
Rekordzahlen bei der Rindervermarktung
Ein Umsatzplus von 13,7 Mio. Euro innerhalb eines Jahres: Das war nur eine von mehreren Rekordzahlen, die Berthold Kirchmaier, Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft für Schlachtvieh Allgäu w.V. Kaufbeuren (EG Schlachtvieh) bei der Versammlung am 20. März in Kißlegg präsentieren konnte.
von Matthias Borlinghaus Quelle Erzeugergemeinschaft für Schlachtvieh Allgäu w.V. Kaufbeuren erschienen am 26.03.2025"Wir haben eine Firma mit über 100 Mio. Euro Umsatz“, zeigte sich Kirchmaier stolz auf das Geschäftsjahr 2024, in dem die EG Schlachtvieh ihr 50-jähriges Jubiläum feiern durfte. Die Erzeugergemeinschaft erzielte ein Jahresergebnis von 114.000 Euro und die Tochterfirma, die Schlachtvieh GmbH, kommt auf ein Ergebnis von 221.000 Euro (nach Steuern). Einer der Gründe, warum Schlachtrinder derzeit so knapp sind, sieht Kirchmaier darin, dass über die Jahre sehr viele Milchviehhalter aufgehört haben. Hinzu kamen im vergangenen Jahr Tierverluste durch die Blauzungenkrankheit. Somit seien die Schlachtzahlen bereits seit Weihnachten viel zu niedrig gewesen. Rindfleisch, egal ob von Kühen, Bullen oder Färsen, ist knapp und wird gesucht. Gefragt seien vor allem hochwertige Fleischteile wie Entrecôte, Filetstücke, Hüfte oder Tafelspitz, am besten auch aus höheren Haltungsstufen oder gerne auch in Bio-Qualität.
Weltweit knappes Angebot
Für Kirchmaier werden die Mengen an Rindfleisch überall auf der Welt knapp, angesichts einer wachsenden Weltbevölkerung und einer Verschärfung des Klimawandels. Dies gelte längst nicht nur für Südamerika, von wo aus Rindfleisch in die EU importiert wird, sondern auch für andere EU-Länder, wie Polen zum Beispiel. Eine Konkurrenz fürchtet er nicht: „Die sind noch nicht so weit, dass sie mit unseren Standards mithalten können.“ Im Vortrag appellierte Kirchmaier an die Mitglieder: „Die Ware, die ihr produziert, war noch nie so viel wert wie heute. Ihr betreibt Rohstoffsicherung.“ Angesichts zurückgehender Tierbestände und rückläufiger Schlachtungen müssten gemeinsam Anstrengungen unternommen werden, damit die Schlachthöfe ihre Kapazitäten aufrechterhalten können.
Blick auf die Rekordpreise
Der Bulle notiert derzeit bei 6,50 Euro pro kg. „Das sind Preise, wie wir sie noch nie gehabt haben“, so Kirchmaier. Ähnlich bei den Kühen: Lag der Preis für R-Kühe in den vergangenen Jahren bei 3,70 bis 3,80 Euro pro kg, vielleicht auch mal bei vier Euro, sind es heute 5,40 Euro pro kg als Basispreis, plus Zuschläge kommt man auf fast sechs Euro. „Da ist schon richtig was los auf dem Markt“, sagte Kirchmaier. Knapp sind auch die Kälber. Wenn es weniger Kühe gibt, gibt es auch weniger Kälber. Hier gebe es eine gewaltige Nachfrage aus Norddeutschland. Die rund 80 kg schweren Tiere werden im Süden abgeholt, um sie als Fresser oder Bullen im Norden zu mästen und dann dort zu schlachten. Für die Mäster in Süddeutschland wird es zunehmend schwierig, genügend Tiere zum Einstallen einkaufen zu können. Bei Fleckvieh liegen die Preise bei den Bullenkälbern teilweise bei über elf Euro pro kg, also bei über 900 Euro pro Tier. Zur Erinnerung: Der „normale Preis“ in den vergangenen Jahren lag bei fünf Euro bis 5,50 Euro pro kg.
Ohne Kuh kein Kalb
„Wir müssen schauen, dass wir genug Tiere am Markt haben“, so Kirchmaier. Färsen und Bullenmast sind der EG im Laufe der Jahre immer wichtiger geworden, gleichzeitig mussten die Kuhzahlen (bei der EG wurden 2024 rund 32.000 Kühe pro Jahr vermarktet) möglichst stabil gehalten werden. Kirchmaier erinnerte daran, dass die Erzeugergemeinschaft ursprünglich zunächst eine reine „Kuh-Erzeugergemeinschaft" war, also eine Gemeinschaft ausschließlich für Milchviehhalter. „Das Schöne ist, dass sich bei uns die Kuhzahlen bis heute auf einem vergleichsweise hohem Niveau befinden“, so Kirchmaier. Ohne Kuh kein Kalb. Und ohne Kalb keine Milch und kein Fleisch. Entsprechend seien die Kuhzahlen ein wichtiger Indikator für die Verfügbarkeit der Tiere am Rindfleischmarkt insgesamt. Hinzu kommt, dass die Kühe einen wertvollen Schlachtköper besitzen.
Höhere Haltungsstufen gefragt
Kirchmaier habe seinen Mitgliedern im Mastbereich bereits vor sieben Jahren empfohlen, in Haltungsstufe 3 zu investieren. Entsprechend sei die EG heute in der Lage, ausreichend Stückzahlen zu liefern. Hier gibt es bei der Färse einen Zuschlag von 40 Cent pro kg, beim Bullen sind es je nach Programm zwischen 35 und 45 Cent mehr. Milchviehbetriebe, die QM++ zertifiziert sind, haben ihre Kühe ebenfalls in Haltungsstufe 3. Hier gibt es ein Plus von 22 bis 30 Cent pro kg. Ähnlich bei Bio. Auch hier habe sich der Absatz über die Bio-Allgäuhof-Schiene positiv entwickelt. Im Jahr 2001 habe man mit 30 Landwirten mit zehn bis 20 schlachtreifen Tieren alle vier Wochen begonnen. Zuletzt wurden über diese Schiene 7748 Tiere im Jahr geschlachtet – Tendenz weiter steigend. Zunehmend würden auch Großkunden auf Bio umsteigen, weil Bio ein gutes Image habe und es im konventionellen Bereich kaum noch Tiere zu kaufen gebe. „Da nimmt man jeden Strohhalm, um die Regale in den Geschäften zu füllen“, kommentierte Kirchmaier. Bezahlt wird die Bioware bei der EG über Zuschläge (in der Regel 60 Cent pro kg) auf die amtlichen Notierungen aus Bayern und Baden-Württemberg für Tiere aus konventioneller Haltung.
Wichtiger Lieferant für Best Beef
Eine wichtige Absatzschiene für die EG-Mitglieder ist das Best-Beef-Programm von McDonald’s. Ein Vorteil sei, dass sich hier auch leichtere Kühe der Rassen Braunvieh oder Holsteins zu guten Preisen platzieren ließen. Für Best-Beef-Kühe, so Kirchmaier, seien derzeit deutschlandweit 33 Lieferanten freigeschaltet. Etwa 30.000 Tiere würden für dieses Programm geschlachtet, davon kämen 13.500 von der EG Schlachtvieh. Entsprechend hoch sei die Verantwortung, die Abmachungen und Vorgaben für das Programm mit den beiden Schlachthöfen in Kempten und in Buchloe bestmöglich zu erfüllen. „Ich bin mir der Verantwortung bewusst. Wir verhandeln auf Augenhöhe. Wir reden, was es zu reden gibt. Wir handeln aus, was es zu verhandeln gibt“, so Kirchmaier. Die EG beliefert rund ein Drittel der Schlachtungen vom (noch) Vion-Schlachthof in Buchloe und ein Viertel vom Tönnies-Schlachthof in Kempten. Zudem werden Tiere nach Ulm, Crailsheim, zu Attenberger in München und nach Waldkraiburg gebracht sowie an eine Handvoll Metzgerbetriebe verkauft.
Die EG hat 4774 Mitglieder (Vorjahr: 4760), davon 1114 Biobetriebe. Im Rückblick wurde die Schwelle von mehr als 5000 Mitgliedsbetrieben lediglich im Zeitraum der Jahre 2011 bis 2017 überschritten. Die Vermarktungszahlen sind im Laufe der Jahre bei den Bullen und Färsen kontinuierlich gestiegen, lediglich bei den Kühen gab es 2022/23 eine kleine Delle. Passend zum 50-jährigen Betriebsjubiläum der EG im Jahr 2024 sind die Schlachtzahlen von 48.862 im Jahr 2023 auf 52.084 Tiere pro Jahr gestiegen. Über die Allgäu Schlachtvieh GmbH, einer hundertprozentigen Tochtergesellschaft der EG, konnten 2024 weitere 17.813 Kühe, Färsen, Bullen, Kälber und Fresser vermarktet werden. Der Umsatz der EG stieg im Geschäftsjahr von knapp 70 Mio. Euro auf knapp 80 Mio. Euro. Bei der Allgäu Schlachtvieh GmbH waren es 2024 rund 3,5 Mio. Euro mehr Umsatz, was einer Erhöhung von rund 17 Prozent entspricht – von 21 Mio. Euro auf 24,5 Mio. Euro. In der Summe, EG und GmbH zusammen, bedeutet das einen Jahresumsatz von 104 Mio. Euro.

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