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Wolfgang Daiber im Interview

Warum klagen Sie gegen Kunstrasen?

Ganz in der Nähe des Hofes von Wolfgang Daiber wird ein Kunstrasenplatz gebaut. Der Landwirt im Uhinger Stadtteil Holzhausen (Landkreis Göppingen), neu in den Gemeinderat gewählt und bis 2018 Vorstandsmitglied im Kreisbauernverband Göppingen, erklärt im Gespräch mit BWagrar, warum er dagegen klagt und welche Gefahren er durch Mikroplastik sieht.
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Wolfgang Daiber, neu in den Gemeinderat gewählt, ist Landwirt im Uhinger Stadtteil Holzhausen (Landkreis Göppingen). Bei seinem Hof wird ein Kunstrasenplatz gebaut. Daiber, bis 2018 Vorstandsmitglied im Kreisbauernverband Göppingen, erklärt im Interview mit BWagrar, warum er dagegen klagt und welche Gefahren er durch Mikroplastik sieht.
Wolfgang Daiber, neu in den Gemeinderat gewählt, ist Landwirt im Uhinger Stadtteil Holzhausen (Landkreis Göppingen). Bei seinem Hof wird ein Kunstrasenplatz gebaut. Daiber, bis 2018 Vorstandsmitglied im Kreisbauernverband Göppingen, erklärt im Interview mit BWagrar, warum er dagegen klagt und welche Gefahren er durch Mikroplastik sieht.Krehl/BWagrar
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BWagrar-Interview mit Wolfgang Daiber

Warum klagen Sie gegen Kunstrasen?

Wolfgang Daiber, neu in den Gemeinderat gewählt, ist Landwirt im Uhinger Stadtteil Holzhausen (Landkreis Göppingen). Bei seinem Hof wird ein Kunstrasenplatz gebaut. Das langjährige Vorstandsmitglied im Kreisbauernverband Göppingen erklärt in BWagrar, warum er dagegen klagt und welche Gefahren er durch Mikroplastik sieht.

BWagrar: Herr Daiber, Sie klagen vor dem Verwaltungsgericht Stuttgart im Eilverfahren gegen den Bau eines Kunstrasenplatzes bei Ihrem Hof in Holzhausen in der Stadt Uhingen. Warum?

Daiber: Der Hauptgrund ist, dass dieser Kunstrasenplatz mitten in die landwirtschaftliche Fläche hinein gebaut wird. Ringsherum ist Ackerbau. Von der Baustelle wird Staub abgetragen. So ist es beispielsweise im Frühjahr nach einem Gewitter geschehen. Das war bei mir die Initialzündung, mich mit der Thematik Mikroplastik zu befassen.

Aus dem Fraunhofer-Gutachten zur Mikroplastik geht hervor, dass in einem durchschnittlichen Sportplatz mit Kunstrasen 70 bis 100 Tonnen Mikroplastik eingebracht werden. Dieses Material ist so fein geschreddert, dass es durch den Wind verblasen werden kann und durch Starkregen in die Kanalisation gespült wird. Das geschieht über die Drainagen oder die Oberflächenentwässerung am Rande des Sportplatzes. Zudem besteht die Gefahr, dass Mikroplastik-Partikel über die Klärschlammausbringung auf die Felder kommen.

Je Jahr und Kunstrasenplatz, so rechnet das Fraunhofer-Institut, können zwischen 1,5 und drei Tonnen Abtrag aus Mikroplastik über Wind oder Wasser auf die Felder gelangen.

BWagrar: Was fordern Sie als Vertreter des Berufsstandes von Gemeinden mit Kunstrasenplätzen?

Daiber: Ich fordere von betroffenen Gemeinden eine Haftungsverpflichtungserklärung, falls auf umliegende Ackerflächen nachweislich Mikroplastik von Kunstrasenplätzen eingetragen wurde. Ich fürchte, viele Gemeinden unterschreiben eine solche Erklärung nicht. Deshalb will ich gerichtlich. darauf hinwirken, dass im allgemeinen kein Kunstrasen aus Mikroplastik mehr verwendet werden darf.

„Das Land will darüber entscheiden, ob keine neuen Kunstrasenplätze mehr genehmigt werden.“
Wolfgang Daiber, Landwirt in Holzhausen, Uhingen (Landkreis Göppingen)

Mittlerweile bekomme ich von der Politik und der Verwaltung Rückendeckung. Das Land Baden-Württemberg will – vermutlich am 22. September diesen Jahres – im Umweltausschuss darüber entscheiden, dass im Land keine neuen Kunstrasenplätze mehr genehmigt und gefördert werden. Das begrüße ich und ich gehe davon aus, dass das Land sich so entscheidet.

In Uhingen ist der Sportplatzbau so weit fortgeschritten, dass vermutlich nach der Sommerpause der Kunstrasenbelag aufgebracht wird. Das möchte ich durch meine Klage verhindern. Deshalb erfolgte der Antrag im Eilentscheid und zielt auf einen Baustopp. Ziel sollte es sein, Alternativen wie Korkgranulat oder Naturrasen einzusetzen. Mit der heutigen Entwässerung- und Pflegetechnik sind Sportplätze aus Naturrasen genauso strapazierfähig wie aus Kunstrasen.

BWagrar: Was können die Landwirte beispielsweise produktionstechnisch tun, um den Eintrag von Mikroplastik aus Kunstrasenplätzen zu minimieren, und was können die Gemeinden tun?

Daiber: Das Bauverbot im Land wäre ein erster Schritt. Doch die Problematik Mikroplastik geht über Kunstrasenplätze weit hinaus. So wird beispielsweise gehäckseltes Material von Grüngutplätzen teils auch von Landwirten auf Feldern ausgebracht. Das ist zu hinterfragen angesichts der Mikroplastik-Problematik.

Wir Landwirte können den Mikroplastik-Eintrag durch produktionstechnische Maßnahmen nicht verringern oder gar verhindern. Ich sehe die Gefahr – und die heutige Mikroanalysetechnik zeigt das auf – dass früher oder später Behörden aus Land, Bund oder der EU kommen und die mit Mikroplastik belasteten Felder nicht mehr für die landwirtschaftliche Lebensmittelproduktion verwendet werden dürfen.

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