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Hinterwälderbullen

„Die Linienvielfalt am Leben erhalten“

Wie steht es um die Hinterwälderbullen, nachdem es in den vergangenen fünf Jahren einige züchterische Änderungen bei der Schwarzwaldrasse gegeben hat? Dr. Franz Maus, Zuchtleiter bei der Rinderunion Baden-Württemberg (RBW) und zuständig für die Zucht der Vererber, hat die wichtigsten Informationen hierzu zusammengetragen.

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  Der Bulle Arida punktet in der der Fleischnutzung. Er ist 1997 geboren.
Der Bulle Arida punktet in der der Fleischnutzung. Er ist 1997 geboren.RBW
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Aktuell gibt es elf Bullenlinien bei den Hinterwäldern. Sie bilden die Ausgangsbasis für die genetische Vielfalt der Rasse. Grundlage ist die Samengewinnung von Natursprungbullen in den 70igerer und 80iger Jahren auf den Höfen durch die damalige Besamungsstation Freiburg. Nachdem dies aus hygienischen Gründen nicht mehr zulässig war, wurden die ausgewählten Bullen nach der Natursprungphase zur Samengewinnung in die Besamungsstation nach Herbertingen gebracht. Bei etlichen Linien war der Ausgangspunkt die gezielte Anpaarung leistungsfähiger Kühe mit den Samenvorräten der Bullen aus dieser Zeit. Im Regelfall wurde der beste Sohn nach dem zumeist zweijährigen Deckeinsatz abgesamt. Dabei zeigte sich, dass es ohne Samenvorräte schwierig ist, die Linienvielfalt aufrecht zu erhalten.

Vier Linien gehen auf Vorderwälder zurück

Dabei stammen vier Linien aus der Linienerweiterung mit kleinrahmigen Vorderwälderbullen, nämlich die N- und S-Linie Anfang der 1970 er und die A- und B- Linie Anfang der 1980 er Jahre. Gründer der A- Linie ist Arber, bei der B-Linie ist es Belt, die beide 25 Prozent Ayrshire- und 75 Prozent Vorderwälder-Genanteile haben. Die N- und S- Linie entstammen reinen Vorderwälderlinien. Ayreshire wurde damals bei Fleckvieh, aber auch bei Vorderwäldern zur Leistungssteigerung und Euterverbesserung eingesetzt. Durch den späten Einsatz sind die aktuellen Besamungsbullen Arida die fünfte und Arinax P die siebte Generation nach dem Linienbegründer Arber. Die B-Besamungsbullen Ben, Bennasch und Benforal rangieren in der vierten, der sechsten und siebten Generation nach dem Linienbegründer Belt.

Anders sieht es bei der N-Linie aus: Die Besamungsbullen Napbär und Napfocki stellen die elfte und zwölfte Generation nach dem Linienbegründer Nairobi. Weit weg sind zudem die S-Bullen Siltben und Siltnax P als elfte und zwölfte Generation. Der Bulle Singler steht in der sechsten Generation nach dem Linienbegründer Sild. Der Vollständigkeit halber sei gesagt, dass eine fünfte Vorderwälderlinie, die E-Linie, nach wenigen Generationen, ausgestorben ist.

Franz ist der Vorfahr von sieben weiteren Linien

Die nächsten sieben weiteren Linien führt der Hinterwälderbulle Franz an. Sein genaues Lebensdatum lässt sich nicht eruieren. Aber es gibt acht Generationen nach ihm neuerlich einen Bullen namens Franz, der 1960 geboren ist. Daraus kann bei einem durchschnittlichen Generationsintervall von drei Jahren ein Wirken des Liniengründers zur Mitte der 1930iger Jahre ausgegangen werden. Im Laufe der Zeit bildeten sich daraus acht Linien aus, die F 1 bis F 8 genannt wurden. Kurz vor dem 110-jährigen Jubiläum 1999 entschlossen sich die Zuchtverantwortlichen, den Linien neue Buchstaben zuzuordnen. Die F 6-Linie behält dabei das F bei. Die Besamungsbullen Fockeral und Fokler entstammen aus dieser Linie. Als Ersatz für Fockeral wurde sein Sohn Fockernap zur Samenentnahme geschickt. Er war Schaureservesiegerbulle und seine Mutter Miss Hinterwälder auf der gleichen Schau vor drei Jahren. Die Linie F 4 ist seit 1972 ausgestorben. F 1 wurde in K umbenannt, einziger Vertreter ist der Besamungsbulle Fixer.

Die Linie F 2 beginnt mit H, mit Flimmer und Hummel gab es gute Vertreter für die Besamung. Leider sind von beiden keine Samenvorräte mehr vorhanden. Eine Möglichkeit ist der Besamungseinsatz des Bullen Humbel, der vom Schönauer Markt in die Schweiz verkauft und dort abgesamt worden ist. Gut sieht es bei der F 3-Linie aus, die vier Besamungsbullen Fabel, Fabler, Fantast und Labflort sorgen dafür. Die F 5-Linie wurde in M umgetauft, der aus der Schweiz stammende Besamungsbulle Malak ist derzeit der einzige Vertreter.

Die F 7-Linie beginnt mit R. Hier ist es gelungen, den Schausiegerbullen von 2014, Ronlab, abzusamen und für die Doppelnutzung anzubieten. Die F 8-Linie fängt mit W an, Fäller war der einzige Linienvertreter in der Besamung. Aus der gezielten Anpaarung sind etwa ein Dutzend Tiere entstanden, von denen einige als Bullen auf die Märkte vor fünf Jahren gekommen sind. Der beste von ihnen wurde in die Besamung genommen. Dies geschah im Jahr 2018 mit dem Bullen Walter.

Manchmal stießen diese Umbenennungen auf Kritik. Dadurch aber, dass mindestens elf, meistens jedoch deutlich mehr Generationen zwischen den Linien liegen, war es – auch der Namensgebung willen sinnvoll, neu zu beginnen.

Welche Tendenzen gibt es aktuell in der Vererbung? In der Besamungs-empfehlung werden als Doppelnutzungsbullen, das heißt für Milch- und Mutterkuhhaltung, die Bullen Benforal, Fockernap, Labflort, Napfocki, Ronlab und Siltben ausgewiesen. Die weiteren Bullen für die Mutterkuhhaltung heißen Arida, Bennasch, Napbär und Singler. Wer an genetisch hornlosen Tieren interessiert ist, für den passen Arinax P und Siltnax P, die zur Hälfte genetisch hornlos vererben. Ein wichtiges Thema ist die Größenvererbung der Besamungsbullen. Benforal, Fockernap, Labflort, Napfocki, Napbär und Ronlab bringen eher mittelrahmige Rinder. Die anderen Bullen vererben etwas größere und schwerere Tiere. Allerdings kann es eine Streuung in der Größe nach oben und nach unten geben. Entscheidend ist, es, die Linienvielfalt am Leben zu erhalten.
 

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