienz, aber auch durch den Rückgang der Tierhaltung. Die Leistungen in der Erzeugung von Bioenergie seien etwa so viel wie die Emissionen. „Die Landwirtschaft ist nicht das Problem sondern Teil der Lösung, was künftig noch mehr berücksichtigt werden muss“, stellt Pingen klar. Im Pariser Klimaschutzabkommen genieße die Landwirtschaft eine Sonderrolle. Denn die Nahrungsmittelerzeugung darf durch den Klimaschutz nicht gefährdet werden.
Vielmehr bedarf es einer neuen Perspektive für Bioenergie nicht nur in der Landwirtschaft, sondern generell. Dem Klimaschutz sei letztlich nicht gedient, „wenn wir eine hoch effiziente Landwirtschaft in die Extensivierung treiben und die Produktion in andere Regionen verlagern, wo wesentlich mehr Emissionen entstehen“, warnte der DBV-Fachbereichsleiter.
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