Ein wachsendes Problem für den Rapsanbau in Baden-Württemberg
In Baden-Württemberg gewinnt der Schwarze Kohltriebrüssler zunehmend an Bedeutung und hat in den letzten Jahren erhebliche Schäden verursacht. Auch in diesem Jahr wurden wieder zahlreiche Käfer gefangen, weshalb eine kontinuierliche Beobachtung des Zuflugs wichtig bleibt. Beim Überschreiten der Schadschwelle ist der gezielte Einsatz von Insektiziden notwendig.
von Dr. Jonathan Mühleisen, Pflanzenschutzdienst am Regierungspräsidium Stuttgart erschienen am 21.10.2024Der Schwarze Kohltriebrüssler ist ein Schädling, der in den letzten Jahren zunehmend Schäden in Rapsbeständen verursacht hat. Genau wie der Rapserdfloh gehört er zu den „Kühlbrütern“. Der etwa 3 Millimeter lange schwarze Rüsselkäfer fliegt im Herbst in die jungen Rapsbestände ein. Bei milden Temperaturen bleibt er den ganzen Winter über, bis etwa Ende März, aktiv. Die Weibchen legen ihre Eier oft an der Oberseite der Blattstielbasis ab. Von dort bohren sich die Larven bis in das Herz der Rapspflanze vor und fressen im Vegetationspunkt bis ins Frühjahr hinein.
Diese Fraßtätigkeit der Larven führt im Frühjahr zu erheblichen Wachstumsstörungen. Die Haupttriebbildung der Rapspflanzen wird gestört, was häufig zum Absterben des Haupttriebs führt. Stattdessen bilden sich mehrere Seitentriebe. Diese buschartigen, seitentriebbildenden Rapspflanzen, auch als „Hexenbesen“ bekannt, beginnen später in der Vegetation zu blühen. Die ungleichmäßige Abreife nach einer verlängerten Blütezeit beeinträchtigt die Ernte erheblich.
Schadschwelle und Bekämpfung
Obwohl die genaue Schadschwelle für wirtschaftliche Schäden durch den Schwarzen Kohltriebrüssler noch nicht abschließend erforscht ist, wird vorläufig ein Bekämpfungsrichtwert von zehn Käfern pro Gelbschale angenommen. Treten zusätzlich noch Rapserdfloh-Käfer auf, können die Käfer beider Arten zusammengezählt werden. Der Bekämpfungsrichtwert beträgt dann insgesamt 50 Käfer innerhalb von drei Wochen. Insektizide wie Pyrethroide (zum Beispiel Karate Zeon oder Decis Forte) haben sich als wirksam erwiesen.
Die Fangzahlen des Rapserdflohs waren in diesem Jahr vielerorts gering. Solange weniger als 50 Käfer innerhalb von drei Wochen gefangen werden, ist in der Regel keine Behandlung erforderlich. Ab Ende Oktober sollten die Bestände jedoch nochmals auf Larvensymptome untersucht werden. Diese äußern sich durch Ein- und Ausbohrlöcher an den Blattstielen sowie Minierfraß. Wenn in guten Beständen fünf Larven pro Pflanze oder in schlechteren Beständen drei Larven pro Pflanze gefunden werden, sollte eine Behandlung erfolgen.
Behandlungsmöglichkeiten
Neben den Pyrethroiden haben Exirel und Minecto Gold, die beide über eine Notfallzulassung verfügen, eine translaminare und lokalsystemische Wirkung. Diese Mittel sind besonders effektiv, da sie auch Larven in den Blattstielen erreichen. Der Wirkstoff Cyantraniliprole, der in beiden Präparaten enthalten ist, bietet damit eine ergänzende Möglichkeit zur Bekämpfung des Schwarzen Kohltriebrüsslers.
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