Digital zum Kalten Markt
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Der Flächenverbrauch war eines der zentralen Themen. Darüber diskutierte Hubert Kucher, Vorsitzender des Bauerverbands Ostalb-Heidenheim, unter anderem mit Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, der Wirtschaftsministerin Baden-Württembergs.
Zum Einstieg wählte Hubert Kucher das Thema Klimawandel: „Jeder will sich selbst verwirklichen, aber niemand will sich einschränken“, beschrieb der Vorsitzende die gesellschaftliche Stimmung, wie er sie wahrnimmt. Der Klimawandel mit Dürren, Überflutungen, Insektensterben oder milden Wintern sei aber vom Menschen gemacht, sagte er. Das heißt für ihn, der Klimawandel treffe die gesamte Gesellschaft, deshalb müssten auch alle etwas dagegen tun.
Eine mögliche Lösung biete die Landwirtschaft mit ihren fruchtbaren Böden, empfahl Kucher. Landwirtschaftlich genutzte Böden liefern nicht nur Nahrungsmittel; sie nehmen Wasser auf, binden CO2 und ermöglichen den Artenreichtum (Biodiversität). Flächenversiegelung durch Industrie, Gewerbe und Wohnbebauung allerdings stehe diesem Ziel entgegen, mahnte Kucher.
In die Höhe und in die Tiefe bauen
Dem Kreisvorsitzenden sind die Interessen von Gemeinden durchaus bewusst, die für ihre prosperierende Wirtschaft Gewerbegebiete und Wohnungen brauchen. Deshalb empfahl er, künftig nicht mehr in die Breite, sondern „in die Höhe und in die Tiefe zu bauen“. Konkret erwähnte er die Neuansiedlung eines Discounters. In der Tiefe die Parkplätze, in der Mitte der Laden und auf dem Dach eine Fotovoltaikanlage. So ließe sich der Flächenverbrauch nach Ansicht des Landwirts sinnvoll reduzieren und die Fläche dennoch mehrfach verwerten.
Flächenverbrauch in der Diskussion
Das Land Baden-Württemberg, das in den vergangenen 20 Jahren Kucher zufolge „mehr als 60.000 Hektar Fläche zubetoniert“ habe, hat das Problem offenbar erkannt. Laut aktuellem Koaltionsvertrag soll der Flächenverbrauch bis zum Jahr 2035 auf „netto null“ gesenkt werden. „Wie soll das gehen?“, wandte sich die LBV-Pressesprecherin Ariane Amstutz in der Diskussion an die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut.
Die Ministerin warb um Verständnis, dass solche Veränderungen nicht im Handumdrehen möglich seien. „Die Menschen müssen das verstehen“, sagte sie. Kuchers Anregung, mehr in die Höhe zu bauen, um den Flächenverbrauch zu senken, trägt Hoffmeister-Kraut nicht nur mit, sondern das Land fördert diese Bauweise geradezu. Über ein 240 Mio. Euro-Förderprogramm würden Städte seit Jahren angeregt, die Innenentwicklung anzugehen. Hoffmeister-Kraut will die Beteiligten wie Kreise, Kommunen und Bürger dabei nicht gegeneinander ausspielen, sondern sie versucht, diese Ziele über „Bereitschaft und Akzeptanz“ zu erreichen. Das brauche eben Zeit.
Energie statt Essen
Ein weiteres Thema in der Diskussion war die Energiegewinnung durch landwirtschaftliche Flächen. Hubert Kucher sieht die Sache pragmatisch. Wenn die Gesellschaft von den Flächen keine heimischen Nahrungsmittel wolle, dann könnten die Landwirte auch nur Energie davon gewinnen. Entscheidend für die Landwirte sei, dass sie die Energiegewinnung selbst in der Hand behalten könnten. Die Idee der Agrifotovoltaik, also der Doppelnutzung von Nahrungserzeugung und Energie, hält Kucher in den Dauerkulturen von Obst- und Weinbau für praktikabel. Im Ackerbau seien die aufgeständerten Fotovoltaikanlagen seinen Worten zufolge allerdings nicht wirtschaftlich machbar. Weitere Diskussionsteilnehmer im Rathaus waren der Landrat des Ostalbkreises, Dr. Joachim Bläse, und der OB von Ellwangen, Michael Dambacher.
Die Veranstaltung zum Nachhören unter Youtube https://m.youtube.com/watch?v=TdSHDeyoq_U.
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