Hohe Düngerqualität für mehr Effizienz
Die Qualität von Mineraldüngern beeinflusst Effizienz, Umweltverträglichkeit und Wirtschaftlichkeit. Besonders bei Importware gibt es große Unterschiede, die sich auf Lagerung, Streubild und Nährstoffverfügbarkeit auswirken. Eine präzise Querverteilung ist entscheidend, um Ertragseinbußen zu vermeiden und den Düngereinsatz zu optimieren.
von Carsten Koch vom Landesarbeitskreis Düngung Süd/West erschienen am 24.03.2025Hohe Erdgaspreise und steigende Produktionskosten für Mineraldünger in Deutschland und Westeuropa haben den Markt für Düngemittelimporte weiter geöffnet. Immer mehr Ware aus Regionen mit deutlich geringeren Anforderungen an die Produkt- und Produktionsqualität drängt auf den Markt. Gerade in Zeiten relativ hoher Mineraldüngerpreise wird es immer wichtiger, dass die Qualität des zugekauften Düngers bis zur Anwendung erhalten bleibt, um zusätzliche Kosten für die Landwirte und die Umwelt zu vermeiden. Eine praxisgerechte Ausbringung und damit eine optimale Effizienz kann nur durch eine gute Qualität gewährleistet werden.
Ausbringen ohne Einarbeiten nur mit Inhibitor
Ein Ureaseinhibitor (UI) schützt den Harnstoff für einen Zeitraum von bis zu zwei Wochen vor einer zu schnellen Umwandlung in die Ammoniumform. Er verhindert den lokalen pH-Anstieg um die Düngegranalie. Der gebildete Ammoniumstickstoff kann so besser an die Bodenpartikel gebunden werden. Die Gefahr von Ammoniakverlusten wird nahezu eliminiert. Eine weitere Beeinflussung der Stickstoffumsetzung im Boden findet nicht statt. Die Anwendung von Harnstoff + UI ist daher vergleichbar mit der Anwendung herkömmlicher Düngemittel. Eine Ausbringung von Harnstoff = 44 % N ohne anschließende Einarbeitung ist nach den gesetzlichen Vorgaben nur noch möglich, wenn der Harnstoff einen Ureasehemmer enthält. Hier liegt der wesentliche Unterschied zwischen Importware und Markenqualität. Bei stabilisierten Fertigprodukten ist der Wirkstoff in der von der Düngemittelverordnung geforderten Konzentration enthalten. Der Ureasehemmstoff ist also bereits im Düngemittel enthalten. Somit steht ein Produkt mit definierter und hoher Qualität zur Verfügung. Bei der Verwendung von Importware riskiert der Anwender nicht nur einen Verstoß gegen die Düngemittelverordnung, sondern auch eine erhöhte Belastung der Umwelt mit klimaschädlichen Gasen.
Besprühter Harnstoff anfällig für Qualitätsmängel
Um die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen, wird die importierte Ware nachträglich mit einem Ureaseinhibitor besprüht. Diese Vorgehensweise ist zwar möglich, birgt aber einige Risiken, die sich negativ auf die Düngemittelqualität und die Verkehrsfähigkeit nach Düngemittelgesetz auswirken können. Die Düngemittelverordnung schreibt Mindest- und Höchstgehalte des Wirkstoffs zum Zeitpunkt der Anwendung vor. Zudem erreichen aufgesprühte Ureasehemmstoffe nicht die Lagerstabilität von bis zu 12 Monaten, die ein Fertigprodukt oder hochwertige Ureasehemmstoffe aufweisen.
Düngerqualität beeinflusst die Querverteilung
Auch die Düngerqualität beeinflusst die Querverteilung Durch die nachträgliche Wirkstoffapplikation bei Importharnstoff verändert sich die Granulatoberfläche. Da nicht für jeden Harnstoffspritzdünger Streutabellen vorliegen, kann das veränderte Streuverhalten zu teilweise massiven Abweichungen in der Querverteilung führen. Bei Fertigprodukten ist die Produkteigenschaft definiert und es liegen Streutabellen vor. Auch die Lagerung von Produkten unterschiedlicher Herkunft in einer Box kann zu Streufehlern führen. Dies gilt nicht nur für Harnstoff, sondern auch für alle anderen Produkte wie z.B. Kalkammonsalpeter oder SSA.
Gerade bei Importware kann der mittlere Korndurchmesser oft sehr stark schwanken. Werden dann deutlich unterschiedliche Düngerqualitäten auf einen Haufen geschüttet, ist eine exakte Querverteilung mit einem Scheibenstreuer nicht mehr möglich. Eine mangelhafte Querverteilung ist die Folge. Es kommt zur sogenannten „technischen Streifenkrankheit“, die zu deutlichen Ertragseinbußen und damit zu finanziellen Verlusten führt. Grund: Eine Streuabweichung ist für das menschliche Auge erst ab ungefähr 30 % sichtbar. Der genauen und gleichmäßigen Querverteilung des eingesetzten Düngemittels muss jedoch oberste Priorität eingeräumt werden, um den gesamten Pflanzenbestand eines Schlages bedarfsgerecht düngen zu können.
Unterschiedliche Korngröße beeinflusst Variationskoeffizient
Die Abdrehprobe und der Querverteilungstest mit Streuschalen sind für die Stickstoffeffizienz ebenso wichtig wie die Düngermenge. Als Parameter zur Beurteilung der Verteilgenauigkeit hat sich der Variationskoeffizient (VK) bewährt. Doch was sagt der VK eigentlich aus? Der VK ist das Maß für die Genauigkeit der Düngerausbringung. Er gibt die mittlere prozentuale Abweichung der tatsächlichen Ausbringmenge von der Sollausbringmenge pro Teilbreite an. Werte zwischen 10 % und 15 % beschreiben ein gutes Streubild und führen zu einer guten Querverteilung der ausgebrachten Nährstoffe auf der Fläche. Der VK wird auch von der Korngröße und der Kornhärte beeinflusst, die bei Importdüngern oft stark schwanken.
Eine optimale Korngrößenverteilung von 1,6 bis 5 Millimeter mit einem Schwerpunkt bei 3,5 Millimeter führt zu einem optimalen Streubild auf dem Feld. Größere Düngerkörner fliegen bei gleichem Schüttgewicht weiter als kleinere.
Rein physikalisch bietet ein größeres Korn dem Luftwiderstand weniger Angriffsfläche und hat somit bessere Flugeigenschaften. Je höher der Feinkornanteil, desto schlechter die Streueigenschaften des Düngers. Größere Arbeitsbreiten sind mit minderwertigem Dünger praktisch nicht möglich. Hinzu kommt die extreme mechanische Beanspruchung des Düngers bei größeren Streubreiten und die Gefahr eines höheren Düngerkornabriebes bei längeren Streuschaufeln. Um die daraus resultierende Staubentwicklung zu reduzieren, ist auf eine gute Düngerqualität zu achten.
Für eine exakte und bedarfsgerechte Ausbringung von granulierten Düngemitteln sind folgende Punkte unbedingt zu beachten:
- Achten Sie schon beim Einkauf auf die Qualität des Düngers.
- Sachgerechte Lagerung des Düngers, um die Düngerqualität bis zur Ausbringung zu erhalten.
- Einwandfreier technischer Zustand des Düngerstreuers (z.B. Wurfschaufeln).
- Einstellung des Düngerstreuers gemäß Streutabelle.
- Querverteilung mit Streuschalen-Set überprüfen.
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