
Milch hat Zukunft
Beim Landesbauernverband (LBV) und beim Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband (BLHV) hat die Milch einen hohen Stellenwert. Entsprechend gibt es in beiden Verbänden jeweils einen Milchausschuss, der die Interessen der Milchviehhalter vertritt. Am 23. Mai trafen sich die Mitglieder auf dem Steinachtalhof von Familie Faßnacht in Horb-Altheim.
von Matthias Borlinghaus Quelle LBV-Milchausschuss erschienen am 26.05.2025Trotz zum Teil weiter Anfahrtswege und jeder Menge Herausforderungen für die Tierhalter war die Stimmung auf dem diesjährigen Jahrestreffen zuversichtlich. Nach einer Hofführung standen Vorträge und Diskussionen über die aktuellen Herausforderungen, den Milchmarkt und die Agrarpolitik auf der Tagesordnung. Einer, der positiv nach vorne schaut, ist auch Stefan Faßnacht: „Die Milchpreise sind derzeit in Ordnung und mir macht es viel Freude, mit dem Vieh umzugehen“, meint der Betriebsnachfolger und Gastgeber am Rande des Treffens. Stefan Faßnacht hat Landwirtschaft in Triesdorf studiert und ist vor rund vier Jahren in den elterlichen Betrieb eingestiegen. Mit rund 100 Hektar Grünland und 230 Hektar Ackerbau wird der landwirtschaftliche Betrieb des Kreisvorsitzenden von Freudenstadt, Gerhard Faßnacht, seit drei Jahren als GbR geführt.
Süd-Schiene steht
Karl-Heinz Mayer war aus Überlingen angereist. Der BLHV-Vizepräsident und Ausschussvorsitzende aus Süd-Baden, bei dem der Sohn ebenfalls mit im Betrieb ist, freut sich über die rege Teilnahme. Er betonte, dass die Betriebe im Süden Deutschlands ihre ganz spezifischen Anliegen hätten, ähnliche Strukturen aufwiesenund großteils völlig anders aufgestellt seien als Betriebe zum Beispiel in Ostdeutschland. Die Betriebe arbeiten 24/7 und das ohne Planungssicherheit: das ist derzeit die größte Herausforderung für die Milchviehhalter und insbesondere für die junge Generation, erklärte Mayer. Bei Stallplatzkosten von über 25.000 Euro seien die Investitionssummen gewaltig und so manche Politiker wollten die Anforderungen ans Tierwohl „mit aller Gewalt immer noch weiter nach oben schrauben“. Dies könne so nicht weitergehen. Bei den Diskussionen um die Anbindehaltung bleibt Mayer gelassen. Diese Haltungsform dürfte seiner Ansicht nach mit der Generationsfolge „automatisch“ immer weiter auslaufen. Roswitha Geyer-Fäßler berichtete, dass der Selbstversorgungsgrad bei der Milch in Baden-Württemberg nur noch 56 Prozent beträgt. „Das ist für mich eine erschreckende Zahl“, so Geyer-Fäßler. Für die Ausschussvorsitzende und LBV-Vizepräsidentin, die im württembergischen Allgäu einen Biobetrieb bewirtschaftet, ist das Grund genug, jetzt beim Tag der Milch am 1. Juni deutlich zu machen, wie wertvoll die Milch als Lebensmittel ist. Des Weiteren fordert sie unter anderem eine Freiwilligkeit bei der Biotopvernetzung und will eine Derogation beantragen, um die Gülleproblematik besser in den Griff zu bekommen.
Positive Signale aus der Politik
Wie eine Milchpolitik der neuen Bundesregierung in den nächsten vier Jahren aussehen könnte, lässt sich laut Leonie Langeneck, Milchreferentin beim Deutschen Bauernverband (DBV), noch nicht abschätzen. Erste Signale allerdings seien positiv. Das Tierschutzgesetz liege gerade auf Eis, das Bundesprogramm Nutztierhaltung sei noch unkonkret. Beim Artikel 148 Gemeinsame Marktordnung (GMO) gehe das Tauziehen in die nächste Runde, die GMO werde überarbeitet. Wie bei Teilen des Tierwohls, bei der Weidepflicht für Biobetriebe oder einer Anwendung von Artikel 148 werde deutlich, dass die Politik nur all zu oft ihre eigenen Ziele konterkariert, erläuterte Langeneck. Und: „Damit schießt man den Betrieben, die man eigentlich haben möchte, komplett ins Bein.“ Ganz oben auf der politischen Agenda stehe die Planungssicherheit von mindestens 20 Jahren für Neu- und Umbauten sowie eine finanzielle Unterstützung für den Umbau der Nutztierhaltung. Bauanträge müssten einfacher bewilligt, das Tierhaltungskennzeichnungsgesetz reformiert werden. Im Milchausschuss war man sich einig, dass eine Weidepflicht den Bio-Betrieben keinerlei Vorteile bringe. Sie sei ideologisch gesteuert und schade dem Markt. „Die Kuh will gar keine Weide, sondern moderne Ställe, die kühl und luftig sind“, so ein Statement aus dem Gremium.
Aus Bayern angereist waren Alfred Enderle, Vorsitzender des Verwaltungsausschusses des Bayerischen Milchförderungsfonds und Dr. Hans-Jürgen Seufferlein, Geschäftsführer beim Verband der Milcherzeuger Bayern e. V. Seufferlein stellte den Bayerischen Milchförderungsfonds (MFF) vor. Martin Schall, LBV-Unternehmensberatungsdienste GmbH, machte deutlich, dass bei einem Schaden die Tierseuchenkasse lässt nicht alles bezahle und dass deshalb eine zusätzliche Tierversicherung immer wichtiger werde. Noch zu viele Betriebe seien unterversichert.
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