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Interview mit Dieter Mainberger

Sonderregelung dringend nötig

Vergangene Woche entstand ein Sondierungspapier mit dem CDU, CSU und SPD in die Koalitionsverhandlungen gestartet sind. Im Papier enthalten ist auch eine geplante Anhebung des Mindestlohns auf 15 Euro. Dieter Mainberger, Vorstandsmitglied des Landesbauernverbandes und Vorsitzender im Bauernverband Tettnang sieht die geplante Mindestlohnerhöhung äußerst kritisch.

von Landesbauernverband erschienen am 19.03.2025
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Zur Person
Dieter Mainberger
Kreisvorsitzender im Bauernverband Tettnang und Obstbauer aus Kressbronn am Bodensee.
Herr Mainberger, was würde ein Mindestlohn von 15 Euro für die Landwirtschaft in Deutschland bedeuten? Mainberger: Ein nochmals erhöhter Mindestlohn würde den Strukturwandel in der Landwirtschaft extrem beschleunigen. Vor allem personalintensive Betriebe würde man damit hart treffen. Sollte der Mindestlohn in Deutschland wirklich kurz- oder mittelfristig auf 15 Euro steigen, werden viele Höfe ihre Tore schließen müssen. Besonders im Anbau von Sonderkulturen wie Obst, Gemüse und Wein, eben dort wo viele Erntehelfer eingesetzt werden. Im Betriebszweig Erdbeeren – hier sind viele Arbeitsstunden zur Ernte notwendig – kann man diese Entwicklung bereits beobachten. Seit der Einführung des Mindestlohns 2015 mussten wir einen Rückgang von rund 20 Prozent oder knapp einem Viertel der Anbaufläche feststellen. Deutsche Erdbeeren sind mittlerweile rar geworden in den Regalen.
„Wir können diese Kostensteigerungen nicht auf den Preis für die Ware umlegen.“ Dieter Mainberger, Obstbauer
Was würde eine Mindestlohnerhöhung für die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Betriebe bedeuten? In Deutschland haben wir hohe Produktions- und Sozialstandards. Diese verteuern unsre Produktionskosten gegenüber den Wettbewerbern aus dem Ausland. Wir können diese Kostensteigerungen nicht auf den Preis für die Ware umlegen. Das heißt diese Kosten trägt der Produzent. Nahezu alle unsere europäischen Nachbarn haben einen deutlich geringeren Mindestlohn. So können wir keinesfalls im europäischen Wettbewerb bestehen! Der Vorschlag der Mindestlohn-Erhöhung verdrängt die landwirtschaftliche Erzeugung noch mehr ins Ausland. Dabei kann hierzulande eh nur noch ein Fünftel des Bedarfs an Obst aus heimischen Anbau gedeckt werden. Bei Gemüse liegt der Selbstversorgungsgrad bei lediglich 37 Prozent. Eine Abschaffung des Mindestlohns scheint unwahrscheinlich. Was fordert der Bauernverband stattdessen? Mainberger: Eine Sonderregelung für landwirtschaftliche Betriebe ist unumgänglich, sonst werden die Sonderkulturbetriebe in Deutschland mit diesen Wettbewerbsverzerrungen keine Zukunft haben. Der Bauernverband hat die Mindestlohn-Pläne in der Presse scharf kritisiert. Wir werden weiterhin intensiv daran arbeiten, dass dieser Vorschlag sich nicht im Koalitionsvertrag wiederfindet – jedenfalls nicht ohne eine Sonderregelung für die Landwirtschaft. Ich bin mir sicher, viele Landwirtinnen und Landwirte sind bereit ihren Mitarbeitenden einen ordentlichen Lohn zu bezahlen, vor allem denen, die ihren Lebensunterhalt in Deutschland bestreiten, ihre Familie hier in diesem Land ernähren müssen und auch hier ihre Rente beziehen werden. Aber es darf eben die Betriebe nicht kaputt machen und die Sicherstellung mit einheimischen Lebensmitteln gefährden. Wir haben bereits einiges versucht, unsere Produktionskosten zu senken, um die höheren Personalkosten stemmen zu können.  Zum Beispiel durch Investitionen in neue Technik, um effizienter arbeiten zu können. Aber auch das hat seine Grenzen. Wird der Mindestlohn weiter in diesem Tempo steigen, müssen wir uns von arbeitsintensiven Obstkulturen trennen.
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