Fitnessmerkmale rücken künftig stärker in den Fokus
Die Zuchtwerte für Vorderwälder-Bullen werden künftig neu gewichtet. Für die Vererber der Rasse gelten fortan Merkmale, die bei den großen Rassen schon vor längerer Zeit eingeführt worden sind. Die neuen Bewertungen gelten in Zukunft auch für die Rassen Gelbvieh, Pinzgauer und Grauvieh.
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Erhebliche Auswirkung auf die Zuchtwerte wird die Basisänderung haben. Der Grund: Bisher bilden Bullenjahrgänge die Basis, künftig werden es Kuhjahrgänge sein. Die Maßnahme wird von Experten für kleine Populationen empfohlen und erscheint sinnvoll, weil es dadurch bei den dritteljährigen Anpassungen zu weniger Ausschlägen kommt. Basis sind nun alle Kühe, die sechs bis acht Jahre alt sind. Das bewirkt ein Plus von 2,9 beim Gesamtzuchtwert (GZW), von 4,8 beim Milchwert (MW), von 205 Kilogram (kg) Milchmenge und einem Minus von 1,5 im Fleischwert (FW) sowie 3,4 in der Fitness (FIT).
Die weiteren Änderungen beruhen zum Teil aus der Einbeziehung der HIT- und Gesundheitsmonitoring- (GMON) zahlen der tierärztlichen Diagnosen und geburtsnahen Beobachtungen. So gibt es über 30.000 Angaben zu frühen Fruchtbarkeitsstörungen, wie zum Beispiel Nachgeburtsverhaltung und Gebärmutterentzündung, und fast 10.000 Angaben zu Zysten.
Mit der Datenmenge lässt sich rechnen, wobei es gut ist, wenn von den Züchtern vermehrt Angaben dazu im HIT und bei GMON gemacht werden. Zusammen mit der Non Return-Rate 56 und der Verzögerungszeit von Kalbinnen und Kühen wird der Fruchtbarkeitswert (FRW) gebildet. Die frühen Fruchtbarkeitsstörungen gehen mit 20 Prozent (%), die Zysten mit 10 % in den FRW ein. Zu 70 % bestimmen die Non Return-Rate 56 und die Verzögerungszeit den FRW.
Für Mastitis liegen aus dem GMON etwa 10.000 Vorderwälderdaten vor. Auch hier sind die Züchter angehalten, verstärkt an dem Programm teilzunehmen, damit mehr Zahlen zur Verfügung stehen. Die Mastitis wird mit 30 % im Eutergesundheitswert (EGW) gewichtet. Mit 70 % gewichtet wird der bekannte Zellgehalt aus der Leistungsprüfung.
Neu sind die Zuchtwerte für Kalbeverlauf und Aufzuchtverluste. Die Totgeburtenrate wandert zur neuen ZWS-Aufzuchtverluste. Der Kalbeverlauf wird jetzt unter Einbeziehung der Trächtigkeitsdauer geschätzt. Neu ist zudem, dass die erste Abkalbung dreifach höher gewichtet wird wie die weiteren Abkalbungen.
Die Aufzuchtverluste beinhalten vier Phasen: Die bisherige Totgeburtenrate, totgeboren oder verendet bis zum zweiten Tag, die Aufzuchtphase eins, dritter bis 30. Tag, männlich und weiblich, die Aufzuchtphase zwei, 31. Tag bis zehnter Monat männlich und die Aufzuchtphase drei, 31. Tag bis 15 Monate weiblich. Daraus wird der Vitalitätswert (VIW) errechnet - mit der Gewichtung 50 % Totgeburtenrate, 25 % Abschnitt eins und 25 % Abschnitt drei. Abschnitt zwei für die männlichen Kälber wird noch nicht einbezogen, weil die meisten männlichen Tiere bereits als Kälber verkauft werden.
Die ZWS-Nutzungsdauer erfolgte bisher auf einer Lebensdaueranalyse ohne eine Tiermodell-Berechnung. Nun wird das Lebensalter bis zur siebten Abkalbung in neun Abschnitte unterteilt. Die erste Laktation in drei, die zweite in zwei und die dritte bis sechste in jeweils einen Abschnitt. Entscheidend ist, ob die Kuh den entsprechenden Abschnitt überlebt hat. Die Schätzung erfolgt nun mit dem BLUP-Tiermodell. Es ist bekannt, dass Rahmen, vor allem aber Fundament und Euter, eine Beziehung zur Nutzungsdauer aufweisen, deswegen werden sie in der ZWS-Nutzungsdauer berücksichtigt.
Bisher wurde im Milchwert eine Fett-Eiweißgewichtung von eins zu vier vorgenommen. Betriebswirtschaftliche Berechnungen zeigen nun, dass derzeit eins zu 1,5 passend ist. Dies wird zur Augustzuchtwertschätzung umgestellt und bevorzugt Bullen, die sich in der Fettmenge abheben.
Hierfür mussten die Gewichtungen im GZW aktualisiert werden. Dabei war der Rasseaussschuss gefordert, aus mehreren Vorschlägen die längerfristig am besten geeignete Gewichtung zu wählen. In der Tabelle ist das Ergebnis festgehalten. Milch, Fleisch und Fitness bleiben wie gehabt bei 44 zu 12 zu 44. Zu sehen ist die bereits erwähnte Veränderung der Gewichtung von Fett- und Eiweißkilogrammen.
Fruchtbarkeitswert erhält mehr Bedeutung
Bei den Fleischmerkmalen erfolgt eine geringfügige Verschiebung von den Zunahmen in Richtung der Schlachtleistung. Innerhalb des Fitnessblocks wird etwas Gewicht von der Nutzungsdauer auf den neuen Fruchtbarkeitswert FRW verschoben. Außerdem ersetzen der Vitalitätswert VIW die Totgeburten und der Eutergesundheitswert EGW die Zellzahl. Über FRW und EGW sind also erstmals Gesundheitsmerkmale direkt im GZW und damit im Zuchtziel der Rasse Vorderwälder enthalten.
Mit der August-Zuchtwertschätzung für die Rasse Vorderwälder dürfte das GZW/MW-Niveau steigen. Im Einzelfall wird es deutliche ZW-Änderungen (GZW: circa ±10) geben. Die Sicherheiten der Zuchtwerte werden höher, zum Beispiel bei Bullen: FIT: + 6%; ND: + 2%; FRW: +10 %; KVP: +6 %; KVM: + 5%. Das heißt, die Zuchtwerte werden sicherer.
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