Landwirte berichten
Welche Erfahrungen haben Landwirte und damit verbundene Firmen in Baden-Württemberg in den Zeiten der Corona-Epidemie bereits gemacht? Im Thema der Woche in BWagrar, Ausgabe 14_2020, lesen Sie Ende der Woche mehr dazu. Hier bereits mehr zur Situation im Ackerbau.
- Veröffentlicht am

„Die Landwirte im Ackerbau sind von der aktuellen Krise bislang wenig betroffen. Feldarbeiten wie Düngung, Aussaat der Frühjahrskulturen oder Pflanzenschutz können je nach Witterung problemlos durchgeführt werden. Auch Nachbedarf an Betriebsmitteln klappt bislang noch gut.“ So lautet die Einschätzung von Martin Munz, Beratungsstelle von Saaten-Union und Rapool in Baden-Württemberg, Reutlingen, stellvertretend auch für andere Befragte.
Was ist, wenn sich der Landwirt selbst in Quarantäne begeben muss?
Von der Alb nach Hohenlohe: Helmut Bleher ist Geschäftsführer des Bauernverbands Schwäbisch Hall-Hohenlohe-Rems in Untermünkheim und betreibt im Nebenerwerb Ackerbau. Der Landkreis hat sich zu einem Hotspot für Corona-Erkrankungen entwickelt. Der Verband konzentriere sich gerade verstärkt darauf, der Öffentlichkeit positive Grundstimmung zu vermitteln und zu signalisieren, dass die Landwirte die Versorgung mit Nahrungsmitteln gewährleisten können, sagt Bleher im Gespräch mit BWagrar.
Wichtig sei auch, dass die Verkaufsstellen für Betriebsmittel offen bleiben. Ansonsten gehen bei ihm Anfragen von besorgten Landwirten ein, die sich informieren, welche Auswirkungen eine Quarantäne haben könnte, wenn eine Erkrankung festgestellt werde. Dürfen sie dann noch die notwendigen Feldarbeiten erledigen oder die Tiere versorgen. Wer holt den dringend benötigten Dünger? Dazu müssten bei Betroffenheit zuständige Ämter informiert und Genehmigungen eingeholt werden. Die Arbeit auf dem Acker und das Versorgen der Tiere sollte möglich sein.
Normalität auch rund um Stuttgart
Ähnliche Probleme bewegen die Landwirte im Stuttgarter Raum, ist die Rückmeldung von Dr. Jochen Brust, Vorsitzender des Kreisbauernverbands Stuttgart, Landwirt und Berater. Gedanken machen sich die Landwirte auch schon, wie es bei der Ernte aussehen könnte, wenn sie selbst oder der Lohnunternehmer in Quarantäne seien. Aber sonst dominiert auch hier im Ackerbau die Normalität.
Intensität im Weizenanbau erhöht
Einen direkten Einfluss von Corona auf die Sommerungen und die anstehende Anbauplanung sieht Dr. Hubert Sprich, Produktmanager der ZG Raiffeisen, Karlsruhe, nicht. Allerdings erwartet er eine leichte Steigerung der Intensität bei der Düngung und je nach Krankheitsdruck beim Pflanzenschutz, insbesondere beim Weizenanbau. Der Grund: Die Nachfrage nach Mehl und Teigwaren sei international und national durch die Coronakrise in den letzten Wochen deutlich gestiegen. Daher steigen die Erzeugerpreise für die Ernte 2020 derzeit an, was wiederum die Intensität die Produktion fördere. Bei Raps, Sojabohnen, Sonnenblumen und Mais sehe er keine wesentliche Änderung bei der Anbau-Intensität.
Saison-AK werden nur punktuell eingesetzt
Das Fehlen von Saisonarbeitskräften aus osteuropäischen Länder wirke sich im Ackerbau eher weniger aus. Ausnahme sie die Produktion von Saatmais, bei der diese Arbeitskräfte vor allem bei der Entfernung der Fahnen der Mutterlinien helfen.
Betriebsmittel für zwei Wochen vorkaufen
Sprich und die ZG empfehlen, Betriebsmittel für die nächsten beiden Wochen vorzukaufen, die in dieser Zeit benötigt werden. Dazu gehörten Maissaatgut, Maisherbizide, Getreide-Fungizide, Wachstumsregler und Silierfolien.
Insgesamt benötigt der Handel aktuell mehr Zeit bei der Beschaffung von Betriebsmitteln, da einige Produktionsstätten, wie das Düngemittelwerk im elsässischen Ottmarsheim, nur eingeschränkt arbeiten.
Pflanzenschutzmittelfirmen wie Bayer oder Syngenta weisen auf die Verfügbarkeit von Pflanzenschutzmitteln hin. Es bestehe kein Grund zu Hamsterkäufen.
Beratung nur noch digital
Alle Industriefirmen und Händler haben ihre Beratung aufs Telefon und digitale Kanäle umgestellt. Apps haben gerade Hochkonjunktur. Felderbegehungen und Besuche bei Landwirten sind ausgesetzt.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.