Fendt: Zweitbestes Ergebnis trotz Corona
- Veröffentlicht am

Die Corona-Krise hat auch bei Fendt dem laufenden Geschäftsjahr ihren Stempel aufgedrückt. Trotz guter Auftragslage musste Ende März bis Ende April die Traktorenproduktion und auch zum großen Teil die Erntemaschinenproduktion für fünf Wochen unterbrochen werden, sagte Fendt-Chef Gröblinghoff. Ursache war die Stilllegung von Zulieferbetrieben in Italien und Frankreich aufgrund der rasch fortschreitenden Corona-Pandemie. Seit Anfang Mai laufe die Produktion an den Fendt Standorten ohne weitere coronabedingten Unterbrechungen. Gut die Hälfte des Produktionsrückstands im Traktorenbereich konnte man mit Sonderschichten bis Ende September aufholen.
Die Stimmung in der europäischen Landtechnik-Industrie war laut Gröblinghoff wie ein Wellenbad: Nach den etwas besseren Werten im Januar und Februar 2020 ging es coronabedingt im März, April und Mai zunächst rasant in den tiefen Keller der Rezession. Niemand wusste, wie stark das Virus die Landtechnikunternehmen und die Landtechnikmärkte treffen wird. Als dann relativ schnell klar wurde, dass das Landtechnikgeschäft stabil weiterläuft, hellte sich die Stimmung im gleichen Tempo wieder auf. Im September sieht die Branche aktuell sogar leicht steigende Umsätze im Vergleich zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres.
Nummer 1 in Deutschland
Der Traktorenmarkt in Deutschland zeigt sich im Coronajahr 2020 nach Aussagen des Fendt-Chefs erfreulich stabil. Von Januar bis August 2020 gab es insgesamt 21.219 Traktoren-Neuzulassungen. Das waren knapp sechs Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Landwirte und Lohnunternehmer ließen sich nicht verunsichern und investierten in vernünftigem Umfang in neue Maschinen. Fendt konnte eigenen Angaben zufolge die führende Marktposition in den ersten acht Monaten weiter ausbauen. Ab Null PS steht Fendt mit 23,3 Prozent Marktanteil und ab 51 PS mit einem Marktanteil von 28,4 Prozent mit Abstand an erster Stelle. Im Leistungsbereich über 200 PS belegt Fendt mit 40,1 Prozent Marktanteil den ersten Platz. Ab 400 PS ist sogar fast jeder zweite Schlepper ein Fendt der Baureihe 900 oder 1000 Vario.
In der AGCO Region EME (Europa, Naher Osten) gebe es Märkte mit steigenden oder stabilen Volumina wie in Deutschland, Schweiz, Schweden, Polen und Österreich, so Gröbilghoff. Es gibt aber auch Volumenmärkte mit zum Teil zweistelligen Marktrückgängen. Zum Beispiel Frankreich, Italien, Großbritannien, Spanien, Norwegen, Tschechien, Ungarn und Rumänien. Insgesamt erwarten wir in Europa einen Marktrückgang um ca. 6 Prozent von 171.000 im Jahr 2019 auf ca. 160.000 Einheiten im Jahr 2020. Nach den aktuellen Marktdaten gewinnt Fendt kontinuierlich weiter Marktanteile. Aktuell überspringt der Fendt Marktanteil in Europa die Zehn-Prozentmarke.
Auf den globalen Märkten Nord- und Südamerika, und der Region APA Asien/Pazifik/Afrika steigerte Fendt den Absatz der Traktoren um 20 Prozent auf rund 1800 Einheiten. Das sei erneut ein erfolgreicher Schritt auf dem Weg unserer globalen Wachstumsstrategie. In diesen Regionen sieht Fendt zukünftig mehr denn je erhebliches Potenzial für weiteres Wachstum.
Zweitbestes Ergebnis bei Traktoren
Damit ergibt sich für den weltweiten Absatz von Fendt Radtraktoren folgende Situation:
Im Januar und Februar hatte Fendt das langfristige Ziel, im Jahr 2020 mit 20.000 Fendt Traktoren einen neuen Rekord aufzustellen, noch fest im Blick. Durch die coronabedingte fünfwöchige Produktionsunterbrechung und die erheblichen Marktrückgänge auf verschiedenen Volumenmärkten war diese nicht mehr zu halten. Dennoch werden man mit ca. 18.750 Fendt Traktoren in diesem Ausnahmejahr 2020 nur ein Prozent unter dem Vorjahr liegen und das zweitbeste Ergebnis der Fendt-Geschichte erzielen., erklärte Gröblinghoff. Bei den Fendt Raupentraktoren planplane Fendt in der Region EME einen Absatz von ca. 110 Einheiten.
Mähdrescher auf Vorjahresniveau
Mit der neuen Fendt IDEAL Baureihe und den Schüttler-Modellen erreichen Fendt im laufenden Jahr mit 360 Einheiten eine etwa ähnliche Stückzahl wie im Vorjahr. Die rasante Ausbreitung der Corona-Pandemie in Norditalien hat ab März 2020 zu längeren Werksschließungen beim AGCO-Mähdrescherwerk in Breganze/Italien geführt. Dadurch kam es zu Produktionsausfällen und Auslieferungsverzögerungen.
Der Fendt Katana läuft planmäßig, berichtete Gröblinghoff. Die neuen Modelle Fendt Katana 650 waren und sind jetzt im Einsatz. Die ersten Rückmeldungen von Profi-Fahrern und Lohnunternehmern seien äußerst erfreulich.
Bei den gezogenen und Selbstfahrspritzen bleiben bleibe Fendt auf einem guten Niveau von ca. 210 Einheiten. Mit den Neuheiten und zusätzlichen Gestängevarianten werde das Angebot weiter abgerundet.
Stark in der Futterernte
Das inzwischen komplette Angebot von Fendt Ladewagen kommt sehr gut an; Fendt rechnet in diesem Jahr mit einem Absatz von 230 Einheiten. Bei den Quaderballenpressen erwartet Fendt dieses Jahr 115 Einheiten. Bei den Rundballenpressen stieg der Absatz im dritten Verkaufsjahr bereits auf über 1000 Einheiten. Auch bei den Futtererntetechnikmaschinen Mähwerke, Zetter und Schwader steigt die Nachfrage kontinuierlich. „Wir rechnen in diesem Jahr mit 3400 Einheiten und investieren weiter in die Produktionsanlagen und Produkte“, so Gröblinghoff.
Der auf der Agritechnica 2019 erstmals vorgestellte Teleskoplader Fendt Cargo T955 befindet sich mitten in der mehrstufigen Markteinführungsphase. In diesem Sommer wurden zahlreiche Vorführungen in Deutschland, Frankreich und Großbritannien durchgeführt. Die potentiellen Kunden schätzen vor allem die hochfahrende Kabine, die massive Bauweise und die Leistungsfähigkeit des neuen Fendt Laders.
Die im letzten Jahr in Brasilien erstmals vorgestellte Großflächeneinzelkornsämaschine Fendt Momentum kommt jetzt jetzt auch nach Nordamerika und Osteuropa.
Digital und nachhaltig
Um die Innovationsführerschaft zu sichern, investiert Fendt aktuell 80 Millionen Euro in Forschung und Entwicklung. Derzeit entstehen weitere 120 Arbeitsplätze in diesem Bereich, in dem 500 Ingenieure beschäftigt sind. Insgesamt zählt Fendt an den sechs deutschen Standorten 5958 Beschäftigte (+117).
Laut Gröblinghoff wird Fendt, andockend an die im Dezember auslaufende, sehr erfolgreiche ‚Strategie 2020‘, die Entwicklung des Unternehmens fortschreiben und die Marke Fendt zu einem globalen, digitalen und nachhaltigen Full-Liner mit Schwerpunkten bei Traktoren, Mähdreschern, Sätechnik und Pflanzenschutz ausrichten. „Wichtige Wachstumsmärkte im Rahmen der Globalisierungsinitiative sind Nordamerika, Brasilien, Australien und Neuseeland. Die Entwicklung von digitalen Produkten und Services wie z.B. FendtONE, sowie die fortschreitende Digitalisierung von Geschäftsprozessen im Rahmen des DCX Projektes wird für die Optimierung und Dokumentation landwirtschaftlicher Prozesse immer wichtiger. Auch das Thema Nachhaltigkeit rückt durch die neue Strategie stärker in den Fokus. Durch gezielte Projekte in den Bereichen Produktentwicklung, Produktion sowie Soziales wird Fendt seiner gesellschaftlichen und ökologischen Verantwortung gerecht werden. Und wir konzentrieren uns beim kompletten Fendt Full-Line Produktprogramm auf Innovation und Fendt Qualität, um den Ansprüchen an die Premium Marke Fendt weiter gerecht zu werden“, sagte Gröblinghoff
Eindrucksvolle Erfolgsbilanz
Dass dieses so möglich wird, daran habe AGCO-Chef Dr. Martin Richenhagen maßgeblichen Einfluss gehabt, unterstrich Gröblinghoff. Der 68-jährige Richenhagen wird zum Jahresende nach über 16 Jahren an der AGCO-Spitze in den Ruhestand treten. Ihm folgt Eric Hansoptia. In der Ära Richenhagen wurde rund eine Milliarde Dollar allein in die deutschen AGCO-Standorte investiert, so in den Bau der neuen Produktionsanlagen für Traktoren in Marktoberdorf und Bäumenheim, in die Übernahme und den Ausbau der Futtererntetechnik Standorte in Hohenmölsen, Wolfenbüttel, Waldstätten und Feucht. Außerdem fielen wichtige Entscheidungen für große Entwicklungsprojekte bei den Variobaureihen vom 200er bis zum 1000er, für den Start und Ausbau des Kundenzentrums Fendt Forum und das AGCO Digitalzentrum DCX in Marktoberdorf. Wie kein anderer habe Richenhagen die Marke Fendt stark gefördert, aber auch herausragende Leistungen gefordert. Der Erfolg und Aufstieg der Marke Fendt speziell in der Richenhagen-Ära sprech für sich, so Gröblinghoff. Die Zahl der Beschäftigten habe sich mehr als verdoppelt. Der Traktorenabsatz konnte um 70 Prozent gesteigert werden.
„Wir sind auf auf einem guten Weg, auch wenn es in einzelnen Bereichen noch Arbeit gibt,“ resümierte Richenhagen seine Zeit bei AGCO. Er widersprach auch entschieden Bedenken, wonach sich durch den Führungswechsel an der Konzernspitze der Stellenwert von Fendt innerhalb AGCOS ändern könnte. Das sei „Quatsch“, so Richenhagen. Die Marke Fendt spiele in der AGCO-Strategie eine unglaublich wichtige Rolle.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.