Der Klimawandel erfordert Anpassungen
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Auch „wenn die aktuelle Zeit nicht einfach ist“, wie Dengler in seiner ersten Ansprache den rund 300 Mitgliedern in der Festhalle in Ehningen sagt. Das Volksbegehren zur Bienenrettung und die Novelle der Düngeverordnung machen auch den Böblinger Landwirten zu schaffen. Dengler fordert daher die Verbraucher auf, das Eckpuktepapier mitzutragen: „Der Biomarkt soll wachsen. Dann braucht es mehr Absatz“, stellt er fest. Auch für die Düngeverordnung wünscht er sich umsetzbare Regelungen. Ansonsten sollte man Importe nach Deutschland, die unter anderem Standard produzieren, stoppen. Zum Abschluss lobte Dengler die Organisation Land schafft Verbindung, „weil sie den Unmut der Bauern sichtbar gemacht hat“, wie er sagt.
Die Temperatur steigt an
2016 sei das Jahr der Sturzfluten gewesen, 2017 das Jahr der Spätfröste, 2018 ein sehr trockenes Jahr und der Juli 2019 der heißeste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Jährlich werden beim Wetter neue Superlative erreicht. Das hat Auswirkungen auf die Landwirtschaft. Dabei stellt Dr. Flaig zu Beginn klar, dass die allgemeine Erwärmung gar nicht so negativ sei. Die Wärme habe vor allem Auswirkungen auf den Beginn der Vegetation und ihre Dauer. "Vielmehr sind es die Extrem-Wetter", sagt der Experte. So bereiten Tropentage, Trockenheit, Starkregen oder Sturm mehr Sorge.
Dass die Temperatur die kommenden Jahre im Mittel ansteigen werde, berechenen alle denkbaren Szenarien. Die Anzahl der Tage, die mehr als 30 Grad Celsius erreichen werden sich bis Mitte dieses Jahrhunderts verdoppeln und bis in 100 Jahren wahrscheinlich verfünffachen. Das heißt: Am Oberrheingraben können es schon mal bis zu 60 tropische Tage sein im Jahr. Trotz wärmerer Temperaturen könnte der Oliven- oder Zitronenanbau schwierig werden. Es muss immer mit sehr kalten Phasen gerechnet werden. "Der Klimawandel trägt leider dazu bei, dass Kälteeinbrüche häufiger werden", sagt Dr. Flaig. Der Grund dafür liegt im Abschmelzen der Arkits.
Schwierig in der Prognose sei die Entwicklung der Niederschläge. Aber auch hier erwarten Experten einen minimalen Rückgang. "Sechs Prozent hört sich nicht nach viel an, in manchen Regionen hat dies aber große Bedeutung", stellt Dr. Flaig fest. Vor allem im Winter konnte man in den vergangenen Jahren eine Zunahme der Starkniederschläge beobachten. Man erwartet, dass diese weiter zunehmen. 400 Milliliter an einem Tag seien dann durchaus möglich.
Humusaufbau ist notwendig
Den Anstieg der Co2-Konzentration betrachtet Flaig für die Pflanzen eher als Vorteil. "Mehr Co2 bedeutet mehr Photosynthese", sagt er und damit steigt der Ertrag. Zumal es auch positive Effekte auf das Transpirationsverhalten und damit auf den Wasserverlust hat. Er stellt aber klar: Qualitätsprobleme wird es geben und die kann auch mineralischer Dünger nur bedingt lösen.
Das alles habe Auswirkungen auf den Pflanzenbau. Landwirte können aber die kommenden Jahre einiges mit ackerbaulichen Maßnahmen im Schach halten. So werde die Fruchtfolge wieder zum zentralen Element. Mehrgliedrige Folgen halten nicht nur die wachsende Anzahl an Schädlingen in Schach, sondern haben weitere positive Effekte. Zum Beispiel sorgen Zwischenfrüchte für Bodendeckung und Humusaufbau. Weitere Möglichkeiten bieten Sortenwahl, Bodenbearbeitung, Aussaatzeitpunkt und Düngung. "Die Humusversorgung wird zunehmend wichtiger", sagt Dr. Flaig. Damit kann sich an der Wurzel ein optimales Nährstoffdepot bilden.
Dr. Flaig ist guter Dinge, dass in den kommenden Jahrzehnten noch einige Stellschrauben gedreht werden können und es gute Anpassungsmöglichkeiten gibt.
Am Nachmittag wurde dem scheidenden Vorsitzenden, Andreas Kindler, vom Vizepräsident im Landesbauernverband, Klaus Mugele, die Goldene Ähre des Landesbauernverbandes in Baden-Württemberg verliehen.
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